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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
April.
Erhaltung vieler wichtigen und brauchbaren Männer, welche auf diese gefährliche
Expedition ausgesendet worden, lediglich Ihm schuldig sey. Auch verdient Capitain
Cook in sofern alles Lob, daß er keinen Vorschlag unversucht ließ, der nur ei-
nigen guten Erfolg zu versprechen schien. Das Schicksal der ganzen Reise hieng
von der Gesundheit des Seevolks ab, und sein Verdienst, diesem vorzüglichen
Gesichtspuncte gemäß gehandelt zu haben, ist um so viel größer, als nicht zu
läugnen stehet, daß selbiger, von andern Befehlshabern zur See, nicht oft ver-
nachläßiget, ja fast gänzlich aus den Augen gesetzt zu werden pflegt.

Die Kürze unsers Aufenthalts auf den Marquesas, gestattete unsern
Kranken hier nicht, vollkommen geheilt zu werden; vielmehr verschlimmerten
sich diejenigen die an der Gallen-Colick darnieder lagen, weil sie es gewagt hat-
ten, blähende Früchte, die einem schwachen Magen sehr schädlich sind, zu ge-
nießen. Capitain Cook selbst war nichts weniger als hergestellt. Ob er
gleich zu seinem Schaden erfahren hatte, wie übel es ihm bekommen war, daß
er auf Oster-Eyland sich den brennenden Stralen der Sonne ausgesetzt; so hat-
te er sich dennoch während der ganzen Zeit unsers Hierseyns nicht geschont, son-
dern im Einkauf der Lebensmittel, und in der Sorge für das Seevolk ganz un-
ermüdet bewiesen. Auch ich mußte gewahr werden, daß mir bey meiner
Schwäche das beschwerliche Klettern nicht zuträglich gewesen war. Ich bekam
eine heftige Gallen-Krankheit davon, die mir desto unangenehmer war, da
sie mich eben zu einer Zeit befiel, in welcher mir viel Geschäffte bevorstanden. --

Wir steuerten von S. Christina nach Süd-Südwest, hernach aber
nach Süd-West und West halb Süd, und legten des Nachts bey, weil wir
jetzt dem Archipelago der flachen Inseln nahe waren, der von je her als eine sehr
gefährliche Gegend der Süd-See angesehen worden ist. Vornemlich haben die
Holländer ungünstige Nachrichten davon gegeben; denn Schouten hat diesen
Theil des Südmeers die böse See, und Roggewein, das Labyrinth genennet.
Letzterer verlohr eins seiner Schiffe, die africanische Galley, an einer von diesen
flachen Inseln, und legte ihr, dieses unglücklichen Zufalls wegen, den Namen der
gefährlichen Insel bey. Da sich dies in einem nicht ganz entfernten Zeit-
punct, sondern erst bey Menschengedenken zugetragen, so haben auch die Ein-
wohner der Societäts-Inseln davon reden gehört, und es scheint hieraus zu

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
April.
Erhaltung vieler wichtigen und brauchbaren Maͤnner, welche auf dieſe gefaͤhrliche
Expedition ausgeſendet worden, lediglich Ihm ſchuldig ſey. Auch verdient Capitain
Cook in ſofern alles Lob, daß er keinen Vorſchlag unverſucht ließ, der nur ei-
nigen guten Erfolg zu verſprechen ſchien. Das Schickſal der ganzen Reiſe hieng
von der Geſundheit des Seevolks ab, und ſein Verdienſt, dieſem vorzuͤglichen
Geſichtspuncte gemaͤß gehandelt zu haben, iſt um ſo viel groͤßer, als nicht zu
laͤugnen ſtehet, daß ſelbiger, von andern Befehlshabern zur See, nicht oft ver-
nachlaͤßiget, ja faſt gaͤnzlich aus den Augen geſetzt zu werden pflegt.

Die Kuͤrze unſers Aufenthalts auf den Marqueſas, geſtattete unſern
Kranken hier nicht, vollkommen geheilt zu werden; vielmehr verſchlimmerten
ſich diejenigen die an der Gallen-Colick darnieder lagen, weil ſie es gewagt hat-
ten, blaͤhende Fruͤchte, die einem ſchwachen Magen ſehr ſchaͤdlich ſind, zu ge-
nießen. Capitain Cook ſelbſt war nichts weniger als hergeſtellt. Ob er
gleich zu ſeinem Schaden erfahren hatte, wie uͤbel es ihm bekommen war, daß
er auf Oſter-Eyland ſich den brennenden Stralen der Sonne ausgeſetzt; ſo hat-
te er ſich dennoch waͤhrend der ganzen Zeit unſers Hierſeyns nicht geſchont, ſon-
dern im Einkauf der Lebensmittel, und in der Sorge fuͤr das Seevolk ganz un-
ermuͤdet bewieſen. Auch ich mußte gewahr werden, daß mir bey meiner
Schwaͤche das beſchwerliche Klettern nicht zutraͤglich geweſen war. Ich bekam
eine heftige Gallen-Krankheit davon, die mir deſto unangenehmer war, da
ſie mich eben zu einer Zeit befiel, in welcher mir viel Geſchaͤffte bevorſtanden. —

Wir ſteuerten von S. Chriſtina nach Suͤd-Suͤdweſt, hernach aber
nach Suͤd-Weſt und Weſt halb Suͤd, und legten des Nachts bey, weil wir
jetzt dem Archipelago der flachen Inſeln nahe waren, der von je her als eine ſehr
gefaͤhrliche Gegend der Suͤd-See angeſehen worden iſt. Vornemlich haben die
Hollaͤnder unguͤnſtige Nachrichten davon gegeben; denn Schouten hat dieſen
Theil des Suͤdmeers die boͤſe See, und Roggewein, das Labyrinth genennet.
Letzterer verlohr eins ſeiner Schiffe, die africaniſche Galley, an einer von dieſen
flachen Inſeln, und legte ihr, dieſes ungluͤcklichen Zufalls wegen, den Namen der
gefaͤhrlichen Inſel bey. Da ſich dies in einem nicht ganz entfernten Zeit-
punct, ſondern erſt bey Menſchengedenken zugetragen, ſo haben auch die Ein-
wohner der Societaͤts-Inſeln davon reden gehoͤrt, und es ſcheint hieraus zu

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[28/0040] Forſter’s Reiſe um die Welt Erhaltung vieler wichtigen und brauchbaren Maͤnner, welche auf dieſe gefaͤhrliche Expedition ausgeſendet worden, lediglich Ihm ſchuldig ſey. Auch verdient Capitain Cook in ſofern alles Lob, daß er keinen Vorſchlag unverſucht ließ, der nur ei- nigen guten Erfolg zu verſprechen ſchien. Das Schickſal der ganzen Reiſe hieng von der Geſundheit des Seevolks ab, und ſein Verdienſt, dieſem vorzuͤglichen Geſichtspuncte gemaͤß gehandelt zu haben, iſt um ſo viel groͤßer, als nicht zu laͤugnen ſtehet, daß ſelbiger, von andern Befehlshabern zur See, nicht oft ver- nachlaͤßiget, ja faſt gaͤnzlich aus den Augen geſetzt zu werden pflegt. 1774. April. Die Kuͤrze unſers Aufenthalts auf den Marqueſas, geſtattete unſern Kranken hier nicht, vollkommen geheilt zu werden; vielmehr verſchlimmerten ſich diejenigen die an der Gallen-Colick darnieder lagen, weil ſie es gewagt hat- ten, blaͤhende Fruͤchte, die einem ſchwachen Magen ſehr ſchaͤdlich ſind, zu ge- nießen. Capitain Cook ſelbſt war nichts weniger als hergeſtellt. Ob er gleich zu ſeinem Schaden erfahren hatte, wie uͤbel es ihm bekommen war, daß er auf Oſter-Eyland ſich den brennenden Stralen der Sonne ausgeſetzt; ſo hat- te er ſich dennoch waͤhrend der ganzen Zeit unſers Hierſeyns nicht geſchont, ſon- dern im Einkauf der Lebensmittel, und in der Sorge fuͤr das Seevolk ganz un- ermuͤdet bewieſen. Auch ich mußte gewahr werden, daß mir bey meiner Schwaͤche das beſchwerliche Klettern nicht zutraͤglich geweſen war. Ich bekam eine heftige Gallen-Krankheit davon, die mir deſto unangenehmer war, da ſie mich eben zu einer Zeit befiel, in welcher mir viel Geſchaͤffte bevorſtanden. — Wir ſteuerten von S. Chriſtina nach Suͤd-Suͤdweſt, hernach aber nach Suͤd-Weſt und Weſt halb Suͤd, und legten des Nachts bey, weil wir jetzt dem Archipelago der flachen Inſeln nahe waren, der von je her als eine ſehr gefaͤhrliche Gegend der Suͤd-See angeſehen worden iſt. Vornemlich haben die Hollaͤnder unguͤnſtige Nachrichten davon gegeben; denn Schouten hat dieſen Theil des Suͤdmeers die boͤſe See, und Roggewein, das Labyrinth genennet. Letzterer verlohr eins ſeiner Schiffe, die africaniſche Galley, an einer von dieſen flachen Inſeln, und legte ihr, dieſes ungluͤcklichen Zufalls wegen, den Namen der gefaͤhrlichen Inſel bey. Da ſich dies in einem nicht ganz entfernten Zeit- punct, ſondern erſt bey Menſchengedenken zugetragen, ſo haben auch die Ein- wohner der Societaͤts-Inſeln davon reden gehoͤrt, und es ſcheint hieraus zu

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/40>, abgerufen am 24.11.2024.