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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
den schönsten Formen. Die Felsen und Steine dieser höhern Gegend waren1775.
May.

von ganz andrer Art, als in den niedrigern Thälern. Unterwärts gabs un-
läugbare Spuren alter Volcane; hier oben aber bestand alles aus dunkel grauen
thonigten und schichtweis liegenden Steinen, zuweilen auch aus Kalkstein, und
an verschiednen Stellen aus einem fetten, weichen Seifensteine. *) Das Erd-
reich, welches diese Schichten deckt, besteht an vielen Orten aus fetten Boden,
sechs bis zehn Zoll tief, und bringt eine große Mannigfaltigkeit herrlich wach-
sender Pflanzen hervor, unter denen ich einige Stauden-Gewächse bemerkte,
welche ich noch in keinem andern Theile der Welt angetroffen. Man siehet
darunter Kohl-Bäume, Gummi-Bäume und Roth-Holz, wie die Einwohner
sie zu nennen pflegten. Erstere stehen in feuchten nassen Grunde; letztere
aber auf den Bergen, wo der Boden ungemein dürre ist. Diese Verschie-
denheit von Pflanzen kann wohl nicht in der Verschiedenheit des Clima in den

*) Diese Bemerkungen treffen mit denen in der Hawkesworthischen Sammlung nicht über-
ein. Es ist falsch, daß Volcane sich immer in den höchsten Bergen finden sollten; und
die Uebereinstimmung der Winkel von Bergen, die gegen einander über liegen, ist kriti-
schen Beobachtern eben so wenig deutlich, als die vermeynten Landschaften im Florentint-
schen Marmor. Dr. Hawkesworth ist überhaupt in seinen Bemerkungen über Na-
tur und Natur-Geschichte sehr unglücklich; und oft ist er nicht glücklicher in seinen an-
dern philosophischen Digressionen, indem er Herrn Pauw und Graf Büffon oft ver-
kehrt verstanden, und sie immer ohne Anzeige geplündert hat. Ueber den wahren Zu-
stand der Volcane verweisen wir unsre Leser am besten auf Herrn Ferbers Briefe aus
Wälschland, deren Englischer Ausgabe (London 1776.) Herr Raspe in der Vorrede,
den Noten und dem Register ungemein lehrreiche Anmerkungen und Aussichten beygefügt
hat. Was er darin von der Geschichte der volcanischen Systeme, besonders aber den
Volcanen und ihren Würkungen in der See gesagt, ist ganz neu und ihm allein eigen.
Ebengedachten Herrn Raspe lateinische Geschichte der Erde Amsterdam 1763.
und Account of some German Volcanos London 1776. gehören gleichfalls dahin;
vor allen Dingen aber, jedoch nur der Kupferstiche wegen, Sir William Hamiltons
campi Phlegraei -- Napoli
1777. worüber im Critical Review 1777. ein sehr richti-
ges dem Erfindungs- und Beobachtungsgeiste des Ritters nicht sehr günstiges Urtheil
gefället ist; denn er giebt vor, alles selbst beobachtet zu haben, da er doch schlechterdings
nur mit fremden Augen sieht -- und, welches unverantwortlich, Herrn Ferber eines ge-
lehrten Diebstahls zeihet, der unglücklicherweise auf ihn selbst zurückfällt.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
den ſchoͤnſten Formen. Die Felſen und Steine dieſer hoͤhern Gegend waren1775.
May.

von ganz andrer Art, als in den niedrigern Thaͤlern. Unterwaͤrts gabs un-
laͤugbare Spuren alter Volcane; hier oben aber beſtand alles aus dunkel grauen
thonigten und ſchichtweis liegenden Steinen, zuweilen auch aus Kalkſtein, und
an verſchiednen Stellen aus einem fetten, weichen Seifenſteine. *) Das Erd-
reich, welches dieſe Schichten deckt, beſteht an vielen Orten aus fetten Boden,
ſechs bis zehn Zoll tief, und bringt eine große Mannigfaltigkeit herrlich wach-
ſender Pflanzen hervor, unter denen ich einige Stauden-Gewaͤchſe bemerkte,
welche ich noch in keinem andern Theile der Welt angetroffen. Man ſiehet
darunter Kohl-Baͤume, Gummi-Baͤume und Roth-Holz, wie die Einwohner
ſie zu nennen pflegten. Erſtere ſtehen in feuchten naſſen Grunde; letztere
aber auf den Bergen, wo der Boden ungemein duͤrre iſt. Dieſe Verſchie-
denheit von Pflanzen kann wohl nicht in der Verſchiedenheit des Clima in den

*) Dieſe Bemerkungen treffen mit denen in der Hawkesworthiſchen Sammlung nicht uͤber-
ein. Es iſt falſch, daß Volcane ſich immer in den hoͤchſten Bergen finden ſollten; und
die Uebereinſtimmung der Winkel von Bergen, die gegen einander uͤber liegen, iſt kriti-
ſchen Beobachtern eben ſo wenig deutlich, als die vermeynten Landſchaften im Florentint-
ſchen Marmor. Dr. Hawkesworth iſt uͤberhaupt in ſeinen Bemerkungen uͤber Na-
tur und Natur-Geſchichte ſehr ungluͤcklich; und oft iſt er nicht gluͤcklicher in ſeinen an-
dern philoſophiſchen Digreſſionen, indem er Herrn Pauw und Graf Buͤffon oft ver-
kehrt verſtanden, und ſie immer ohne Anzeige gepluͤndert hat. Ueber den wahren Zu-
ſtand der Volcane verweiſen wir unſre Leſer am beſten auf Herrn Ferbers Briefe aus
Waͤlſchland, deren Engliſcher Ausgabe (London 1776.) Herr Raspe in der Vorrede,
den Noten und dem Regiſter ungemein lehrreiche Anmerkungen und Ausſichten beygefuͤgt
hat. Was er darin von der Geſchichte der volcaniſchen Syſteme, beſonders aber den
Volcanen und ihren Wuͤrkungen in der See geſagt, iſt ganz neu und ihm allein eigen.
Ebengedachten Herrn Raspe lateiniſche Geſchichte der Erde Amſterdam 1763.
und Account of ſome German Volcanos London 1776. gehoͤren gleichfalls dahin;
vor allen Dingen aber, jedoch nur der Kupferſtiche wegen, Sir William Hamiltons
campi Phlegraei — Napoli
1777. woruͤber im Critical Review 1777. ein ſehr richti-
ges dem Erfindungs- und Beobachtungsgeiſte des Ritters nicht ſehr guͤnſtiges Urtheil
gefaͤllet iſt; denn er giebt vor, alles ſelbſt beobachtet zu haben, da er doch ſchlechterdings
nur mit fremden Augen ſieht — und, welches unverantwortlich, Herrn Ferber eines ge-
lehrten Diebſtahls zeihet, der ungluͤcklicherweiſe auf ihn ſelbſt zuruͤckfaͤllt.
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[437/0455] in den Jahren 1772 bis 1775. den ſchoͤnſten Formen. Die Felſen und Steine dieſer hoͤhern Gegend waren von ganz andrer Art, als in den niedrigern Thaͤlern. Unterwaͤrts gabs un- laͤugbare Spuren alter Volcane; hier oben aber beſtand alles aus dunkel grauen thonigten und ſchichtweis liegenden Steinen, zuweilen auch aus Kalkſtein, und an verſchiednen Stellen aus einem fetten, weichen Seifenſteine. *) Das Erd- reich, welches dieſe Schichten deckt, beſteht an vielen Orten aus fetten Boden, ſechs bis zehn Zoll tief, und bringt eine große Mannigfaltigkeit herrlich wach- ſender Pflanzen hervor, unter denen ich einige Stauden-Gewaͤchſe bemerkte, welche ich noch in keinem andern Theile der Welt angetroffen. Man ſiehet darunter Kohl-Baͤume, Gummi-Baͤume und Roth-Holz, wie die Einwohner ſie zu nennen pflegten. Erſtere ſtehen in feuchten naſſen Grunde; letztere aber auf den Bergen, wo der Boden ungemein duͤrre iſt. Dieſe Verſchie- denheit von Pflanzen kann wohl nicht in der Verſchiedenheit des Clima in den 1775. May. *) Dieſe Bemerkungen treffen mit denen in der Hawkesworthiſchen Sammlung nicht uͤber- ein. Es iſt falſch, daß Volcane ſich immer in den hoͤchſten Bergen finden ſollten; und die Uebereinſtimmung der Winkel von Bergen, die gegen einander uͤber liegen, iſt kriti- ſchen Beobachtern eben ſo wenig deutlich, als die vermeynten Landſchaften im Florentint- ſchen Marmor. Dr. Hawkesworth iſt uͤberhaupt in ſeinen Bemerkungen uͤber Na- tur und Natur-Geſchichte ſehr ungluͤcklich; und oft iſt er nicht gluͤcklicher in ſeinen an- dern philoſophiſchen Digreſſionen, indem er Herrn Pauw und Graf Buͤffon oft ver- kehrt verſtanden, und ſie immer ohne Anzeige gepluͤndert hat. Ueber den wahren Zu- ſtand der Volcane verweiſen wir unſre Leſer am beſten auf Herrn Ferbers Briefe aus Waͤlſchland, deren Engliſcher Ausgabe (London 1776.) Herr Raspe in der Vorrede, den Noten und dem Regiſter ungemein lehrreiche Anmerkungen und Ausſichten beygefuͤgt hat. Was er darin von der Geſchichte der volcaniſchen Syſteme, beſonders aber den Volcanen und ihren Wuͤrkungen in der See geſagt, iſt ganz neu und ihm allein eigen. Ebengedachten Herrn Raspe lateiniſche Geſchichte der Erde Amſterdam 1763. und Account of ſome German Volcanos London 1776. gehoͤren gleichfalls dahin; vor allen Dingen aber, jedoch nur der Kupferſtiche wegen, Sir William Hamiltons campi Phlegraei — Napoli 1777. woruͤber im Critical Review 1777. ein ſehr richti- ges dem Erfindungs- und Beobachtungsgeiſte des Ritters nicht ſehr guͤnſtiges Urtheil gefaͤllet iſt; denn er giebt vor, alles ſelbſt beobachtet zu haben, da er doch ſchlechterdings nur mit fremden Augen ſieht — und, welches unverantwortlich, Herrn Ferber eines ge- lehrten Diebſtahls zeihet, der ungluͤcklicherweiſe auf ihn ſelbſt zuruͤckfaͤllt. J i i 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/455>, abgerufen am 23.11.2024.