Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht, sagte die Jungfrau, und damit hatte eben der Tanz ein Ende genommen. Sie mußten von einander gehn, ohne daß sie die Gelegenheit finden konnten, ihre Angelegenheiten des weitern zu besprechen. Der Ritter sah die Jungfrau wohl bisweilen flehend an, in Hoffnung, irgend eine günstigere Entscheidung aus ihren Augen zu schöpfen; aber ob sich diese gleich vielmals mit recht perlenglänzenden Thränen füllten, wiegte sich doch das schöne Haupt dabei leise verneinend hin und her, daraus wohl abzunehmen stand, wie es bei dem einmal gefaßten Entschluß bleibe.

Sich selbst und Alle scheltend, die jemals ihr Vertrauen auf das eitle Gemüth eines Weibes gesetzt, verließ der Ritter den Tanz, in Willens, mit dem frühsten Morgen davon zu reiten, je weiter je lieber, von einer Gegend, wo es ihm mit seinen liebsten Wünschen so widerwärtig gegangen war. Deßungeachtet kamen ihm mit dem hellen Morgenrorh andre Gedanken zurück. Er meinte, wie doch immer Licht aus Nacht entsprieße, möge es auch wohl mit seinen Schicksalen ergehn, die Jungfrau habe sich vielleicht ihr furchtsames Verweigern schon längst gereuen lassen, und es komme nur auf einen kühnen Versuch an, sie für seinen Entwurf zu gewinnen. Dieses Vertrauens voll, richtete er Alles zur Reise ein, ohne sich dabei

nicht, sagte die Jungfrau, und damit hatte eben der Tanz ein Ende genommen. Sie mußten von einander gehn, ohne daß sie die Gelegenheit finden konnten, ihre Angelegenheiten des weitern zu besprechen. Der Ritter sah die Jungfrau wohl bisweilen flehend an, in Hoffnung, irgend eine günstigere Entscheidung aus ihren Augen zu schöpfen; aber ob sich diese gleich vielmals mit recht perlenglänzenden Thränen füllten, wiegte sich doch das schöne Haupt dabei leise verneinend hin und her, daraus wohl abzunehmen stand, wie es bei dem einmal gefaßten Entschluß bleibe.

Sich selbst und Alle scheltend, die jemals ihr Vertrauen auf das eitle Gemüth eines Weibes gesetzt, verließ der Ritter den Tanz, in Willens, mit dem frühsten Morgen davon zu reiten, je weiter je lieber, von einer Gegend, wo es ihm mit seinen liebsten Wünschen so widerwärtig gegangen war. Deßungeachtet kamen ihm mit dem hellen Morgenrorh andre Gedanken zurück. Er meinte, wie doch immer Licht aus Nacht entsprieße, möge es auch wohl mit seinen Schicksalen ergehn, die Jungfrau habe sich vielleicht ihr furchtsames Verweigern schon längst gereuen lassen, und es komme nur auf einen kühnen Versuch an, sie für seinen Entwurf zu gewinnen. Dieses Vertrauens voll, richtete er Alles zur Reise ein, ohne sich dabei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0152" n="144"/>
nicht, sagte die Jungfrau, und damit hatte eben der Tanz ein Ende genommen. Sie mußten von einander gehn, ohne daß sie die Gelegenheit finden konnten, ihre Angelegenheiten des weitern zu besprechen. Der Ritter sah die Jungfrau wohl bisweilen flehend an, in Hoffnung, irgend eine günstigere Entscheidung aus ihren Augen zu schöpfen; aber ob sich diese gleich vielmals mit recht perlenglänzenden Thränen füllten, wiegte sich doch das schöne Haupt dabei leise verneinend hin und her, daraus wohl abzunehmen stand, wie es bei dem einmal gefaßten Entschluß bleibe.</p>
        <p>Sich selbst und Alle scheltend, die jemals ihr Vertrauen auf das eitle Gemüth eines Weibes gesetzt, verließ der Ritter den Tanz, in Willens, mit dem frühsten Morgen davon zu reiten, je weiter je lieber, von einer Gegend, wo es ihm mit seinen liebsten Wünschen so widerwärtig gegangen war. Deßungeachtet kamen ihm mit dem hellen Morgenrorh andre Gedanken zurück. Er meinte, wie doch immer Licht aus Nacht entsprieße, möge es auch wohl mit seinen Schicksalen ergehn, die Jungfrau habe sich vielleicht ihr furchtsames Verweigern schon längst gereuen lassen, und es komme nur auf einen kühnen Versuch an, sie für seinen Entwurf zu gewinnen. Dieses Vertrauens voll, richtete er Alles zur Reise ein, ohne sich dabei
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0152] nicht, sagte die Jungfrau, und damit hatte eben der Tanz ein Ende genommen. Sie mußten von einander gehn, ohne daß sie die Gelegenheit finden konnten, ihre Angelegenheiten des weitern zu besprechen. Der Ritter sah die Jungfrau wohl bisweilen flehend an, in Hoffnung, irgend eine günstigere Entscheidung aus ihren Augen zu schöpfen; aber ob sich diese gleich vielmals mit recht perlenglänzenden Thränen füllten, wiegte sich doch das schöne Haupt dabei leise verneinend hin und her, daraus wohl abzunehmen stand, wie es bei dem einmal gefaßten Entschluß bleibe. Sich selbst und Alle scheltend, die jemals ihr Vertrauen auf das eitle Gemüth eines Weibes gesetzt, verließ der Ritter den Tanz, in Willens, mit dem frühsten Morgen davon zu reiten, je weiter je lieber, von einer Gegend, wo es ihm mit seinen liebsten Wünschen so widerwärtig gegangen war. Deßungeachtet kamen ihm mit dem hellen Morgenrorh andre Gedanken zurück. Er meinte, wie doch immer Licht aus Nacht entsprieße, möge es auch wohl mit seinen Schicksalen ergehn, die Jungfrau habe sich vielleicht ihr furchtsames Verweigern schon längst gereuen lassen, und es komme nur auf einen kühnen Versuch an, sie für seinen Entwurf zu gewinnen. Dieses Vertrauens voll, richtete er Alles zur Reise ein, ohne sich dabei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/152
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/152>, abgerufen am 07.05.2024.