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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Küste befanden, hatte der Capitain beständig das Senkbley auswerfen lassen,1774.
Decem-
ber.

und die Tiefe regelmäßig ab und zunehmend befunden, je nachdem wir, mehr oder
minder, vom Ufer entfernt seyn mochten: Nur allein hier, in der Einfahrt des
Havens, war mit 150 Faden kein Grund zu erreichen. Ein ähnlicher Vor-
fall war uns auch ehemals in Dusky Bay begegnet (1. B. S. 93); weil wir
indessen hier einen sehr geräumigen Haven vor uns sahen, so steuerten wir ge-
trost tiefer hinein, immer zwischen öden Eylanden durch, die zum Theil bis auf
den höchsten Gipfel mit Schnee bedekt waren. Mein Vater machte sich die
eingefallne Windstille zu Nutze, und fuhr mit den Lieutenants in einem Boote
aus, um Seevögel zu schießen; es lohnte aber kaum der Mühe, denn sie brach-
ten nicht mehr als einen einzigen an Bord zurück. Um neun Uhr Abends ge-
langten wir endlich, unter Begünstigung einer schwachen Seeluft, in eine kleine
Bucht, die zwar gegen Wind und Wellen nur schlecht gesichert war, uns aber
doch die Nacht über so viel Schutz hoffen ließ, als wir im Nothfall bedurften.
Hier giengen wir nun, nach einer ein und vierzigtägigen Fahrt, -- auf welcher
wir von Neu-Seeland bis zum Cap Deseado, so schnell als glücklich, queer
über das ganze Südmeer weggesegelt waren, -- zum ersten mahle wiederum vor
Anker!

Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook, von verschiednen Officieren,
meinem Vater, Doctor Sparrmann und mir begleitet, im Boote ab, um ei-
nen sicherern und bequemern Ankerplatz aufzusuchen. Gleich hinter der ersten
Landspitze der Insel, an welcher das Schiff einstweilen angelegt hatte, fand
sich eine schöne Bucht, die ringsumher von Bergen eingeschlossen, folglich vor
allen Winden beschützt, und überdem mit einem kleinen Bach, auch mit etwas
Gebüsch versehen war. In diesem ließen sich, zu jedermanns Verwunderung,
allerhand Vögel hören, ohne Zweifel angelockt von der Witterung, die in Be-
tracht des hiesigen Himmelsstrichs allerdings milde genannt werden konnte. In
etlichen kleinen Klüften oder Erdschluchten trafen wir eine sehr dünne Schicht nas-
ser Erde an, aus welcher verschiedenes Gesträuch kümmerlich aufsproßte, zu beyden
Seiten gedeckt durch Felsenwände, die den Wind abhielten, und vermittelst
der Brechung der Sonnenstralen den Wachsthum begünstigten. Sonst schien
das Eyland durchgehends aus einem Felsen zu bestehen, der aus grobem Granit,

in den Jahren 1772 bis 1775.
Kuͤſte befanden, hatte der Capitain beſtaͤndig das Senkbley auswerfen laſſen,1774.
Decem-
ber.

und die Tiefe regelmaͤßig ab und zunehmend befunden, je nachdem wir, mehr oder
minder, vom Ufer entfernt ſeyn mochten: Nur allein hier, in der Einfahrt des
Havens, war mit 150 Faden kein Grund zu erreichen. Ein aͤhnlicher Vor-
fall war uns auch ehemals in Dusky Bay begegnet (1. B. S. 93); weil wir
indeſſen hier einen ſehr geraͤumigen Haven vor uns ſahen, ſo ſteuerten wir ge-
troſt tiefer hinein, immer zwiſchen oͤden Eylanden durch, die zum Theil bis auf
den hoͤchſten Gipfel mit Schnee bedekt waren. Mein Vater machte ſich die
eingefallne Windſtille zu Nutze, und fuhr mit den Lieutenants in einem Boote
aus, um Seevoͤgel zu ſchießen; es lohnte aber kaum der Muͤhe, denn ſie brach-
ten nicht mehr als einen einzigen an Bord zuruͤck. Um neun Uhr Abends ge-
langten wir endlich, unter Beguͤnſtigung einer ſchwachen Seeluft, in eine kleine
Bucht, die zwar gegen Wind und Wellen nur ſchlecht geſichert war, uns aber
doch die Nacht uͤber ſo viel Schutz hoffen ließ, als wir im Nothfall bedurften.
Hier giengen wir nun, nach einer ein und vierzigtaͤgigen Fahrt, — auf welcher
wir von Neu-Seeland bis zum Cap Deſeado, ſo ſchnell als gluͤcklich, queer
uͤber das ganze Suͤdmeer weggeſegelt waren, — zum erſten mahle wiederum vor
Anker!

Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook, von verſchiednen Officieren,
meinem Vater, Doctor Sparrmann und mir begleitet, im Boote ab, um ei-
nen ſicherern und bequemern Ankerplatz aufzuſuchen. Gleich hinter der erſten
Landſpitze der Inſel, an welcher das Schiff einſtweilen angelegt hatte, fand
ſich eine ſchoͤne Bucht, die ringsumher von Bergen eingeſchloſſen, folglich vor
allen Winden beſchuͤtzt, und uͤberdem mit einem kleinen Bach, auch mit etwas
Gebuͤſch verſehen war. In dieſem ließen ſich, zu jedermanns Verwunderung,
allerhand Voͤgel hoͤren, ohne Zweifel angelockt von der Witterung, die in Be-
tracht des hieſigen Himmelsſtrichs allerdings milde genannt werden konnte. In
etlichen kleinen Kluͤften oder Erdſchluchten trafen wir eine ſehr duͤnne Schicht naſ-
ſer Erde an, aus welcher verſchiedenes Geſtraͤuch kuͤmmerlich aufſproßte, zu beyden
Seiten gedeckt durch Felſenwaͤnde, die den Wind abhielten, und vermittelſt
der Brechung der Sonnenſtralen den Wachsthum beguͤnſtigten. Sonſt ſchien
das Eyland durchgehends aus einem Felſen zu beſtehen, der aus grobem Granit,

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[383/0401] in den Jahren 1772 bis 1775. Kuͤſte befanden, hatte der Capitain beſtaͤndig das Senkbley auswerfen laſſen, und die Tiefe regelmaͤßig ab und zunehmend befunden, je nachdem wir, mehr oder minder, vom Ufer entfernt ſeyn mochten: Nur allein hier, in der Einfahrt des Havens, war mit 150 Faden kein Grund zu erreichen. Ein aͤhnlicher Vor- fall war uns auch ehemals in Dusky Bay begegnet (1. B. S. 93); weil wir indeſſen hier einen ſehr geraͤumigen Haven vor uns ſahen, ſo ſteuerten wir ge- troſt tiefer hinein, immer zwiſchen oͤden Eylanden durch, die zum Theil bis auf den hoͤchſten Gipfel mit Schnee bedekt waren. Mein Vater machte ſich die eingefallne Windſtille zu Nutze, und fuhr mit den Lieutenants in einem Boote aus, um Seevoͤgel zu ſchießen; es lohnte aber kaum der Muͤhe, denn ſie brach- ten nicht mehr als einen einzigen an Bord zuruͤck. Um neun Uhr Abends ge- langten wir endlich, unter Beguͤnſtigung einer ſchwachen Seeluft, in eine kleine Bucht, die zwar gegen Wind und Wellen nur ſchlecht geſichert war, uns aber doch die Nacht uͤber ſo viel Schutz hoffen ließ, als wir im Nothfall bedurften. Hier giengen wir nun, nach einer ein und vierzigtaͤgigen Fahrt, — auf welcher wir von Neu-Seeland bis zum Cap Deſeado, ſo ſchnell als gluͤcklich, queer uͤber das ganze Suͤdmeer weggeſegelt waren, — zum erſten mahle wiederum vor Anker! 1774. Decem- ber. Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook, von verſchiednen Officieren, meinem Vater, Doctor Sparrmann und mir begleitet, im Boote ab, um ei- nen ſicherern und bequemern Ankerplatz aufzuſuchen. Gleich hinter der erſten Landſpitze der Inſel, an welcher das Schiff einſtweilen angelegt hatte, fand ſich eine ſchoͤne Bucht, die ringsumher von Bergen eingeſchloſſen, folglich vor allen Winden beſchuͤtzt, und uͤberdem mit einem kleinen Bach, auch mit etwas Gebuͤſch verſehen war. In dieſem ließen ſich, zu jedermanns Verwunderung, allerhand Voͤgel hoͤren, ohne Zweifel angelockt von der Witterung, die in Be- tracht des hieſigen Himmelsſtrichs allerdings milde genannt werden konnte. In etlichen kleinen Kluͤften oder Erdſchluchten trafen wir eine ſehr duͤnne Schicht naſ- ſer Erde an, aus welcher verſchiedenes Geſtraͤuch kuͤmmerlich aufſproßte, zu beyden Seiten gedeckt durch Felſenwaͤnde, die den Wind abhielten, und vermittelſt der Brechung der Sonnenſtralen den Wachsthum beguͤnſtigten. Sonſt ſchien das Eyland durchgehends aus einem Felſen zu beſtehen, der aus grobem Granit,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/401>, abgerufen am 24.11.2024.