Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1775.May.lichte Pfriemen-Staude (ulex Europaeus), welche unsre Laudleute mit großer Mühe auszurotten suchen, ist hier gepflanzt worden, und hat nun über alle Wei- den fortgewuchert. Indessen hat man Mittel gefunden, dies Stauden-Gewächs hier zu nutzen, das sonst aller Orten für unbrauchbar und schädlich gehalten wird. Der Anblick des Landes ist nicht immer so reizend als jetzo gewesen, indem der Boden vor Zeiten von der entsetzlichen Hitze ganz verbrannt war, und Gras und Kräuter nur kümmerlich fortkommen ließ. Allein die eingeführten Pfriemen- Stauden wucherten der Sonne zum Trotze fort und erhielten den Boden etwas feucht. In ihren Schatten fieng nun an Gras zu wachsen, und nach und nach ist das ganze Land mit den schönsten Rasen überzogen worden. Anjetzo bedarf man der Pfriemen nicht weiter, sondern man giebt sich große Mühe sie auszurot- ten, und bedient sich derselben als Brennholz, welches auf der Insel sehr selten ist, und womit ich nirgends sparsamer habe umgehen sehen, als hier und am Cap. Es ist würklich zu bewundern, wie besonders am Cap eine Menge von Speisen bey einem Feuer bereitet werden, das eine englische Köchin zum bloßen Kochen eines Theekessels gebrauchen würde. Bey unsrer Rückkehr sahen wir einige Völker Rebhüner, die von der Geduld *) Dieser Sago ist dem ächten Ost-Indischen an Güte völlig gleich. Letzterer bestehet aus
dem Mark eines Farren-Gewächses der östlichen Inseln in Indien. Die Nord-Ame- rikanische Art kennt man in England unter dem Nahmen von Bowens Sago-Pulver. Die Königl. Flotte wird damit versehen. Forſter’s Reiſe um die Welt 1775.May.lichte Pfriemen-Staude (ulex Europaeus), welche unſre Laudleute mit großer Muͤhe auszurotten ſuchen, iſt hier gepflanzt worden, und hat nun uͤber alle Wei- den fortgewuchert. Indeſſen hat man Mittel gefunden, dies Stauden-Gewaͤchs hier zu nutzen, das ſonſt aller Orten fuͤr unbrauchbar und ſchaͤdlich gehalten wird. Der Anblick des Landes iſt nicht immer ſo reizend als jetzo geweſen, indem der Boden vor Zeiten von der entſetzlichen Hitze ganz verbrannt war, und Gras und Kraͤuter nur kuͤmmerlich fortkommen ließ. Allein die eingefuͤhrten Pfriemen- Stauden wucherten der Sonne zum Trotze fort und erhielten den Boden etwas feucht. In ihren Schatten fieng nun an Gras zu wachſen, und nach und nach iſt das ganze Land mit den ſchoͤnſten Raſen uͤberzogen worden. Anjetzo bedarf man der Pfriemen nicht weiter, ſondern man giebt ſich große Muͤhe ſie auszurot- ten, und bedient ſich derſelben als Brennholz, welches auf der Inſel ſehr ſelten iſt, und womit ich nirgends ſparſamer habe umgehen ſehen, als hier und am Cap. Es iſt wuͤrklich zu bewundern, wie beſonders am Cap eine Menge von Speiſen bey einem Feuer bereitet werden, das eine engliſche Koͤchin zum bloßen Kochen eines Theekeſſels gebrauchen wuͤrde. Bey unſrer Ruͤckkehr ſahen wir einige Voͤlker Rebhuͤner, die von der Geduld *) Dieſer Sago iſt dem aͤchten Oſt-Indiſchen an Guͤte voͤllig gleich. Letzterer beſtehet aus
dem Mark eines Farren-Gewaͤchſes der oͤſtlichen Inſeln in Indien. Die Nord-Ame- rikaniſche Art kennt man in England unter dem Nahmen von Bowens Sago-Pulver. Die Koͤnigl. Flotte wird damit verſehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0458" n="440"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/> May.</note>lichte Pfriemen-Staude (<hi rendition="#aq">ulex Europaeus</hi>), welche unſre Laudleute mit großer<lb/> Muͤhe auszurotten ſuchen, iſt hier gepflanzt worden, und hat nun uͤber alle Wei-<lb/> den fortgewuchert. Indeſſen hat man Mittel gefunden, dies Stauden-Gewaͤchs<lb/> hier zu nutzen, das ſonſt aller Orten fuͤr unbrauchbar und ſchaͤdlich gehalten wird.<lb/> Der Anblick des Landes iſt nicht immer ſo reizend als jetzo geweſen, indem der<lb/> Boden vor Zeiten von der entſetzlichen Hitze ganz verbrannt war, und Gras und<lb/> Kraͤuter nur kuͤmmerlich fortkommen ließ. Allein die eingefuͤhrten Pfriemen-<lb/> Stauden wucherten der Sonne zum Trotze fort und erhielten den Boden etwas<lb/> feucht. In ihren Schatten fieng nun an Gras zu wachſen, und nach und nach<lb/> iſt das ganze Land mit den ſchoͤnſten Raſen uͤberzogen worden. Anjetzo bedarf<lb/> man der Pfriemen nicht weiter, ſondern man giebt ſich große Muͤhe ſie auszurot-<lb/> ten, und bedient ſich derſelben als Brennholz, welches auf der Inſel ſehr ſelten<lb/> iſt, und womit ich nirgends ſparſamer habe umgehen ſehen, als hier und am<lb/><placeName>Cap</placeName>. Es iſt wuͤrklich zu bewundern, wie beſonders am <placeName>Cap</placeName> eine Menge von<lb/> Speiſen bey einem Feuer bereitet werden, das eine engliſche Koͤchin zum bloßen<lb/> Kochen eines Theekeſſels gebrauchen wuͤrde.</p><lb/> <p>Bey unſrer Ruͤckkehr ſahen wir einige Voͤlker Rebhuͤner, die von der<lb/> kleinen rothbeinigten Art ſind, welche auf der afrikaniſchen Kuͤſte ſo gemein iſt.<lb/> Auch bemerkten wir einige ſchoͤne Ring-Faſanen, welche nebſt Perl-Huͤnern<lb/> und Caninchen von dem jetzigen Gouverneur eingefuͤhrt worden. Vorjetzt iſt aufs<lb/> Schießen eines Faſanen noch eine Strafe von fuͤnf Pfunden geſetzt; ſie vermeh-<lb/> ren ſich aber ſo ſtark, daß dieſe Einſchraͤnkung der Jagd bald unnoͤthig ſeyn wird.<lb/> Es koͤnnten noch verſchiedne andre nuͤtzliche Artikel hier eingefuͤhrt und gezogen<lb/> werden. Man koͤnnte Klee und Schneckenklee ſaͤen, die dem Hornvieh reicheres<lb/> Futter geben wuͤrden als das gewoͤhnliche Gras allein, und der Anbau von ver-<lb/> ſchiednen Huͤlſenfruͤchten, als Schmink- und Chineſiſchen <hi rendition="#fr">Bohnen</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">dolichos Si-<lb/> nenſis et phaſeolus mungo</hi></hi>), aus welchen in der Nord-Amerikaniſchen Co-<lb/> lonie <placeName>Georgien</placeName>, <hi rendition="#fr">Sago</hi> verfertigt wird <note place="foot" n="*)">Dieſer <hi rendition="#fr">Sago</hi> iſt dem aͤchten Oſt-Indiſchen an Guͤte voͤllig gleich. Letzterer beſtehet aus<lb/> dem Mark eines Farren-Gewaͤchſes der oͤſtlichen Inſeln in <placeName>Indien</placeName>. Die Nord-Ame-<lb/> rikaniſche Art kennt man in <placeName>England</placeName> unter dem Nahmen von <hi rendition="#fr">Bowens Sago-Pulver.</hi><lb/> Die Koͤnigl. Flotte wird damit verſehen.</note>, kann nicht zu ſehr empfohlen werden.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Geduld</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [440/0458]
Forſter’s Reiſe um die Welt
lichte Pfriemen-Staude (ulex Europaeus), welche unſre Laudleute mit großer
Muͤhe auszurotten ſuchen, iſt hier gepflanzt worden, und hat nun uͤber alle Wei-
den fortgewuchert. Indeſſen hat man Mittel gefunden, dies Stauden-Gewaͤchs
hier zu nutzen, das ſonſt aller Orten fuͤr unbrauchbar und ſchaͤdlich gehalten wird.
Der Anblick des Landes iſt nicht immer ſo reizend als jetzo geweſen, indem der
Boden vor Zeiten von der entſetzlichen Hitze ganz verbrannt war, und Gras und
Kraͤuter nur kuͤmmerlich fortkommen ließ. Allein die eingefuͤhrten Pfriemen-
Stauden wucherten der Sonne zum Trotze fort und erhielten den Boden etwas
feucht. In ihren Schatten fieng nun an Gras zu wachſen, und nach und nach
iſt das ganze Land mit den ſchoͤnſten Raſen uͤberzogen worden. Anjetzo bedarf
man der Pfriemen nicht weiter, ſondern man giebt ſich große Muͤhe ſie auszurot-
ten, und bedient ſich derſelben als Brennholz, welches auf der Inſel ſehr ſelten
iſt, und womit ich nirgends ſparſamer habe umgehen ſehen, als hier und am
Cap. Es iſt wuͤrklich zu bewundern, wie beſonders am Cap eine Menge von
Speiſen bey einem Feuer bereitet werden, das eine engliſche Koͤchin zum bloßen
Kochen eines Theekeſſels gebrauchen wuͤrde.
1775.
May.
Bey unſrer Ruͤckkehr ſahen wir einige Voͤlker Rebhuͤner, die von der
kleinen rothbeinigten Art ſind, welche auf der afrikaniſchen Kuͤſte ſo gemein iſt.
Auch bemerkten wir einige ſchoͤne Ring-Faſanen, welche nebſt Perl-Huͤnern
und Caninchen von dem jetzigen Gouverneur eingefuͤhrt worden. Vorjetzt iſt aufs
Schießen eines Faſanen noch eine Strafe von fuͤnf Pfunden geſetzt; ſie vermeh-
ren ſich aber ſo ſtark, daß dieſe Einſchraͤnkung der Jagd bald unnoͤthig ſeyn wird.
Es koͤnnten noch verſchiedne andre nuͤtzliche Artikel hier eingefuͤhrt und gezogen
werden. Man koͤnnte Klee und Schneckenklee ſaͤen, die dem Hornvieh reicheres
Futter geben wuͤrden als das gewoͤhnliche Gras allein, und der Anbau von ver-
ſchiednen Huͤlſenfruͤchten, als Schmink- und Chineſiſchen Bohnen (dolichos Si-
nenſis et phaſeolus mungo), aus welchen in der Nord-Amerikaniſchen Co-
lonie Georgien, Sago verfertigt wird *), kann nicht zu ſehr empfohlen werden.
Geduld
*) Dieſer Sago iſt dem aͤchten Oſt-Indiſchen an Guͤte voͤllig gleich. Letzterer beſtehet aus
dem Mark eines Farren-Gewaͤchſes der oͤſtlichen Inſeln in Indien. Die Nord-Ame-
rikaniſche Art kennt man in England unter dem Nahmen von Bowens Sago-Pulver.
Die Koͤnigl. Flotte wird damit verſehen.
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