Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Schweigen meldete er mir endlich aus Venedig, alles sei entdeckt, Viola habe den Schleier genommen, und er irre, verfolgt, halb sinnlos vor Schmerz, umher, ohne zu wissen, wohin er seine Schritte lenken sollte. Ich bat ihn dringend, zu mir zurückzukehren; allein meine Briefe blieben unbeantwortet, wie späterhin alle Nachforschungen fruchtlos. Ich sah mit wachsender Angst, bei jedem wiederholten Versuche, Nachricht von ihm einzuziehen, der Gewißheit seines Todes entgegen, und ich versank zuletzt in jene dumpfe Muthlosigkeit, an welcher alle Freuden des Lebens unbemerkt vorübergehn. Eines Abends saß ich einsam in meinem Zimmer und überschaute mein freudloses Dasein, als sich die Thür öffnete, und Dein Vater mit einer verschleierten Dame hereintrat, welcher ein Mann von hohem Ansehn und ausgezeichneter Kleidung folgte. Der Graf und die Gräfin Falkenstein, sagte er, mit sichtlicher Freude, die kürzlich aus Italien zurückkehrten. Aus Italien! rief ich, von tausend Ahndungen durchbebt, und eilte der Gräfin entgegen. Sie warf den Schleier zurück, und indem sie sich mit vieler Anmuth zu mir neigte, überzog eine flüchtige Röthe ihr etwas bleiches Gesicht, dessen bewegliche Züge keinen bleibenden Eindruck gestatteten. Aus Italien! wiederholte ich mit bangem Zagen, haben Sie -- -- Schweigen meldete er mir endlich aus Venedig, alles sei entdeckt, Viola habe den Schleier genommen, und er irre, verfolgt, halb sinnlos vor Schmerz, umher, ohne zu wissen, wohin er seine Schritte lenken sollte. Ich bat ihn dringend, zu mir zurückzukehren; allein meine Briefe blieben unbeantwortet, wie späterhin alle Nachforschungen fruchtlos. Ich sah mit wachsender Angst, bei jedem wiederholten Versuche, Nachricht von ihm einzuziehen, der Gewißheit seines Todes entgegen, und ich versank zuletzt in jene dumpfe Muthlosigkeit, an welcher alle Freuden des Lebens unbemerkt vorübergehn. Eines Abends saß ich einsam in meinem Zimmer und überschaute mein freudloses Dasein, als sich die Thür öffnete, und Dein Vater mit einer verschleierten Dame hereintrat, welcher ein Mann von hohem Ansehn und ausgezeichneter Kleidung folgte. Der Graf und die Gräfin Falkenstein, sagte er, mit sichtlicher Freude, die kürzlich aus Italien zurückkehrten. Aus Italien! rief ich, von tausend Ahndungen durchbebt, und eilte der Gräfin entgegen. Sie warf den Schleier zurück, und indem sie sich mit vieler Anmuth zu mir neigte, überzog eine flüchtige Röthe ihr etwas bleiches Gesicht, dessen bewegliche Züge keinen bleibenden Eindruck gestatteten. Aus Italien! wiederholte ich mit bangem Zagen, haben Sie — — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="13"/> Schweigen meldete er mir endlich aus Venedig, alles sei entdeckt, Viola habe den Schleier genommen, und er irre, verfolgt, halb sinnlos vor Schmerz, umher, ohne zu wissen, wohin er seine Schritte lenken sollte. Ich bat ihn dringend, zu mir zurückzukehren; allein meine Briefe blieben unbeantwortet, wie späterhin alle Nachforschungen fruchtlos. Ich sah mit wachsender Angst, bei jedem wiederholten Versuche, Nachricht von ihm einzuziehen, der Gewißheit seines Todes entgegen, und ich versank zuletzt in jene dumpfe Muthlosigkeit, an welcher alle Freuden des Lebens unbemerkt vorübergehn. Eines Abends saß ich einsam in meinem Zimmer und überschaute mein freudloses Dasein, als sich die Thür öffnete, und Dein Vater mit einer <choice><sic>verschleiereen</sic><corr>verschleierten</corr></choice> Dame hereintrat, welcher ein Mann von hohem Ansehn und ausgezeichneter Kleidung folgte. Der Graf und die Gräfin Falkenstein, sagte er, mit sichtlicher Freude, die kürzlich aus Italien zurückkehrten. Aus Italien! rief ich, von tausend Ahndungen durchbebt, und eilte der Gräfin entgegen. Sie warf den Schleier zurück, und indem sie sich mit vieler Anmuth zu mir neigte, überzog eine flüchtige Röthe ihr etwas bleiches Gesicht, dessen bewegliche Züge keinen bleibenden Eindruck gestatteten. Aus Italien! wiederholte ich mit bangem Zagen, haben Sie — — </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0021]
Schweigen meldete er mir endlich aus Venedig, alles sei entdeckt, Viola habe den Schleier genommen, und er irre, verfolgt, halb sinnlos vor Schmerz, umher, ohne zu wissen, wohin er seine Schritte lenken sollte. Ich bat ihn dringend, zu mir zurückzukehren; allein meine Briefe blieben unbeantwortet, wie späterhin alle Nachforschungen fruchtlos. Ich sah mit wachsender Angst, bei jedem wiederholten Versuche, Nachricht von ihm einzuziehen, der Gewißheit seines Todes entgegen, und ich versank zuletzt in jene dumpfe Muthlosigkeit, an welcher alle Freuden des Lebens unbemerkt vorübergehn. Eines Abends saß ich einsam in meinem Zimmer und überschaute mein freudloses Dasein, als sich die Thür öffnete, und Dein Vater mit einer verschleierten Dame hereintrat, welcher ein Mann von hohem Ansehn und ausgezeichneter Kleidung folgte. Der Graf und die Gräfin Falkenstein, sagte er, mit sichtlicher Freude, die kürzlich aus Italien zurückkehrten. Aus Italien! rief ich, von tausend Ahndungen durchbebt, und eilte der Gräfin entgegen. Sie warf den Schleier zurück, und indem sie sich mit vieler Anmuth zu mir neigte, überzog eine flüchtige Röthe ihr etwas bleiches Gesicht, dessen bewegliche Züge keinen bleibenden Eindruck gestatteten. Aus Italien! wiederholte ich mit bangem Zagen, haben Sie — —
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/21>, abgerufen am 16.07.2024. |