folgen, daß die sogenannte gefährliche Insel nicht weit von jenen entfernt seyn1774. April. könne.
Am 17ten entdeckten wir die erste dieser flachen Inseln, erreich- ten sie um Mittag, und wurden durch Byrons deutliche Beschreibung über- zeugt, daß es die östlichste der König-Georgs-Inseln sey. Davon hatten wir gegen Abend noch einen andern Beweis; denn wir erblickten auch die zwote Insel dieses Namens. Die erstere war sehr niedrig und sandig. Sie bestehet aus einem ellyptischen Felsen-Rief, dessen längster Durch- schnitt von Norden nach Süden über 6 See-Meilen ausmacht, und liegt un- term 14ten Grad 28 Minuten südlicher Breite, und im 144sten Grade 56 Minuten westlicher Länge. Hin und wieder war sie mit viel Cocos-Nußbäu- men besetzt, die ihr ein angenehmes Ansehn ertheilten. Die Stämme dieser Palmen waren oft bis zu einer großen Höhe durch andere Bäume und Busch- werk versteckt; ihre schönen Kronen aber sahe man allenthalben über die andern empor steigen. An denen Stellen wo keine Bäume standen, war das Erd- reich, oder vielmehr der Felsen, so niedrig, daß die See über selbigen in den in- nern Landsee hineinschlug. Das ruhige Gewässer dieses letztern und die Milch- farbe desselben an den seichten Stellen, contrastirte sehr schön mit den unruhig- schäumenden Fluthen des darum her brausenden, berylfarbnen Oceans! Wir seegelten Nachmittags dicht unter der Westseite der Insel hin, und bemerk- ten, daß die Felsen an vielen Stellen scharlach-roth aussahen, wie auch By- ron sie gefunden hatte. Auf dem Land-See fuhren einige Canots mit Seegeln umher, zwischen den Bäumen stieg hin und wieder Rauch auf, und am Stran- de sahe man bewaffnete Schwarze herum laufen. Das alles verschönerte den an sich schon malerischen Anblick. Auch bemerkten wir, daß einige Frauensleute, mit Bündeln auf dem Rücken, nach den entlegnern Gegenden des Felsen-Riefs flüchteten. Sie mußten uns also wohl nicht viel Gutes zutrauen, und das war auch kein Wunder. Sie hatten ehemals, da sie sich einem von Byrons Boo- ten widersetzten, das Unglück gehabt, einige von ihren Leuten zu verlieren, und die englischen Matrosen hatten sie einen ganzen Tag über aus ihren Woh- nungen verscheucht und von ihren Cocos-Nüssen auf Discretion gelebt. -- Am südwestlichen Ende der Insel entdeckten wir eine Einfahrt in den Landsee, de-
D 3
in den Jahren 1772 bis 1775.
folgen, daß die ſogenannte gefaͤhrliche Inſel nicht weit von jenen entfernt ſeyn1774. April. koͤnne.
Am 17ten entdeckten wir die erſte dieſer flachen Inſeln, erreich- ten ſie um Mittag, und wurden durch Byrons deutliche Beſchreibung uͤber- zeugt, daß es die oͤſtlichſte der Koͤnig-Georgs-Inſeln ſey. Davon hatten wir gegen Abend noch einen andern Beweis; denn wir erblickten auch die zwote Inſel dieſes Namens. Die erſtere war ſehr niedrig und ſandig. Sie beſtehet aus einem ellyptiſchen Felſen-Rief, deſſen laͤngſter Durch- ſchnitt von Norden nach Suͤden uͤber 6 See-Meilen ausmacht, und liegt un- term 14ten Grad 28 Minuten ſuͤdlicher Breite, und im 144ſten Grade 56 Minuten weſtlicher Laͤnge. Hin und wieder war ſie mit viel Cocos-Nußbaͤu- men beſetzt, die ihr ein angenehmes Anſehn ertheilten. Die Staͤmme dieſer Palmen waren oft bis zu einer großen Hoͤhe durch andere Baͤume und Buſch- werk verſteckt; ihre ſchoͤnen Kronen aber ſahe man allenthalben uͤber die andern empor ſteigen. An denen Stellen wo keine Baͤume ſtanden, war das Erd- reich, oder vielmehr der Felſen, ſo niedrig, daß die See uͤber ſelbigen in den in- nern Landſee hineinſchlug. Das ruhige Gewaͤſſer dieſes letztern und die Milch- farbe deſſelben an den ſeichten Stellen, contraſtirte ſehr ſchoͤn mit den unruhig- ſchaͤumenden Fluthen des darum her brauſenden, berylfarbnen Oceans! Wir ſeegelten Nachmittags dicht unter der Weſtſeite der Inſel hin, und bemerk- ten, daß die Felſen an vielen Stellen ſcharlach-roth ausſahen, wie auch By- ron ſie gefunden hatte. Auf dem Land-See fuhren einige Canots mit Seegeln umher, zwiſchen den Baͤumen ſtieg hin und wieder Rauch auf, und am Stran- de ſahe man bewaffnete Schwarze herum laufen. Das alles verſchoͤnerte den an ſich ſchon maleriſchen Anblick. Auch bemerkten wir, daß einige Frauensleute, mit Buͤndeln auf dem Ruͤcken, nach den entlegnern Gegenden des Felſen-Riefs fluͤchteten. Sie mußten uns alſo wohl nicht viel Gutes zutrauen, und das war auch kein Wunder. Sie hatten ehemals, da ſie ſich einem von Byrons Boo- ten widerſetzten, das Ungluͤck gehabt, einige von ihren Leuten zu verlieren, und die engliſchen Matroſen hatten ſie einen ganzen Tag uͤber aus ihren Woh- nungen verſcheucht und von ihren Cocos-Nuͤſſen auf Discretion gelebt. — Am ſuͤdweſtlichen Ende der Inſel entdeckten wir eine Einfahrt in den Landſee, de-
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0041"n="29"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
folgen, daß die ſogenannte <placeName>gefaͤhrliche Inſel</placeName> nicht weit von jenen entfernt ſeyn<noteplace="right">1774.<lb/>
April.</note><lb/>
koͤnne.</p><lb/><p>Am 17ten entdeckten wir die erſte dieſer flachen Inſeln, erreich-<lb/>
ten ſie um Mittag, und wurden durch <hirendition="#fr"><persName>Byrons</persName></hi> deutliche Beſchreibung uͤber-<lb/>
zeugt, daß es die oͤſtlichſte der Koͤnig-<hirendition="#fr">Georgs</hi>-Inſeln ſey. Davon hatten<lb/>
wir gegen Abend noch einen andern Beweis; denn wir erblickten auch die zwote<lb/>
Inſel dieſes Namens. Die erſtere war ſehr niedrig und ſandig. Sie<lb/>
beſtehet aus einem ellyptiſchen <hirendition="#fr">Felſen-Rief</hi>, deſſen laͤngſter Durch-<lb/>ſchnitt von Norden nach Suͤden uͤber 6 See-Meilen ausmacht, und liegt un-<lb/>
term 14ten Grad 28 Minuten ſuͤdlicher Breite, und im 144ſten Grade 56<lb/>
Minuten weſtlicher Laͤnge. Hin und wieder war ſie mit viel <hirendition="#fr">Cocos-Nußbaͤu-<lb/>
men</hi> beſetzt, die ihr ein angenehmes Anſehn ertheilten. Die Staͤmme dieſer<lb/>
Palmen waren oft bis zu einer großen Hoͤhe durch andere Baͤume und Buſch-<lb/>
werk verſteckt; ihre ſchoͤnen Kronen aber ſahe man allenthalben uͤber die andern<lb/>
empor ſteigen. An denen Stellen wo keine Baͤume ſtanden, war das Erd-<lb/>
reich, oder vielmehr der Felſen, ſo niedrig, daß die See uͤber ſelbigen in den in-<lb/>
nern Landſee hineinſchlug. Das ruhige Gewaͤſſer dieſes letztern und die Milch-<lb/>
farbe deſſelben an den ſeichten Stellen, contraſtirte ſehr ſchoͤn mit den unruhig-<lb/>ſchaͤumenden Fluthen des darum her brauſenden, berylfarbnen Oceans! Wir<lb/>ſeegelten Nachmittags dicht unter der Weſtſeite der Inſel hin, und bemerk-<lb/>
ten, daß die Felſen an vielen Stellen ſcharlach-roth ausſahen, wie auch <hirendition="#fr"><persName>By-<lb/>
ron</persName></hi>ſie gefunden hatte. Auf dem Land-See fuhren einige Canots mit Seegeln<lb/>
umher, zwiſchen den Baͤumen ſtieg hin und wieder Rauch auf, und am Stran-<lb/>
de ſahe man bewaffnete Schwarze herum laufen. Das alles verſchoͤnerte den<lb/>
an ſich ſchon maleriſchen Anblick. Auch bemerkten wir, daß einige Frauensleute,<lb/>
mit Buͤndeln auf dem Ruͤcken, nach den entlegnern Gegenden des Felſen-Riefs<lb/>
fluͤchteten. Sie mußten uns alſo wohl nicht viel Gutes zutrauen, und das war<lb/>
auch kein Wunder. Sie hatten ehemals, da ſie ſich einem von <hirendition="#fr"><persName>Byrons</persName></hi> Boo-<lb/>
ten widerſetzten, das Ungluͤck gehabt, einige von ihren Leuten zu verlieren,<lb/>
und die engliſchen Matroſen hatten ſie einen ganzen Tag uͤber aus ihren Woh-<lb/>
nungen verſcheucht und von ihren Cocos-Nuͤſſen auf Discretion gelebt. — Am<lb/>ſuͤdweſtlichen Ende der Inſel entdeckten wir eine Einfahrt in den Landſee, de-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[29/0041]
in den Jahren 1772 bis 1775.
folgen, daß die ſogenannte gefaͤhrliche Inſel nicht weit von jenen entfernt ſeyn
koͤnne.
1774.
April.
Am 17ten entdeckten wir die erſte dieſer flachen Inſeln, erreich-
ten ſie um Mittag, und wurden durch Byrons deutliche Beſchreibung uͤber-
zeugt, daß es die oͤſtlichſte der Koͤnig-Georgs-Inſeln ſey. Davon hatten
wir gegen Abend noch einen andern Beweis; denn wir erblickten auch die zwote
Inſel dieſes Namens. Die erſtere war ſehr niedrig und ſandig. Sie
beſtehet aus einem ellyptiſchen Felſen-Rief, deſſen laͤngſter Durch-
ſchnitt von Norden nach Suͤden uͤber 6 See-Meilen ausmacht, und liegt un-
term 14ten Grad 28 Minuten ſuͤdlicher Breite, und im 144ſten Grade 56
Minuten weſtlicher Laͤnge. Hin und wieder war ſie mit viel Cocos-Nußbaͤu-
men beſetzt, die ihr ein angenehmes Anſehn ertheilten. Die Staͤmme dieſer
Palmen waren oft bis zu einer großen Hoͤhe durch andere Baͤume und Buſch-
werk verſteckt; ihre ſchoͤnen Kronen aber ſahe man allenthalben uͤber die andern
empor ſteigen. An denen Stellen wo keine Baͤume ſtanden, war das Erd-
reich, oder vielmehr der Felſen, ſo niedrig, daß die See uͤber ſelbigen in den in-
nern Landſee hineinſchlug. Das ruhige Gewaͤſſer dieſes letztern und die Milch-
farbe deſſelben an den ſeichten Stellen, contraſtirte ſehr ſchoͤn mit den unruhig-
ſchaͤumenden Fluthen des darum her brauſenden, berylfarbnen Oceans! Wir
ſeegelten Nachmittags dicht unter der Weſtſeite der Inſel hin, und bemerk-
ten, daß die Felſen an vielen Stellen ſcharlach-roth ausſahen, wie auch By-
ron ſie gefunden hatte. Auf dem Land-See fuhren einige Canots mit Seegeln
umher, zwiſchen den Baͤumen ſtieg hin und wieder Rauch auf, und am Stran-
de ſahe man bewaffnete Schwarze herum laufen. Das alles verſchoͤnerte den
an ſich ſchon maleriſchen Anblick. Auch bemerkten wir, daß einige Frauensleute,
mit Buͤndeln auf dem Ruͤcken, nach den entlegnern Gegenden des Felſen-Riefs
fluͤchteten. Sie mußten uns alſo wohl nicht viel Gutes zutrauen, und das war
auch kein Wunder. Sie hatten ehemals, da ſie ſich einem von Byrons Boo-
ten widerſetzten, das Ungluͤck gehabt, einige von ihren Leuten zu verlieren,
und die engliſchen Matroſen hatten ſie einen ganzen Tag uͤber aus ihren Woh-
nungen verſcheucht und von ihren Cocos-Nuͤſſen auf Discretion gelebt. — Am
ſuͤdweſtlichen Ende der Inſel entdeckten wir eine Einfahrt in den Landſee, de-
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/41>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.