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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
arten, den Societäts-Inseln ähnlich, und scheinen, gleich denselben durch feuer-1774.
April.

speyende Berge entstanden zu seyn. Um die Häuser herum sahen wir oft
Schweine, große Hühner, mit unter auch Ratten, und auf den Bäumen
wohnten allerhand kleine Vögel, die denen auf Tahiti und auf den Societäts-In-
seln
ähnlich, jedoch weder so häufig noch so mannigfaltig waren. Die Marque-
sas
sind, im Ganzen genommen, mit den Societäts-Inseln von einerley Be-
schaffenheit, nur daß ihnen die schönen Ebnen und die Corall-Riefe fehlen, wel-
che letztere, bey jenen, so sichre Häven hervorbringen. Auch die Bewohner die-
ser Inseln, gleichen den Einwohnern der Societäts-Eylande an Gestalt, Ge-
bräuchen und Sprache, mehr dann irgend ein andres Volk in der Südsee.
Der größte Unterschied den wir zwischen beyden finden konnten, bestand darinn,
daß die Leute hier nicht so reinlich waren als dort. Die Tahitier und ihre Nach-
baren auf den Societäts-Inseln, sind vielleicht das reinlichste Volk auf Erden.
Sie baden sich täglich zwey bis dreymal; und waschen Hand und Gesicht so-
wohl vor als nach jeder Mahlzeit. Die Leute auf den Marquesas aber wu-
schen und badeten sich nicht so oft, waren auch in der Bereitung ihrer Mahlzei-
ten weit nachläßiger. Hingegen thaten sie es den Bewohnern der Societäts-
Inseln
, in einem andern Punkt, an Reinlichkeit zuvor; denn, anstatt daß man
zu Tahiti die Fußsteige überall mit Zeichen einer gesunden Verdauung besetzt fand,
wurde hier der Unflath, nach Katzen-Art, sorgfältig verscharret. Zwar ver-
ließ man sich zu Tahiti auf die guten Dienste der Ratten, die dergleichen Unrath
begierig verschlingen, doch schien man es, auch ausserdem, nicht für unan-
ständig, noch für schmutzig zu halten, daß der Koth überall umher lag; vielmehr
meynte Tupia, (der doch gewiß einer der gescheutesten Leute von Tahiti war) als
er zu Batavia, in jedem Hause ein besonderes Gemach zum Behuf der Cloa-
cina
gewahr ward, "wir Europäer mögten wohl eben nicht sonderlich ekel seyn!"

Es giebt auf den Marquesas eben so mancherley Früchte und Wur-
zeln als zu Tahiti, den Tahitischen Apfel (spondias) allein ausgenommen;
dafür aber ist die Brodfrucht hier größer und wohlschmeckender als irgend
sonst wo, und, wenn sie ihre völlige Reife erlangt hat, so weich als Eyer-Kä-
se, auch so übersüß, daß wir sie kaum genießen konnten. Diese Frucht macht
das vornehmste Nahrungsmittel der Einwohner aus. Sie pflegen sie gemei-

C 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
arten, den Societaͤts-Inſeln aͤhnlich, und ſcheinen, gleich denſelben durch feuer-1774.
April.

ſpeyende Berge entſtanden zu ſeyn. Um die Haͤuſer herum ſahen wir oft
Schweine, große Huͤhner, mit unter auch Ratten, und auf den Baͤumen
wohnten allerhand kleine Voͤgel, die denen auf Tahiti und auf den Societaͤts-In-
ſeln
aͤhnlich, jedoch weder ſo haͤufig noch ſo mannigfaltig waren. Die Marque-
ſas
ſind, im Ganzen genommen, mit den Societaͤts-Inſeln von einerley Be-
ſchaffenheit, nur daß ihnen die ſchoͤnen Ebnen und die Corall-Riefe fehlen, wel-
che letztere, bey jenen, ſo ſichre Haͤven hervorbringen. Auch die Bewohner die-
ſer Inſeln, gleichen den Einwohnern der Societaͤts-Eylande an Geſtalt, Ge-
braͤuchen und Sprache, mehr dann irgend ein andres Volk in der Suͤdſee.
Der groͤßte Unterſchied den wir zwiſchen beyden finden konnten, beſtand darinn,
daß die Leute hier nicht ſo reinlich waren als dort. Die Tahitier und ihre Nach-
baren auf den Societaͤts-Inſeln, ſind vielleicht das reinlichſte Volk auf Erden.
Sie baden ſich taͤglich zwey bis dreymal; und waſchen Hand und Geſicht ſo-
wohl vor als nach jeder Mahlzeit. Die Leute auf den Marqueſas aber wu-
ſchen und badeten ſich nicht ſo oft, waren auch in der Bereitung ihrer Mahlzei-
ten weit nachlaͤßiger. Hingegen thaten ſie es den Bewohnern der Societaͤts-
Inſeln
, in einem andern Punkt, an Reinlichkeit zuvor; denn, anſtatt daß man
zu Tahiti die Fußſteige uͤberall mit Zeichen einer geſunden Verdauung beſetzt fand,
wurde hier der Unflath, nach Katzen-Art, ſorgfaͤltig verſcharret. Zwar ver-
ließ man ſich zu Tahiti auf die guten Dienſte der Ratten, die dergleichen Unrath
begierig verſchlingen, doch ſchien man es, auch auſſerdem, nicht fuͤr unan-
ſtaͤndig, noch fuͤr ſchmutzig zu halten, daß der Koth uͤberall umher lag; vielmehr
meynte Tupia, (der doch gewiß einer der geſcheuteſten Leute von Tahiti war) als
er zu Batavia, in jedem Hauſe ein beſonderes Gemach zum Behuf der Cloa-
cina
gewahr ward, “wir Europaͤer moͤgten wohl eben nicht ſonderlich ekel ſeyn!”

Es giebt auf den Marqueſas eben ſo mancherley Fruͤchte und Wur-
zeln als zu Tahiti, den Tahitiſchen Apfel (ſpondias) allein ausgenommen;
dafuͤr aber iſt die Brodfrucht hier groͤßer und wohlſchmeckender als irgend
ſonſt wo, und, wenn ſie ihre voͤllige Reife erlangt hat, ſo weich als Eyer-Kaͤ-
ſe, auch ſo uͤberſuͤß, daß wir ſie kaum genießen konnten. Dieſe Frucht macht
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C 3
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[21/0033] in den Jahren 1772 bis 1775. arten, den Societaͤts-Inſeln aͤhnlich, und ſcheinen, gleich denſelben durch feuer- ſpeyende Berge entſtanden zu ſeyn. Um die Haͤuſer herum ſahen wir oft Schweine, große Huͤhner, mit unter auch Ratten, und auf den Baͤumen wohnten allerhand kleine Voͤgel, die denen auf Tahiti und auf den Societaͤts-In- ſeln aͤhnlich, jedoch weder ſo haͤufig noch ſo mannigfaltig waren. Die Marque- ſas ſind, im Ganzen genommen, mit den Societaͤts-Inſeln von einerley Be- ſchaffenheit, nur daß ihnen die ſchoͤnen Ebnen und die Corall-Riefe fehlen, wel- che letztere, bey jenen, ſo ſichre Haͤven hervorbringen. Auch die Bewohner die- ſer Inſeln, gleichen den Einwohnern der Societaͤts-Eylande an Geſtalt, Ge- braͤuchen und Sprache, mehr dann irgend ein andres Volk in der Suͤdſee. Der groͤßte Unterſchied den wir zwiſchen beyden finden konnten, beſtand darinn, daß die Leute hier nicht ſo reinlich waren als dort. Die Tahitier und ihre Nach- baren auf den Societaͤts-Inſeln, ſind vielleicht das reinlichſte Volk auf Erden. Sie baden ſich taͤglich zwey bis dreymal; und waſchen Hand und Geſicht ſo- wohl vor als nach jeder Mahlzeit. Die Leute auf den Marqueſas aber wu- ſchen und badeten ſich nicht ſo oft, waren auch in der Bereitung ihrer Mahlzei- ten weit nachlaͤßiger. Hingegen thaten ſie es den Bewohnern der Societaͤts- Inſeln, in einem andern Punkt, an Reinlichkeit zuvor; denn, anſtatt daß man zu Tahiti die Fußſteige uͤberall mit Zeichen einer geſunden Verdauung beſetzt fand, wurde hier der Unflath, nach Katzen-Art, ſorgfaͤltig verſcharret. Zwar ver- ließ man ſich zu Tahiti auf die guten Dienſte der Ratten, die dergleichen Unrath begierig verſchlingen, doch ſchien man es, auch auſſerdem, nicht fuͤr unan- ſtaͤndig, noch fuͤr ſchmutzig zu halten, daß der Koth uͤberall umher lag; vielmehr meynte Tupia, (der doch gewiß einer der geſcheuteſten Leute von Tahiti war) als er zu Batavia, in jedem Hauſe ein beſonderes Gemach zum Behuf der Cloa- cina gewahr ward, “wir Europaͤer moͤgten wohl eben nicht ſonderlich ekel ſeyn!” 1774. April. Es giebt auf den Marqueſas eben ſo mancherley Fruͤchte und Wur- zeln als zu Tahiti, den Tahitiſchen Apfel (ſpondias) allein ausgenommen; dafuͤr aber iſt die Brodfrucht hier groͤßer und wohlſchmeckender als irgend ſonſt wo, und, wenn ſie ihre voͤllige Reife erlangt hat, ſo weich als Eyer-Kaͤ- ſe, auch ſo uͤberſuͤß, daß wir ſie kaum genießen konnten. Dieſe Frucht macht das vornehmſte Nahrungsmittel der Einwohner aus. Sie pflegen ſie gemei- C 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/33>, abgerufen am 22.11.2024.