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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.

Wir kehrten am Abhange des Berges an der andern Seite des Thales1775.
May.

wieder zur Stadt zurück und fanden uns durch unsern Ritt sehr erfrischt. Die
hiesigen Pferde bringt man hauptsächlich vom Vorgebürge der guten Hofnung
hieher; doch werden jetzt auch einige wenige auf der Insel gezogen; sie sind klein
von Gewächs, aber zum Klettern in bergigten Gegenden sehr geschickt.

Am folgenden Tage bat der Gouverneur nach seinem Landhause eine gros-
se Gesellschaft, welche aus den Capitains und den Paßagieren unsers Schiffes
und des Dutton bestand. Wir paßirten denselbigen Berg, den wir gestern be-
stiegen hatten, und drey Meilen von der Stadt kamen wir zu dem Landhause.
Wir wurden daselbst herrlich bewirthet. Das Haus ist nicht groß, hat aber
eine ungemein angenehme Lage in der Mitte eines geräumigen Gartens, in welchen
wir verschiedne Europäische, Afrikanische und Amerikanische Pflanzen, vornehm-
lich aber einen reichen Ueberfluß von Rosen und Lilien, Myrthen und Lorbeer-
bäumen antrafen. Verschiedne Alleen von Pfirsisch-Bäumen sahe man mit
Früchten beladen, die von vorzüglich guten Geschmack und von den unsrigen
verschieden waren. Alle übrigen europäischen Bäume hatten nur ein kümmer-
liches Ansehen, und sollen, wo ich nicht irre, niemals Früchte tragen. Wein
war zu verschiedenen Zeiten angepflanzt, hatte aber des Clima wegen nicht fort-
kommen wollen. Kohl und andres Garten-Gewächs gehet sonst vortreflich fort,
wird aber mehrentheils von Raupen gefressen. Wir spatzierten auf allen benach-
barten Bergen umher, und fanden einige kleine Stellen mit Gersten besäet, die
aber ebenfalls, so wie andre hier gesäete Getraide-Arten, mehrentheils von Rat-
ten gefressen wird, die man hier in unendlicher Menge findet, weshalb man das
Land nur zu Grasungen nützet, deren herrlich grünes Ansehen in einem Lande
zwischen den Wende-Cirkeln zu bewundern ist. Man sagte uns die Insel könne
3000 Stück Hornvieh erhalten, es fanden sich aber damals nur 2600 Häupter
darauf. Nach dem großen Umfange des ungenützten Bodens zu urtheilen,
mögte weit mehr gehalten werden können; man versicherte uns aber, das ein-
mahl abgeweidete Gras schieße vor Winters nicht wieder aus, man müsse also eine
gewisse Anzahl von Weiden für den Winter sparen. Das Rindfleisch ist saftig,
vortreflich von Geschmack und sehr fett. Da der Abgang desselben beständig
und groß ist, so kann es niemals zu alt werden. Die gemeine europäische stach-

in den Jahren 1772 bis 1775.

Wir kehrten am Abhange des Berges an der andern Seite des Thales1775.
May.

wieder zur Stadt zuruͤck und fanden uns durch unſern Ritt ſehr erfriſcht. Die
hieſigen Pferde bringt man hauptſaͤchlich vom Vorgebuͤrge der guten Hofnung
hieher; doch werden jetzt auch einige wenige auf der Inſel gezogen; ſie ſind klein
von Gewaͤchs, aber zum Klettern in bergigten Gegenden ſehr geſchickt.

Am folgenden Tage bat der Gouverneur nach ſeinem Landhauſe eine groſ-
ſe Geſellſchaft, welche aus den Capitains und den Paßagieren unſers Schiffes
und des Dutton beſtand. Wir paßirten denſelbigen Berg, den wir geſtern be-
ſtiegen hatten, und drey Meilen von der Stadt kamen wir zu dem Landhauſe.
Wir wurden daſelbſt herrlich bewirthet. Das Haus iſt nicht groß, hat aber
eine ungemein angenehme Lage in der Mitte eines geraͤumigen Gartens, in welchen
wir verſchiedne Europaͤiſche, Afrikaniſche und Amerikaniſche Pflanzen, vornehm-
lich aber einen reichen Ueberfluß von Roſen und Lilien, Myrthen und Lorbeer-
baͤumen antrafen. Verſchiedne Alleen von Pfirſiſch-Baͤumen ſahe man mit
Fruͤchten beladen, die von vorzuͤglich guten Geſchmack und von den unſrigen
verſchieden waren. Alle uͤbrigen europaͤiſchen Baͤume hatten nur ein kuͤmmer-
liches Anſehen, und ſollen, wo ich nicht irre, niemals Fruͤchte tragen. Wein
war zu verſchiedenen Zeiten angepflanzt, hatte aber des Clima wegen nicht fort-
kommen wollen. Kohl und andres Garten-Gewaͤchs gehet ſonſt vortreflich fort,
wird aber mehrentheils von Raupen gefreſſen. Wir ſpatzierten auf allen benach-
barten Bergen umher, und fanden einige kleine Stellen mit Gerſten beſaͤet, die
aber ebenfalls, ſo wie andre hier geſaͤete Getraide-Arten, mehrentheils von Rat-
ten gefreſſen wird, die man hier in unendlicher Menge findet, weshalb man das
Land nur zu Graſungen nuͤtzet, deren herrlich gruͤnes Anſehen in einem Lande
zwiſchen den Wende-Cirkeln zu bewundern iſt. Man ſagte uns die Inſel koͤnne
3000 Stuͤck Hornvieh erhalten, es fanden ſich aber damals nur 2600 Haͤupter
darauf. Nach dem großen Umfange des ungenuͤtzten Bodens zu urtheilen,
moͤgte weit mehr gehalten werden koͤnnen; man verſicherte uns aber, das ein-
mahl abgeweidete Gras ſchieße vor Winters nicht wieder aus, man muͤſſe alſo eine
gewiſſe Anzahl von Weiden fuͤr den Winter ſparen. Das Rindfleiſch iſt ſaftig,
vortreflich von Geſchmack und ſehr fett. Da der Abgang deſſelben beſtaͤndig
und groß iſt, ſo kann es niemals zu alt werden. Die gemeine europaͤiſche ſtach-

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[439/0457] in den Jahren 1772 bis 1775. Wir kehrten am Abhange des Berges an der andern Seite des Thales wieder zur Stadt zuruͤck und fanden uns durch unſern Ritt ſehr erfriſcht. Die hieſigen Pferde bringt man hauptſaͤchlich vom Vorgebuͤrge der guten Hofnung hieher; doch werden jetzt auch einige wenige auf der Inſel gezogen; ſie ſind klein von Gewaͤchs, aber zum Klettern in bergigten Gegenden ſehr geſchickt. 1775. May. Am folgenden Tage bat der Gouverneur nach ſeinem Landhauſe eine groſ- ſe Geſellſchaft, welche aus den Capitains und den Paßagieren unſers Schiffes und des Dutton beſtand. Wir paßirten denſelbigen Berg, den wir geſtern be- ſtiegen hatten, und drey Meilen von der Stadt kamen wir zu dem Landhauſe. Wir wurden daſelbſt herrlich bewirthet. Das Haus iſt nicht groß, hat aber eine ungemein angenehme Lage in der Mitte eines geraͤumigen Gartens, in welchen wir verſchiedne Europaͤiſche, Afrikaniſche und Amerikaniſche Pflanzen, vornehm- lich aber einen reichen Ueberfluß von Roſen und Lilien, Myrthen und Lorbeer- baͤumen antrafen. Verſchiedne Alleen von Pfirſiſch-Baͤumen ſahe man mit Fruͤchten beladen, die von vorzuͤglich guten Geſchmack und von den unſrigen verſchieden waren. Alle uͤbrigen europaͤiſchen Baͤume hatten nur ein kuͤmmer- liches Anſehen, und ſollen, wo ich nicht irre, niemals Fruͤchte tragen. Wein war zu verſchiedenen Zeiten angepflanzt, hatte aber des Clima wegen nicht fort- kommen wollen. Kohl und andres Garten-Gewaͤchs gehet ſonſt vortreflich fort, wird aber mehrentheils von Raupen gefreſſen. Wir ſpatzierten auf allen benach- barten Bergen umher, und fanden einige kleine Stellen mit Gerſten beſaͤet, die aber ebenfalls, ſo wie andre hier geſaͤete Getraide-Arten, mehrentheils von Rat- ten gefreſſen wird, die man hier in unendlicher Menge findet, weshalb man das Land nur zu Graſungen nuͤtzet, deren herrlich gruͤnes Anſehen in einem Lande zwiſchen den Wende-Cirkeln zu bewundern iſt. Man ſagte uns die Inſel koͤnne 3000 Stuͤck Hornvieh erhalten, es fanden ſich aber damals nur 2600 Haͤupter darauf. Nach dem großen Umfange des ungenuͤtzten Bodens zu urtheilen, moͤgte weit mehr gehalten werden koͤnnen; man verſicherte uns aber, das ein- mahl abgeweidete Gras ſchieße vor Winters nicht wieder aus, man muͤſſe alſo eine gewiſſe Anzahl von Weiden fuͤr den Winter ſparen. Das Rindfleiſch iſt ſaftig, vortreflich von Geſchmack und ſehr fett. Da der Abgang deſſelben beſtaͤndig und groß iſt, ſo kann es niemals zu alt werden. Die gemeine europaͤiſche ſtach-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/457>, abgerufen am 23.11.2024.