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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
April.
um den Leib, um die Arme, Knie und an die Schenkel gebunden waren. Allen
andern Schmuck vertauschten sie gegen Kleinigkeiten, aber nicht leicht diesen Haar-
schmuck, den sie ungemein hoch schätzten, so sehr er auch gemeiniglich von
Ungeziefer bevölkert war. Sie trugen selbigen vermuthlich zum Andenken
ihrer verstorbnen Verwandten, und hielten ihn daher so sehr, als diese,
in Ehren. Vielleicht sind es auch Siegeszeichen von ihren Feinden. Indeß
vergaßen sie doch alle diese Bedenklichkeit, um eines großen Nagels, oder ei-
ner andern Kleinigkeit willen, deren Anblick ihrer Neubegierde zu schmeicheln
schien.

Nach diesen Betrachtungen über die Leute, die uns am Strand umga-
ben, giengen wir ins Gehölz nach dem Platze hin, den Capitain Cook zu seinem
Standort gewählet hatte. Wir fanden hier verschiedne Pflanzen, die uns größ-
tentheils schon auf den Societäts-Inseln vorgekommen waren. Da es uns aber
nicht rathsam dünkte, sogleich tief ins Land zu gehen; so blieben wir in den nie-
drigen, ganz unbewohnten Gegenden, nahe am Strande. Hier fanden wir
zwischen den Bäumen eine Menge viereckigter Abtheilungen, aus nebeneinander
gelegten, mehrentheils viereckigten Steinen, die, wie uns hernach erzählt
wurde, Grundlagen von Häusern waren. Es ist also zu vermuthen, daß diese
Gegenden wegen einer oder der andern Unbequemlichkeit verlassen worden, oder
daß man sie nur zu gewissen Zeiten des Jahres bewohnet. Wir sahen hier zwar
keine Pflanzungen, dagegen war alles mit Holz und zum Theil mit gutem Zim-
merholz überwachsen. Die Einwohner ließen uns allenthalben ungestöhrt
und ungehindert gehen, wohin wir wollten. Ein Hügel, der mit Gras
von halber Mannshöhe überwachsen ist, und an der See eine steile, senk-
rechte Felsenwand ausmacht, theilt die Bucht von einer andern die weiter
gen Süden liegt. An der Nordseite dieser Anhöhe fanden wir schönes,
klares Springwasser, an eben derselben Stelle, wo es, nach der Beschreibung
der Spanier hätte gesucht werden müssen. Es stürzt sich aus dem Felsen in ein
kleines Becken, und aus diesem in die See. Nahe dabey ergießt sich ein Bach
von den höheren Bergen, und noch ein stärkerer in der Mitte der Bucht. Letzterer
dünkte uns zu Anfüllung der Wasserfässer am vortheilhaftesten gelegen. Einen drit-
ten entdeckten wir in der nördlichen Ecke. Es hat also diese Insel ziemlich

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
April.
um den Leib, um die Arme, Knie und an die Schenkel gebunden waren. Allen
andern Schmuck vertauſchten ſie gegen Kleinigkeiten, aber nicht leicht dieſen Haar-
ſchmuck, den ſie ungemein hoch ſchaͤtzten, ſo ſehr er auch gemeiniglich von
Ungeziefer bevoͤlkert war. Sie trugen ſelbigen vermuthlich zum Andenken
ihrer verſtorbnen Verwandten, und hielten ihn daher ſo ſehr, als dieſe,
in Ehren. Vielleicht ſind es auch Siegeszeichen von ihren Feinden. Indeß
vergaßen ſie doch alle dieſe Bedenklichkeit, um eines großen Nagels, oder ei-
ner andern Kleinigkeit willen, deren Anblick ihrer Neubegierde zu ſchmeicheln
ſchien.

Nach dieſen Betrachtungen uͤber die Leute, die uns am Strand umga-
ben, giengen wir ins Gehoͤlz nach dem Platze hin, den Capitain Cook zu ſeinem
Standort gewaͤhlet hatte. Wir fanden hier verſchiedne Pflanzen, die uns groͤß-
tentheils ſchon auf den Societaͤts-Inſeln vorgekommen waren. Da es uns aber
nicht rathſam duͤnkte, ſogleich tief ins Land zu gehen; ſo blieben wir in den nie-
drigen, ganz unbewohnten Gegenden, nahe am Strande. Hier fanden wir
zwiſchen den Baͤumen eine Menge viereckigter Abtheilungen, aus nebeneinander
gelegten, mehrentheils viereckigten Steinen, die, wie uns hernach erzaͤhlt
wurde, Grundlagen von Haͤuſern waren. Es iſt alſo zu vermuthen, daß dieſe
Gegenden wegen einer oder der andern Unbequemlichkeit verlaſſen worden, oder
daß man ſie nur zu gewiſſen Zeiten des Jahres bewohnet. Wir ſahen hier zwar
keine Pflanzungen, dagegen war alles mit Holz und zum Theil mit gutem Zim-
merholz uͤberwachſen. Die Einwohner ließen uns allenthalben ungeſtoͤhrt
und ungehindert gehen, wohin wir wollten. Ein Huͤgel, der mit Gras
von halber Mannshoͤhe uͤberwachſen iſt, und an der See eine ſteile, ſenk-
rechte Felſenwand ausmacht, theilt die Bucht von einer andern die weiter
gen Suͤden liegt. An der Nordſeite dieſer Anhoͤhe fanden wir ſchoͤnes,
klares Springwaſſer, an eben derſelben Stelle, wo es, nach der Beſchreibung
der Spanier haͤtte geſucht werden muͤſſen. Es ſtuͤrzt ſich aus dem Felſen in ein
kleines Becken, und aus dieſem in die See. Nahe dabey ergießt ſich ein Bach
von den hoͤheren Bergen, und noch ein ſtaͤrkerer in der Mitte der Bucht. Letzterer
duͤnkte uns zu Anfuͤllung der Waſſerfaͤſſer am vortheilhafteſten gelegen. Einen drit-
ten entdeckten wir in der noͤrdlichen Ecke. Es hat alſo dieſe Inſel ziemlich

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[14/0026] Forſter’s Reiſe um die Welt um den Leib, um die Arme, Knie und an die Schenkel gebunden waren. Allen andern Schmuck vertauſchten ſie gegen Kleinigkeiten, aber nicht leicht dieſen Haar- ſchmuck, den ſie ungemein hoch ſchaͤtzten, ſo ſehr er auch gemeiniglich von Ungeziefer bevoͤlkert war. Sie trugen ſelbigen vermuthlich zum Andenken ihrer verſtorbnen Verwandten, und hielten ihn daher ſo ſehr, als dieſe, in Ehren. Vielleicht ſind es auch Siegeszeichen von ihren Feinden. Indeß vergaßen ſie doch alle dieſe Bedenklichkeit, um eines großen Nagels, oder ei- ner andern Kleinigkeit willen, deren Anblick ihrer Neubegierde zu ſchmeicheln ſchien. 1774. April. Nach dieſen Betrachtungen uͤber die Leute, die uns am Strand umga- ben, giengen wir ins Gehoͤlz nach dem Platze hin, den Capitain Cook zu ſeinem Standort gewaͤhlet hatte. Wir fanden hier verſchiedne Pflanzen, die uns groͤß- tentheils ſchon auf den Societaͤts-Inſeln vorgekommen waren. Da es uns aber nicht rathſam duͤnkte, ſogleich tief ins Land zu gehen; ſo blieben wir in den nie- drigen, ganz unbewohnten Gegenden, nahe am Strande. Hier fanden wir zwiſchen den Baͤumen eine Menge viereckigter Abtheilungen, aus nebeneinander gelegten, mehrentheils viereckigten Steinen, die, wie uns hernach erzaͤhlt wurde, Grundlagen von Haͤuſern waren. Es iſt alſo zu vermuthen, daß dieſe Gegenden wegen einer oder der andern Unbequemlichkeit verlaſſen worden, oder daß man ſie nur zu gewiſſen Zeiten des Jahres bewohnet. Wir ſahen hier zwar keine Pflanzungen, dagegen war alles mit Holz und zum Theil mit gutem Zim- merholz uͤberwachſen. Die Einwohner ließen uns allenthalben ungeſtoͤhrt und ungehindert gehen, wohin wir wollten. Ein Huͤgel, der mit Gras von halber Mannshoͤhe uͤberwachſen iſt, und an der See eine ſteile, ſenk- rechte Felſenwand ausmacht, theilt die Bucht von einer andern die weiter gen Suͤden liegt. An der Nordſeite dieſer Anhoͤhe fanden wir ſchoͤnes, klares Springwaſſer, an eben derſelben Stelle, wo es, nach der Beſchreibung der Spanier haͤtte geſucht werden muͤſſen. Es ſtuͤrzt ſich aus dem Felſen in ein kleines Becken, und aus dieſem in die See. Nahe dabey ergießt ſich ein Bach von den hoͤheren Bergen, und noch ein ſtaͤrkerer in der Mitte der Bucht. Letzterer duͤnkte uns zu Anfuͤllung der Waſſerfaͤſſer am vortheilhafteſten gelegen. Einen drit- ten entdeckten wir in der noͤrdlichen Ecke. Es hat alſo dieſe Inſel ziemlich

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/26>, abgerufen am 12.12.2024.