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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
einem solchen Verlust, den Capitain Fourneaux um desto empfindlicher fühlte,1774.
October.

weil Herr Rowe sein Anverwandter war, seegelte er am 22sten December
aus Königin-Charlotten-Sund ab, und paßirte das Cap Horn, ohne ir-
gendwo Land zu sehen oder vor Anker zu gehen, bis am 19 März 1774, da
er das Cap der guten Hoffnung erreichte. Vom Cap kehrte er nach England
zurück, und langte am 15 Julius, mithin um eben die Zeit, zu Spithead an,
da wir, auf der andern Hemisphäre, mit Entdeckung der Neuen Hebridischen
Inseln
beschäftigt waren.

Die Neu-Seeländer sind von jeher allen Nationen, welche zu ihnen
gekommen, gefährliche Feinde gewesen. Der erste Entdecker dieses Landes,
Abel Janssen Tasmann, ein Holländer, verlohr vier von seinen Matrosen an
einem Ankerplatze, den er, dieses Vorfalls wegen, die Mörder-Bay nannte,
und der vermuthlich mit der vom Capitain Cook sogenannten blinden Bay ei-
nerley ist. Die Einwohner nahmen einen der erschlagnen Matrosen mit sich
und wissen also, ohnstreitig schon seit 1642, wie das Fleisch eines Europäers
schmeckt. Den Engländern haben sie durch die so eben erzählte Geschichte noch
weit ärger, den Franzosen aber schlimmer als allen übrigen mitgespielt, in-
dem sie Herrn Dufresne Marion mit acht und zwanzig Mann erschlagen und
gefressen haben! Mr. Crozet, Capitaine de braulot in französischen Diensten,
der, auf einer Reise nach Ost-Indien, gerade zu der Zeit am Cap der guten Hoff-
nung
vor Anker lag, als wir, von unserm Kreislauf, eben daselbst anlangten, er-
zählte mir das traurige Schicksal, welches Mr. Dufresne Marion betroffen
hatte. Herr Crozet commandirte nemlich das Königliche Schif, den Mascarin,
als zweyter Officier, unter besagtem Herrn von Marion, und gieng, nebst noch
einem Schiffe welches ihn begleitete, auf dem Nördlichen Theil von Neu-
Seeland
in der Bay der Eilande, vor Anker *). Der Verlust, den er durch
Sturm an seinen Masten erlitten hatte, nöthigte ihn, hier in den Wäldern, neue
zu suchen. Er fand auch würklich einige Bäume die dazu taugten, nur schien
es fast unmöglich sie von den Bergen nach dem Wasser herab zu schaffen. Doch

*) Man sehe im ersten Bande pag. 85. und 180. wo ich der Entdeckungen des Herrn
Marions vor dessen Ankunft in Neu-Seeland erwähnt habe.
Forster's Reise u. die W: zweyter Th. Z z

in den Jahren 1772 bis 1775.
einem ſolchen Verluſt, den Capitain Fourneaux um deſto empfindlicher fuͤhlte,1774.
October.

weil Herr Rowe ſein Anverwandter war, ſeegelte er am 22ſten December
aus Koͤnigin-Charlotten-Sund ab, und paßirte das Cap Horn, ohne ir-
gendwo Land zu ſehen oder vor Anker zu gehen, bis am 19 Maͤrz 1774, da
er das Cap der guten Hoffnung erreichte. Vom Cap kehrte er nach England
zuruͤck, und langte am 15 Julius, mithin um eben die Zeit, zu Spithead an,
da wir, auf der andern Hemiſphaͤre, mit Entdeckung der Neuen Hebridiſchen
Inſeln
beſchaͤftigt waren.

Die Neu-Seelaͤnder ſind von jeher allen Nationen, welche zu ihnen
gekommen, gefaͤhrliche Feinde geweſen. Der erſte Entdecker dieſes Landes,
Abel Janſſen Taſmann, ein Hollaͤnder, verlohr vier von ſeinen Matroſen an
einem Ankerplatze, den er, dieſes Vorfalls wegen, die Moͤrder-Bay nannte,
und der vermuthlich mit der vom Capitain Cook ſogenannten blinden Bay ei-
nerley iſt. Die Einwohner nahmen einen der erſchlagnen Matroſen mit ſich
und wiſſen alſo, ohnſtreitig ſchon ſeit 1642, wie das Fleiſch eines Europaͤers
ſchmeckt. Den Englaͤndern haben ſie durch die ſo eben erzaͤhlte Geſchichte noch
weit aͤrger, den Franzoſen aber ſchlimmer als allen uͤbrigen mitgeſpielt, in-
dem ſie Herrn Dufresne Marion mit acht und zwanzig Mann erſchlagen und
gefreſſen haben! Mr. Crozet, Capitaine de brûlot in franzoͤſiſchen Dienſten,
der, auf einer Reiſe nach Oſt-Indien, gerade zu der Zeit am Cap der guten Hoff-
nung
vor Anker lag, als wir, von unſerm Kreislauf, eben daſelbſt anlangten, er-
zaͤhlte mir das traurige Schickſal, welches Mr. Dufresne Marion betroffen
hatte. Herr Crozet commandirte nemlich das Koͤnigliche Schif, den Maſcarin,
als zweyter Officier, unter beſagtem Herrn von Marion, und gieng, nebſt noch
einem Schiffe welches ihn begleitete, auf dem Noͤrdlichen Theil von Neu-
Seeland
in der Bay der Eilande, vor Anker *). Der Verluſt, den er durch
Sturm an ſeinen Maſten erlitten hatte, noͤthigte ihn, hier in den Waͤldern, neue
zu ſuchen. Er fand auch wuͤrklich einige Baͤume die dazu taugten, nur ſchien
es faſt unmoͤglich ſie von den Bergen nach dem Waſſer herab zu ſchaffen. Doch

*) Man ſehe im erſten Bande pag. 85. und 180. wo ich der Entdeckungen des Herrn
Marions vor deſſen Ankunft in Neu-Seeland erwaͤhnt habe.
Forſter’s Reiſe u. die W: zweyter Th. Z z
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[361/0379] in den Jahren 1772 bis 1775. einem ſolchen Verluſt, den Capitain Fourneaux um deſto empfindlicher fuͤhlte, weil Herr Rowe ſein Anverwandter war, ſeegelte er am 22ſten December aus Koͤnigin-Charlotten-Sund ab, und paßirte das Cap Horn, ohne ir- gendwo Land zu ſehen oder vor Anker zu gehen, bis am 19 Maͤrz 1774, da er das Cap der guten Hoffnung erreichte. Vom Cap kehrte er nach England zuruͤck, und langte am 15 Julius, mithin um eben die Zeit, zu Spithead an, da wir, auf der andern Hemiſphaͤre, mit Entdeckung der Neuen Hebridiſchen Inſeln beſchaͤftigt waren. 1774. October. Die Neu-Seelaͤnder ſind von jeher allen Nationen, welche zu ihnen gekommen, gefaͤhrliche Feinde geweſen. Der erſte Entdecker dieſes Landes, Abel Janſſen Taſmann, ein Hollaͤnder, verlohr vier von ſeinen Matroſen an einem Ankerplatze, den er, dieſes Vorfalls wegen, die Moͤrder-Bay nannte, und der vermuthlich mit der vom Capitain Cook ſogenannten blinden Bay ei- nerley iſt. Die Einwohner nahmen einen der erſchlagnen Matroſen mit ſich und wiſſen alſo, ohnſtreitig ſchon ſeit 1642, wie das Fleiſch eines Europaͤers ſchmeckt. Den Englaͤndern haben ſie durch die ſo eben erzaͤhlte Geſchichte noch weit aͤrger, den Franzoſen aber ſchlimmer als allen uͤbrigen mitgeſpielt, in- dem ſie Herrn Dufresne Marion mit acht und zwanzig Mann erſchlagen und gefreſſen haben! Mr. Crozet, Capitaine de brûlot in franzoͤſiſchen Dienſten, der, auf einer Reiſe nach Oſt-Indien, gerade zu der Zeit am Cap der guten Hoff- nung vor Anker lag, als wir, von unſerm Kreislauf, eben daſelbſt anlangten, er- zaͤhlte mir das traurige Schickſal, welches Mr. Dufresne Marion betroffen hatte. Herr Crozet commandirte nemlich das Koͤnigliche Schif, den Maſcarin, als zweyter Officier, unter beſagtem Herrn von Marion, und gieng, nebſt noch einem Schiffe welches ihn begleitete, auf dem Noͤrdlichen Theil von Neu- Seeland in der Bay der Eilande, vor Anker *). Der Verluſt, den er durch Sturm an ſeinen Maſten erlitten hatte, noͤthigte ihn, hier in den Waͤldern, neue zu ſuchen. Er fand auch wuͤrklich einige Baͤume die dazu taugten, nur ſchien es faſt unmoͤglich ſie von den Bergen nach dem Waſſer herab zu ſchaffen. Doch *) Man ſehe im erſten Bande pag. 85. und 180. wo ich der Entdeckungen des Herrn Marions vor deſſen Ankunft in Neu-Seeland erwaͤhnt habe. Forſter’s Reiſe u. die W: zweyter Th. Z z

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/379>, abgerufen am 20.05.2024.