ße und Keulen mit sich. Waffen von Casuarina Holz waren, ihrer allzugro-1774. Septem- ber. ßen Schwere wegen, die einzigen, bey welchen diese Art des Transports nicht statt fand.
Nachmittags fuhren wir abermahls im Boote ab, und landeten ohnge- fähr zwo Meilen von unserm Wasserplatz, woselbst die Bay sich auf der Westsei- te an einer vorspringenden Spitze endigte. Capitain Cook nahm hier, zum Be- sten künftiger Seefahrer, verschiedene Zeichnungen von diesem Ankerplatze auf, indeß wir unsrer Seits andern Untersuchungen nachgiengen. Ohnweit dem Stran- de lag eine große, unregelmäßige Felsenmasse, wenigstens zehn Fuß im Durch- schnitt, die aus einem grauen, dichtkörnigen Hornstein, voller Granaten, so groß als Nadelköpfe, bestand. Diese Entdeckung bestärckte uns in der Vermuthung, daß vielleicht reichhaltige und nußbare Mineralien allhier vorhanden seyn möch- ten. Eben dieses schien auch der gänzliche Mangel volkanischer Producte anzu- zeigen, dergleichen wir in allen übrigen Inseln des Südmeeres, nur hier nicht, wahrgenommen hatten. Das nahe Gebüsch, welches längst dem Ufer ziem- lich dick stand, lockte uns bald zu einem botanischen Spaziergange, auf welchem wir einige junge Brodfruchtbäume antrafen, die noch nicht trugen, und ohne alle Cultur, fast wie einheimische wilde Bäume, aufgewachsen zu seyn schienen. Nicht weit davon fand sich auch eine neue Art Grenadille oder Paßionsblumen, welches uns um deswillen merkwürdig war, weil alle bisher bekannte Arten dieses zahlreichen Geschlechts nur allein in Amerika zu Hause sind (*). Ich verlohr mich von meinen Gefährten und kam in einen sandigen Hohl-Weg, der an beyden Seiten mit Glockenwinden und wohlriechenden Sträuchen bewachsen, das ausgetrocknete Bette eines Regenbachs zu seyn schien. Dieser Weg führte mich zu drey beysammenstehenden Hütten, die von Cocospalmen beschattet wa- ren. Ausserhalb vor einer Hütte, saß ein Mann von mittlerm Alter, dem ein acht bis zehnjähriges Mädchen ihren Kopf auf den Schooß gelegt hatte. Bey meiner Annäherung schien er etwas bestürzt, doch erhohlte er sich bald wieder,
(*) Doch muß ich bey dieser Gelegenheit anmerken, daß auch Herr Banks verschiedne Sorten der Paßionsblume auf dem großen noch fast gänzlich unbekannten Welt- theile, den wir Neu-Holland nennen, angetroffen hat.
R r 2
in den Jahren 1772 bis 1775.
ße und Keulen mit ſich. Waffen von Caſuarina Holz waren, ihrer allzugro-1774. Septem- ber. ßen Schwere wegen, die einzigen, bey welchen dieſe Art des Tranſports nicht ſtatt fand.
Nachmittags fuhren wir abermahls im Boote ab, und landeten ohnge- faͤhr zwo Meilen von unſerm Waſſerplatz, woſelbſt die Bay ſich auf der Weſtſei- te an einer vorſpringenden Spitze endigte. Capitain Cook nahm hier, zum Be- ſten kuͤnftiger Seefahrer, verſchiedene Zeichnungen von dieſem Ankerplatze auf, indeß wir unſrer Seits andern Unterſuchungen nachgiengen. Ohnweit dem Stran- de lag eine große, unregelmaͤßige Felſenmaſſe, wenigſtens zehn Fuß im Durch- ſchnitt, die aus einem grauen, dichtkoͤrnigen Hornſtein, voller Granaten, ſo groß als Nadelkoͤpfe, beſtand. Dieſe Entdeckung beſtaͤrckte uns in der Vermuthung, daß vielleicht reichhaltige und nußbare Mineralien allhier vorhanden ſeyn moͤch- ten. Eben dieſes ſchien auch der gaͤnzliche Mangel volkaniſcher Producte anzu- zeigen, dergleichen wir in allen uͤbrigen Inſeln des Suͤdmeeres, nur hier nicht, wahrgenommen hatten. Das nahe Gebuͤſch, welches laͤngſt dem Ufer ziem- lich dick ſtand, lockte uns bald zu einem botaniſchen Spaziergange, auf welchem wir einige junge Brodfruchtbaͤume antrafen, die noch nicht trugen, und ohne alle Cultur, faſt wie einheimiſche wilde Baͤume, aufgewachſen zu ſeyn ſchienen. Nicht weit davon fand ſich auch eine neue Art Grenadille oder Paßionsblumen, welches uns um deswillen merkwuͤrdig war, weil alle bisher bekannte Arten dieſes zahlreichen Geſchlechts nur allein in Amerika zu Hauſe ſind (*). Ich verlohr mich von meinen Gefaͤhrten und kam in einen ſandigen Hohl-Weg, der an beyden Seiten mit Glockenwinden und wohlriechenden Straͤuchen bewachſen, das ausgetrocknete Bette eines Regenbachs zu ſeyn ſchien. Dieſer Weg fuͤhrte mich zu drey beyſammenſtehenden Huͤtten, die von Cocospalmen beſchattet wa- ren. Auſſerhalb vor einer Huͤtte, ſaß ein Mann von mittlerm Alter, dem ein acht bis zehnjaͤhriges Maͤdchen ihren Kopf auf den Schooß gelegt hatte. Bey meiner Annaͤherung ſchien er etwas beſtuͤrzt, doch erhohlte er ſich bald wieder,
(*) Doch muß ich bey dieſer Gelegenheit anmerken, daß auch Herr Banks verſchiedne Sorten der Paßionsblume auf dem großen noch faſt gaͤnzlich unbekannten Welt- theile, den wir Neu-Holland nennen, angetroffen hat.
R r 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0331"n="315"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
ße und Keulen mit ſich. Waffen von Caſuarina Holz waren, ihrer allzugro-<noteplace="right">1774.<lb/>
Septem-<lb/>
ber.</note><lb/>
ßen Schwere wegen, die einzigen, bey welchen dieſe Art des Tranſports nicht<lb/>ſtatt fand.</p><lb/><p>Nachmittags fuhren wir abermahls im Boote ab, und landeten ohnge-<lb/>
faͤhr zwo Meilen von unſerm Waſſerplatz, woſelbſt die Bay ſich auf der Weſtſei-<lb/>
te an einer vorſpringenden Spitze endigte. Capitain <persName>Cook</persName> nahm hier, zum Be-<lb/>ſten kuͤnftiger Seefahrer, verſchiedene Zeichnungen von dieſem Ankerplatze auf,<lb/>
indeß wir unſrer Seits andern Unterſuchungen nachgiengen. Ohnweit dem Stran-<lb/>
de lag eine große, unregelmaͤßige Felſenmaſſe, wenigſtens zehn Fuß im Durch-<lb/>ſchnitt, die aus einem grauen, dichtkoͤrnigen Hornſtein, voller Granaten, ſo groß<lb/>
als Nadelkoͤpfe, beſtand. Dieſe Entdeckung beſtaͤrckte uns in der Vermuthung,<lb/>
daß vielleicht reichhaltige und nußbare Mineralien allhier vorhanden ſeyn moͤch-<lb/>
ten. Eben dieſes ſchien auch der gaͤnzliche Mangel volkaniſcher Producte anzu-<lb/>
zeigen, dergleichen wir in allen uͤbrigen Inſeln des <placeName>Suͤdmeeres</placeName>, nur hier<lb/>
nicht, wahrgenommen hatten. Das nahe Gebuͤſch, welches laͤngſt dem Ufer ziem-<lb/>
lich dick ſtand, lockte uns bald zu einem botaniſchen Spaziergange, auf welchem wir<lb/>
einige junge Brodfruchtbaͤume antrafen, die noch nicht trugen, und ohne alle<lb/>
Cultur, faſt wie einheimiſche wilde Baͤume, aufgewachſen zu ſeyn ſchienen.<lb/>
Nicht weit davon fand ſich auch eine neue Art Grenadille oder Paßionsblumen,<lb/>
welches uns um deswillen merkwuͤrdig war, weil alle bisher bekannte Arten dieſes<lb/>
zahlreichen Geſchlechts nur allein in <placeName>Amerika</placeName> zu Hauſe ſind <noteplace="foot"n="(*)">Doch muß ich bey dieſer Gelegenheit anmerken, daß auch Herr <hirendition="#fr"><persName>Banks</persName></hi> verſchiedne<lb/>
Sorten der Paßionsblume auf dem großen noch faſt gaͤnzlich unbekannten Welt-<lb/>
theile, den wir <hirendition="#fr"><placeName>Neu-Holland</placeName></hi> nennen, angetroffen hat.</note>. Ich verlohr<lb/>
mich von meinen Gefaͤhrten und kam in einen ſandigen Hohl-Weg, der an<lb/>
beyden Seiten mit Glockenwinden und wohlriechenden Straͤuchen bewachſen,<lb/>
das ausgetrocknete Bette eines Regenbachs zu ſeyn ſchien. Dieſer Weg fuͤhrte<lb/>
mich zu drey beyſammenſtehenden Huͤtten, die von Cocospalmen beſchattet wa-<lb/>
ren. Auſſerhalb vor einer Huͤtte, ſaß ein Mann von mittlerm Alter, dem ein<lb/>
acht bis zehnjaͤhriges Maͤdchen ihren Kopf auf den Schooß gelegt hatte. Bey<lb/>
meiner Annaͤherung ſchien er etwas beſtuͤrzt, doch erhohlte er ſich bald wieder,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[315/0331]
in den Jahren 1772 bis 1775.
ße und Keulen mit ſich. Waffen von Caſuarina Holz waren, ihrer allzugro-
ßen Schwere wegen, die einzigen, bey welchen dieſe Art des Tranſports nicht
ſtatt fand.
1774.
Septem-
ber.
Nachmittags fuhren wir abermahls im Boote ab, und landeten ohnge-
faͤhr zwo Meilen von unſerm Waſſerplatz, woſelbſt die Bay ſich auf der Weſtſei-
te an einer vorſpringenden Spitze endigte. Capitain Cook nahm hier, zum Be-
ſten kuͤnftiger Seefahrer, verſchiedene Zeichnungen von dieſem Ankerplatze auf,
indeß wir unſrer Seits andern Unterſuchungen nachgiengen. Ohnweit dem Stran-
de lag eine große, unregelmaͤßige Felſenmaſſe, wenigſtens zehn Fuß im Durch-
ſchnitt, die aus einem grauen, dichtkoͤrnigen Hornſtein, voller Granaten, ſo groß
als Nadelkoͤpfe, beſtand. Dieſe Entdeckung beſtaͤrckte uns in der Vermuthung,
daß vielleicht reichhaltige und nußbare Mineralien allhier vorhanden ſeyn moͤch-
ten. Eben dieſes ſchien auch der gaͤnzliche Mangel volkaniſcher Producte anzu-
zeigen, dergleichen wir in allen uͤbrigen Inſeln des Suͤdmeeres, nur hier
nicht, wahrgenommen hatten. Das nahe Gebuͤſch, welches laͤngſt dem Ufer ziem-
lich dick ſtand, lockte uns bald zu einem botaniſchen Spaziergange, auf welchem wir
einige junge Brodfruchtbaͤume antrafen, die noch nicht trugen, und ohne alle
Cultur, faſt wie einheimiſche wilde Baͤume, aufgewachſen zu ſeyn ſchienen.
Nicht weit davon fand ſich auch eine neue Art Grenadille oder Paßionsblumen,
welches uns um deswillen merkwuͤrdig war, weil alle bisher bekannte Arten dieſes
zahlreichen Geſchlechts nur allein in Amerika zu Hauſe ſind (*). Ich verlohr
mich von meinen Gefaͤhrten und kam in einen ſandigen Hohl-Weg, der an
beyden Seiten mit Glockenwinden und wohlriechenden Straͤuchen bewachſen,
das ausgetrocknete Bette eines Regenbachs zu ſeyn ſchien. Dieſer Weg fuͤhrte
mich zu drey beyſammenſtehenden Huͤtten, die von Cocospalmen beſchattet wa-
ren. Auſſerhalb vor einer Huͤtte, ſaß ein Mann von mittlerm Alter, dem ein
acht bis zehnjaͤhriges Maͤdchen ihren Kopf auf den Schooß gelegt hatte. Bey
meiner Annaͤherung ſchien er etwas beſtuͤrzt, doch erhohlte er ſich bald wieder,
(*) Doch muß ich bey dieſer Gelegenheit anmerken, daß auch Herr Banks verſchiedne
Sorten der Paßionsblume auf dem großen noch faſt gaͤnzlich unbekannten Welt-
theile, den wir Neu-Holland nennen, angetroffen hat.
R r 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/331>, abgerufen am 01.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.