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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Sparren, die zusammen ein sehr buntes und sonderbares Ansehen hatten. Die1774.
April.

Gesichtsbildungen waren durchgehends gefällig, offen und voller Lebhaftigkeit, wozu
ihre große schwarze Augen nicht wenig beytrugen. *) Das Haar ist ebenfalls
schwarz, gekräuselt und stark, nur bey einigen einzelnen Personen sahe es heller
und blonder aus. Der Bart war gemeiniglich dünne, wegen der vielen Narben
von Punctirungen, die um das Kinn her am häufigsten zu seyn pflegten. Diese
Punctirung und andre Zierrathen scheinen gewissermaßen die Stelle der Kleidung
zu vertreten. Manche hatten eine Art von Diadem um den Kopf, welches aus
einer flachen Binde von geflochtenen Cocos-Fasern bestand. An der Außenseite die-
ses Stirnbands sahe man zwey runde, ziemlich große Stücken Perlmutter, deren
mittlerer Theil mit einer Platte von durchbrochner Schildkröten-Schale ausgelegt
war. Hinter diesen schildförmigen Zierrathen ragten zween Büsche von schwarzen,
glänzenden Hahnenfedern hoch empor, die diesem Kopfputz wirklich ein schönes, edles
Ansehn ertheilten. (Man sehe die Fig. 1.) Einige trugen runde Kronen von kleinen
zusammenverbundnen Fregatten-Federn; andre hingegen einen Reif, von wel-
chem verschiedne Reihen geflochtner Cocos-Nußfasern, ohngefähr zween Zolle lang
und zum Theil schwarz gefärbt, um den Kopf herum standen. (Fig. 2) In den Ohren
hatten sie bisweilen zwey flache, ovale Stücke von leichtem Holz, 3 Zoll lang,
die das ganze Ohr bedeckten und mehrentheils mit Kalk weiß gefärbet waren.
Die Befehlshaber trugen eine Art von Ringkragen, der als eine Zierde vorn auf
der Brust herabhieng. Er bestand aus kleinen Stücken eines leichten korkarti-
gen Holzes, die mit Harz zusammengeleimt waren und einen halben Zirkel aus-
machten. Eine Menge rother Bohnen (Abrus precatorius Linn.) waren in
vielen, 2 bis 3 Zoll langen, Reihen ebenfalls mit Harze darauf befestigt.
(Fig. 3.) Manche, denen es an diesem prahlenden Zierrath fehlte, trugen we-
nigstens eine Schnur um den Hals und an selbiger ein Stück Muschel-Schaale,
das in die Form eines großen Zahnes geschnitten und abgeglättet worden. Sie
hielten auch sehr viel auf Büsche von Menschenhaaren, die mit Schnüren

*) Capitain Cook ist der Meynung, daß ihre Zähne nicht so gut, und ihre Augen minder
lebhaft als bey andern Völkern in der Süd-See sind. Der Unterschied, wenn ja einer
statt findet, kann aber gewiß nicht beträchtlich seyn, sonst wär er mehr bemerkt worden.
B 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
Sparren, die zuſammen ein ſehr buntes und ſonderbares Anſehen hatten. Die1774.
April.

Geſichtsbildungen waren durchgehends gefaͤllig, offen und voller Lebhaftigkeit, wozu
ihre große ſchwarze Augen nicht wenig beytrugen. *) Das Haar iſt ebenfalls
ſchwarz, gekraͤuſelt und ſtark, nur bey einigen einzelnen Perſonen ſahe es heller
und blonder aus. Der Bart war gemeiniglich duͤnne, wegen der vielen Narben
von Punctirungen, die um das Kinn her am haͤufigſten zu ſeyn pflegten. Dieſe
Punctirung und andre Zierrathen ſcheinen gewiſſermaßen die Stelle der Kleidung
zu vertreten. Manche hatten eine Art von Diadem um den Kopf, welches aus
einer flachen Binde von geflochtenen Cocos-Faſern beſtand. An der Außenſeite die-
ſes Stirnbands ſahe man zwey runde, ziemlich große Stuͤcken Perlmutter, deren
mittlerer Theil mit einer Platte von durchbrochner Schildkroͤten-Schale ausgelegt
war. Hinter dieſen ſchildfoͤrmigen Zierrathen ragten zween Buͤſche von ſchwarzen,
glaͤnzenden Hahnenfedern hoch empor, die dieſem Kopfputz wirklich ein ſchoͤnes, edles
Anſehn ertheilten. (Man ſehe die Fig. 1.) Einige trugen runde Kronen von kleinen
zuſammenverbundnen Fregatten-Federn; andre hingegen einen Reif, von wel-
chem verſchiedne Reihen geflochtner Cocos-Nußfaſern, ohngefaͤhr zween Zolle lang
und zum Theil ſchwarz gefaͤrbt, um den Kopf herum ſtanden. (Fig. 2) In den Ohren
hatten ſie bisweilen zwey flache, ovale Stuͤcke von leichtem Holz, 3 Zoll lang,
die das ganze Ohr bedeckten und mehrentheils mit Kalk weiß gefaͤrbet waren.
Die Befehlshaber trugen eine Art von Ringkragen, der als eine Zierde vorn auf
der Bruſt herabhieng. Er beſtand aus kleinen Stuͤcken eines leichten korkarti-
gen Holzes, die mit Harz zuſammengeleimt waren und einen halben Zirkel aus-
machten. Eine Menge rother Bohnen (Abrus precatorius Linn.) waren in
vielen, 2 bis 3 Zoll langen, Reihen ebenfalls mit Harze darauf befeſtigt.
(Fig. 3.) Manche, denen es an dieſem prahlenden Zierrath fehlte, trugen we-
nigſtens eine Schnur um den Hals und an ſelbiger ein Stuͤck Muſchel-Schaale,
das in die Form eines großen Zahnes geſchnitten und abgeglaͤttet worden. Sie
hielten auch ſehr viel auf Buͤſche von Menſchenhaaren, die mit Schnuͤren

*) Capitain Cook iſt der Meynung, daß ihre Zaͤhne nicht ſo gut, und ihre Augen minder
lebhaft als bey andern Voͤlkern in der Suͤd-See ſind. Der Unterſchied, wenn ja einer
ſtatt findet, kann aber gewiß nicht betraͤchtlich ſeyn, ſonſt waͤr er mehr bemerkt worden.
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[13/0025] in den Jahren 1772 bis 1775. Sparren, die zuſammen ein ſehr buntes und ſonderbares Anſehen hatten. Die Geſichtsbildungen waren durchgehends gefaͤllig, offen und voller Lebhaftigkeit, wozu ihre große ſchwarze Augen nicht wenig beytrugen. *) Das Haar iſt ebenfalls ſchwarz, gekraͤuſelt und ſtark, nur bey einigen einzelnen Perſonen ſahe es heller und blonder aus. Der Bart war gemeiniglich duͤnne, wegen der vielen Narben von Punctirungen, die um das Kinn her am haͤufigſten zu ſeyn pflegten. Dieſe Punctirung und andre Zierrathen ſcheinen gewiſſermaßen die Stelle der Kleidung zu vertreten. Manche hatten eine Art von Diadem um den Kopf, welches aus einer flachen Binde von geflochtenen Cocos-Faſern beſtand. An der Außenſeite die- ſes Stirnbands ſahe man zwey runde, ziemlich große Stuͤcken Perlmutter, deren mittlerer Theil mit einer Platte von durchbrochner Schildkroͤten-Schale ausgelegt war. Hinter dieſen ſchildfoͤrmigen Zierrathen ragten zween Buͤſche von ſchwarzen, glaͤnzenden Hahnenfedern hoch empor, die dieſem Kopfputz wirklich ein ſchoͤnes, edles Anſehn ertheilten. (Man ſehe die Fig. 1.) Einige trugen runde Kronen von kleinen zuſammenverbundnen Fregatten-Federn; andre hingegen einen Reif, von wel- chem verſchiedne Reihen geflochtner Cocos-Nußfaſern, ohngefaͤhr zween Zolle lang und zum Theil ſchwarz gefaͤrbt, um den Kopf herum ſtanden. (Fig. 2) In den Ohren hatten ſie bisweilen zwey flache, ovale Stuͤcke von leichtem Holz, 3 Zoll lang, die das ganze Ohr bedeckten und mehrentheils mit Kalk weiß gefaͤrbet waren. Die Befehlshaber trugen eine Art von Ringkragen, der als eine Zierde vorn auf der Bruſt herabhieng. Er beſtand aus kleinen Stuͤcken eines leichten korkarti- gen Holzes, die mit Harz zuſammengeleimt waren und einen halben Zirkel aus- machten. Eine Menge rother Bohnen (Abrus precatorius Linn.) waren in vielen, 2 bis 3 Zoll langen, Reihen ebenfalls mit Harze darauf befeſtigt. (Fig. 3.) Manche, denen es an dieſem prahlenden Zierrath fehlte, trugen we- nigſtens eine Schnur um den Hals und an ſelbiger ein Stuͤck Muſchel-Schaale, das in die Form eines großen Zahnes geſchnitten und abgeglaͤttet worden. Sie hielten auch ſehr viel auf Buͤſche von Menſchenhaaren, die mit Schnuͤren 1774. April. *) Capitain Cook iſt der Meynung, daß ihre Zaͤhne nicht ſo gut, und ihre Augen minder lebhaft als bey andern Voͤlkern in der Suͤd-See ſind. Der Unterſchied, wenn ja einer ſtatt findet, kann aber gewiß nicht betraͤchtlich ſeyn, ſonſt waͤr er mehr bemerkt worden. B 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/25>, abgerufen am 27.04.2024.