Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. südlichen Seite des Landes zu bemerken. Die Höhe dieses Standpunkts kam1774.Septem- ber. der Aussicht ungemein zu statten: Die schlängelnden Bäche, die Pflanzungen und zerstreute Wohnungen auf der Ebene, die mannigfaltigen Gruppen von Bäumen und Waldung, samt der verschiednen Farbe des grundlosen Meeres neben den sandigen Untiefen desselben, machten, zusammengenommen, eins der schönsten Gemählde aus! Die Einwohner bemerkten, daß wir von der Hitze ermüdet und durstig waren; deshalb hohlten sie uns etwas Zuckerrohr; nur kann ich nicht begreifen, wo sie es herbekommen mußten, da derglei- chen auf dieser unfruchtbaren Höhe nirgends zu vermuthen, geschweige denn wirklich zu sehen war. Der Gipfel bestand nämlich aus derselben Stein- art die wir unten angetroffen, und daher ließ sich um so mehr annehmen, daß in diesem Lande manche schätzbare Mineralien vorhanden seyn müßten. Nach der Zeit die wir zum Heraufgehen brauchten, imgleichen nach andern Neben-Um- ständen zu urtheilen, ist die Höhe dieses Berges eben nicht sehr beträchtlich und vermuthlich geringer als die vom sogenannten Tafel-Berge, am Vorgebürge der guten Hoffnung, welche der Abt la Caille auf 3350 rheinländische Fuß schätzt. *) Gleich nach unsrer Rückkunst zum Wasserplatz eilten wir ans Schif, *) Voyage de l' Abbe de la Caille p. 237. *) Siehe die 1 Figur auf der XI. Kupfertafel, Seite 304. Forster's Reise u. die W. zweyter Theil. R r
in den Jahren 1772 bis 1775. ſuͤdlichen Seite des Landes zu bemerken. Die Hoͤhe dieſes Standpunkts kam1774.Septem- ber. der Ausſicht ungemein zu ſtatten: Die ſchlaͤngelnden Baͤche, die Pflanzungen und zerſtreute Wohnungen auf der Ebene, die mannigfaltigen Gruppen von Baͤumen und Waldung, ſamt der verſchiednen Farbe des grundloſen Meeres neben den ſandigen Untiefen deſſelben, machten, zuſammengenommen, eins der ſchoͤnſten Gemaͤhlde aus! Die Einwohner bemerkten, daß wir von der Hitze ermuͤdet und durſtig waren; deshalb hohlten ſie uns etwas Zuckerrohr; nur kann ich nicht begreifen, wo ſie es herbekommen mußten, da derglei- chen auf dieſer unfruchtbaren Hoͤhe nirgends zu vermuthen, geſchweige denn wirklich zu ſehen war. Der Gipfel beſtand naͤmlich aus derſelben Stein- art die wir unten angetroffen, und daher ließ ſich um ſo mehr annehmen, daß in dieſem Lande manche ſchaͤtzbare Mineralien vorhanden ſeyn muͤßten. Nach der Zeit die wir zum Heraufgehen brauchten, imgleichen nach andern Neben-Um- ſtaͤnden zu urtheilen, iſt die Hoͤhe dieſes Berges eben nicht ſehr betraͤchtlich und vermuthlich geringer als die vom ſogenannten Tafel-Berge, am Vorgebuͤrge der guten Hoffnung, welche der Abt la Caille auf 3350 rheinlaͤndiſche Fuß ſchaͤtzt. *) Gleich nach unſrer Ruͤckkunſt zum Waſſerplatz eilten wir ans Schif, *) Voyage de l’ Abbé de la Caille p. 237. *) Siehe die 1 Figur auf der XI. Kupfertafel, Seite 304. Forſter’s Reiſe u. die W. zweyter Theil. R r
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ſuͤdlichen Seite des Landes zu bemerken. Die Hoͤhe dieſes Standpunkts kam
der Ausſicht ungemein zu ſtatten: Die ſchlaͤngelnden Baͤche, die Pflanzungen
und zerſtreute Wohnungen auf der Ebene, die mannigfaltigen Gruppen von
Baͤumen und Waldung, ſamt der verſchiednen Farbe des grundloſen Meeres
neben den ſandigen Untiefen deſſelben, machten, zuſammengenommen, eins der
ſchoͤnſten Gemaͤhlde aus! Die Einwohner bemerkten, daß wir von der Hitze
ermuͤdet und durſtig waren; deshalb hohlten ſie uns etwas Zuckerrohr;
nur kann ich nicht begreifen, wo ſie es herbekommen mußten, da derglei-
chen auf dieſer unfruchtbaren Hoͤhe nirgends zu vermuthen, geſchweige denn
wirklich zu ſehen war. Der Gipfel beſtand naͤmlich aus derſelben Stein-
art die wir unten angetroffen, und daher ließ ſich um ſo mehr annehmen, daß
in dieſem Lande manche ſchaͤtzbare Mineralien vorhanden ſeyn muͤßten. Nach
der Zeit die wir zum Heraufgehen brauchten, imgleichen nach andern Neben-Um-
ſtaͤnden zu urtheilen, iſt die Hoͤhe dieſes Berges eben nicht ſehr betraͤchtlich und
vermuthlich geringer als die vom ſogenannten Tafel-Berge, am Vorgebuͤrge
der guten Hoffnung, welche der Abt la Caille auf 3350 rheinlaͤndiſche Fuß
ſchaͤtzt. *)
1774.
Septem-
ber.
Gleich nach unſrer Ruͤckkunſt zum Waſſerplatz eilten wir ans Schif,
woſelbſt eine Menge Indianer verſammelt war, die auch den kleinſten Win-
kel nicht unbeſucht ließen, und uͤberall, Keulen, Speere, nebſt mancherley
Zierrathen verhandelten. Einer unter ihnen war von ſehr großer Statur; er
maaß wenigſtens ſechs Fuß fuͤnf Zoll Engliſch und mit ſeiner ſchwarzen, aufrecht-
ſtehenden, runden Muͤtze, wohl noch acht Zoll mehr. Um dieſe Muͤtzen pflegen ſie
gemeiniglich ihre Schleudern zu wickeln, ſo daß ihnen der am untern Ende befindliche
Quaſt auf die Schultern herabhaͤngt; auch befeſtigen ſie, zum Zierrath, einen Buͤ-
ſchel Farrenkraut daran, oder, wenn der Staat noch groͤßer ſeyn ſoll, einen Buſch
Ceylaniſcher Eulen-Federn, *) welcher Vogel ſowohl hier als auf der Inſel
Tanna zu finden iſt. Des Werths ohnerachtet, den ſie auf dergleichen Muͤtzen
ſetzten, gluͤckte es uns dennoch, mehrere derſelben, gegen Stuͤcke von tahiti-
ſchem Zeuge, einzutauſchen. Ein andrer vorzuͤglicher Theil ihres Putzes beſtand
*) Voyage de l’ Abbé de la Caille p. 237.
*) Siehe die 1 Figur auf der XI. Kupfertafel, Seite 304.
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