Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.wolle, erklärte er feierlichst, solle sich aber bei Todesstrafe nicht länger an seinen Hoflager sehn lassen. Nachdem sie mit demüthigen Thränen auf's unterwürfigste Abschied genommen, hat zum größten Leidwesen der Unterthanen Niemand erfahren können, wohin sie gekommen sei, ob sie noch zu den Lebendigen, oder schon lange zu den Todten gehöre. Hiermit schloß der Jäger seinen Bericht, und Adelhof, von einem heißen Reumuth durchdrungen, dachte nur daran, wie er seine verkannte und verlaßne Geliebte, (denn als solche erkannte er nun die fromme Weberin wohl) nach Gebühr an ihm selbst rächen wolle. Als daher die Alte nach Verlauf der neun Tage ihm das Gewand einhändigte, bat er, sie möge, da ihm die Dame doch so gnädig gewesen sei, ihr noch seine Bitte um mündliche Empfehlung und Danksagung vortragen. Die Alte berichtete zurück, wie die schöne Dame sehr betrübt gewesen sei, und nach einem schweren Seufzer gesagt habe: Herr Gott, auch das noch! aber er mag nur kommen. Adelhof fand sie in tiefe Schleier gewickelt, in welchen sie ihm unerkannt zu bleiben meinte; er aber ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, und während er ihr seinen Dolch darreichte, sprach er: Wollet zu der mir erzeigten Huld wolle, erklärte er feierlichst, solle sich aber bei Todesstrafe nicht länger an seinen Hoflager sehn lassen. Nachdem sie mit demüthigen Thränen auf’s unterwürfigste Abschied genommen, hat zum größten Leidwesen der Unterthanen Niemand erfahren können, wohin sie gekommen sei, ob sie noch zu den Lebendigen, oder schon lange zu den Todten gehöre. Hiermit schloß der Jäger seinen Bericht, und Adelhof, von einem heißen Reumuth durchdrungen, dachte nur daran, wie er seine verkannte und verlaßne Geliebte, (denn als solche erkannte er nun die fromme Weberin wohl) nach Gebühr an ihm selbst rächen wolle. Als daher die Alte nach Verlauf der neun Tage ihm das Gewand einhändigte, bat er, sie möge, da ihm die Dame doch so gnädig gewesen sei, ihr noch seine Bitte um mündliche Empfehlung und Danksagung vortragen. Die Alte berichtete zurück, wie die schöne Dame sehr betrübt gewesen sei, und nach einem schweren Seufzer gesagt habe: Herr Gott, auch das noch! aber er mag nur kommen. Adelhof fand sie in tiefe Schleier gewickelt, in welchen sie ihm unerkannt zu bleiben meinte; er aber ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, und während er ihr seinen Dolch darreichte, sprach er: Wollet zu der mir erzeigten Huld <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="156"/> wolle, erklärte er feierlichst, solle sich aber bei Todesstrafe nicht länger an seinen Hoflager sehn lassen. Nachdem sie mit demüthigen Thränen auf’s unterwürfigste Abschied genommen, hat zum größten Leidwesen der Unterthanen Niemand erfahren können, wohin sie gekommen sei, ob sie noch zu den Lebendigen, oder schon lange zu den Todten gehöre.</p> <p>Hiermit schloß der Jäger seinen Bericht, und Adelhof, von einem heißen Reumuth durchdrungen, dachte nur daran, wie er seine verkannte und verlaßne Geliebte, (denn als solche erkannte er nun die fromme Weberin wohl) nach Gebühr an ihm selbst rächen wolle. Als daher die Alte nach Verlauf der neun Tage ihm das Gewand einhändigte, bat er, sie möge, da ihm die Dame doch so gnädig gewesen sei, ihr noch seine Bitte um mündliche Empfehlung und Danksagung vortragen. Die Alte berichtete zurück, wie die schöne Dame sehr betrübt gewesen sei, und nach einem schweren Seufzer gesagt habe: Herr Gott, auch das noch! aber er mag nur kommen.</p> <p>Adelhof fand sie in tiefe Schleier gewickelt, in welchen sie ihm unerkannt zu bleiben meinte; er aber ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, und während er ihr seinen Dolch darreichte, sprach er: Wollet zu der mir erzeigten Huld </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0164]
wolle, erklärte er feierlichst, solle sich aber bei Todesstrafe nicht länger an seinen Hoflager sehn lassen. Nachdem sie mit demüthigen Thränen auf’s unterwürfigste Abschied genommen, hat zum größten Leidwesen der Unterthanen Niemand erfahren können, wohin sie gekommen sei, ob sie noch zu den Lebendigen, oder schon lange zu den Todten gehöre.
Hiermit schloß der Jäger seinen Bericht, und Adelhof, von einem heißen Reumuth durchdrungen, dachte nur daran, wie er seine verkannte und verlaßne Geliebte, (denn als solche erkannte er nun die fromme Weberin wohl) nach Gebühr an ihm selbst rächen wolle. Als daher die Alte nach Verlauf der neun Tage ihm das Gewand einhändigte, bat er, sie möge, da ihm die Dame doch so gnädig gewesen sei, ihr noch seine Bitte um mündliche Empfehlung und Danksagung vortragen. Die Alte berichtete zurück, wie die schöne Dame sehr betrübt gewesen sei, und nach einem schweren Seufzer gesagt habe: Herr Gott, auch das noch! aber er mag nur kommen.
Adelhof fand sie in tiefe Schleier gewickelt, in welchen sie ihm unerkannt zu bleiben meinte; er aber ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder, und während er ihr seinen Dolch darreichte, sprach er: Wollet zu der mir erzeigten Huld
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/164 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/164>, abgerufen am 16.07.2024. |