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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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sie auf dem Lande genugsam Gelegenheit gehabt, zu sehen, daß ansteckende Krankheiten, aus Mangel an Raum, den Kern so manches Daseins für immer vergifteten. Sie beschloß daher, am Fuße des Schloßberges, auf einem freien, und dennoch geschützten Platze, ein Gebäude zur Aufnahme hülfsbedürftiger Kranken errichten zu lassen; darneben sollte ein Garten angelegt werden, theils zur Erheiterung der Genesenden, theils darin Klima und Boden angemessene Heilpflanzen und Kräuter zu ziehen. Die innre Oekonomie des Ganzen sollte bejahrten Männern und Frauen anvertraut werden, welche auf die Weise, zu gröberer Arbeit untauglich, hinreichenden Unterhalt fänden. Minchen berechnete sogleich, wie man auch verwaiste Kinder bei der Anstalt versorgen, und zu nützlicher Thätigkeit anführen könne, und zwar, indem man den Knaben die Bearbeitung des Gartens, den Mädchen aber das Spinnen und Weben der nöthigen Wäsche für die Kranken übertrüge. Je näher beide den Entwurf betrachteten, je lebhafter ward der Wunsch in ihnen, die Ausführung desselben ins Werk zu richten. Luise fühlte indeß bald, daß sie trotz allem Aufwand von Kräften, dennoch fremder Hülfe dazu bedürfe. Sie wandte sich daher an ihren alten Freund, den Arzt, dem außer den erforderlichen Kenntnissen seines Faches, eine

sie auf dem Lande genugsam Gelegenheit gehabt, zu sehen, daß ansteckende Krankheiten, aus Mangel an Raum, den Kern so manches Daseins für immer vergifteten. Sie beschloß daher, am Fuße des Schloßberges, auf einem freien, und dennoch geschützten Platze, ein Gebäude zur Aufnahme hülfsbedürftiger Kranken errichten zu lassen; darneben sollte ein Garten angelegt werden, theils zur Erheiterung der Genesenden, theils darin Klima und Boden angemessene Heilpflanzen und Kräuter zu ziehen. Die innre Oekonomie des Ganzen sollte bejahrten Männern und Frauen anvertraut werden, welche auf die Weise, zu gröberer Arbeit untauglich, hinreichenden Unterhalt fänden. Minchen berechnete sogleich, wie man auch verwaiste Kinder bei der Anstalt versorgen, und zu nützlicher Thätigkeit anführen könne, und zwar, indem man den Knaben die Bearbeitung des Gartens, den Mädchen aber das Spinnen und Weben der nöthigen Wäsche für die Kranken übertrüge. Je näher beide den Entwurf betrachteten, je lebhafter ward der Wunsch in ihnen, die Ausführung desselben ins Werk zu richten. Luise fühlte indeß bald, daß sie trotz allem Aufwand von Kräften, dennoch fremder Hülfe dazu bedürfe. Sie wandte sich daher an ihren alten Freund, den Arzt, dem außer den erforderlichen Kenntnissen seines Faches, eine

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[168/0170] sie auf dem Lande genugsam Gelegenheit gehabt, zu sehen, daß ansteckende Krankheiten, aus Mangel an Raum, den Kern so manches Daseins für immer vergifteten. Sie beschloß daher, am Fuße des Schloßberges, auf einem freien, und dennoch geschützten Platze, ein Gebäude zur Aufnahme hülfsbedürftiger Kranken errichten zu lassen; darneben sollte ein Garten angelegt werden, theils zur Erheiterung der Genesenden, theils darin Klima und Boden angemessene Heilpflanzen und Kräuter zu ziehen. Die innre Oekonomie des Ganzen sollte bejahrten Männern und Frauen anvertraut werden, welche auf die Weise, zu gröberer Arbeit untauglich, hinreichenden Unterhalt fänden. Minchen berechnete sogleich, wie man auch verwaiste Kinder bei der Anstalt versorgen, und zu nützlicher Thätigkeit anführen könne, und zwar, indem man den Knaben die Bearbeitung des Gartens, den Mädchen aber das Spinnen und Weben der nöthigen Wäsche für die Kranken übertrüge. Je näher beide den Entwurf betrachteten, je lebhafter ward der Wunsch in ihnen, die Ausführung desselben ins Werk zu richten. Luise fühlte indeß bald, daß sie trotz allem Aufwand von Kräften, dennoch fremder Hülfe dazu bedürfe. Sie wandte sich daher an ihren alten Freund, den Arzt, dem außer den erforderlichen Kenntnissen seines Faches, eine

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/170>, abgerufen am 02.05.2024.