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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
auch in der That die Menge solcher kleinen Vögel, bekamen aber dennoch sel-
ten einen, weil sie gemeiniglich ins Gras fielen, welches so hoch und dicht
stand, daß man sie nicht wieder heraus finden konnte. Pifang und Zuckerrohr
waren in dieser Gegend förmlich angepflanzt, Wohnhütten hingegen nirgends
zu sehen, indem der gröste Theil der Ebene unangebaut, und theils mit hoher
Waldung, theils mit niedrigem Gebüsch überwachsen ist. Im Hintergrunde ka-
men wir an ein langes und sehr geräumiges Thal, aus welchem an vielen Or-
ten Rauch empor stieg und von mehr als einer Gegend Menschen-Stimmen
heraufschallten. Die Leute selbst konnten wir aber, so wenig als ihre Hüt-
ten ansichtig werden, weil der Pfad in dem wir uns befanden an beyden Sei-
ten mit dickem Gebüsch umgeben, und das Thal selbst voller Waldung war.
Da auch überdem der Tag sich schon zu neigen anfieng; so begnügten wir uns
dieses Thal ausgespürt zu haben, und kehrten, mit dem Vorsatz bey einer an-
dern Gelegenheit mehr davon zu entdecken, in aller Stille nach dem Strande
zurück.

Die Nacht über regnete es sehr heftig und fast ohne Unterlaß. Je
dunkler dieses die Finsterniß machte, desto mahlerischer war es anzusehen,
wie das Feuer des Volcans, den aus dem Gipfel emporsteigenden dicken
Rauch vergoldete. Der Answurf hatte gänzlich nachgelassen, und von
dem unterirrdischen Getöse war seit mehrerern Tagen ebenfalls nichts mehr
zu hören gewesen. Am Morgen klärte sich das Wetter wiederum auf und
verstattete uns ans Land zu gehen, wo, eben so wie gestern, nur wenig Ein-
wohner zum Vorschein kamen. Wir suchten daselbst, an der West-Seite,
nach einem Fußsteige, vermittelst dessen wir bereits vor ein paar Tagen ange-
fangen hatten den dortigen Berg hinauf zu klettern. Er war so steil nicht,
als wir es uns vorgestellt, und gieng überdem durch die schönste Waldung von
wilden Bäumen und Sträuchen, deren Blüthe dem Wanderer überall Wohl-
geruch entgegen duftete. Blumen von verschiedener Art zierten das schattichte
Laub und mancherley Glockenwinden rankten sich, in blau und purpurfarbnen
Kränzen, wie Epheu, die höchsten Bäume hinan. Um uns her zwitscherten
die Vögel ihren wilden Gesang und belebten eine Gegend, der es an allen an-
dren Arten von lebendigen Bewohnern zu fehlen schien. In der That war

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
auch in der That die Menge ſolcher kleinen Voͤgel, bekamen aber dennoch ſel-
ten einen, weil ſie gemeiniglich ins Gras fielen, welches ſo hoch und dicht
ſtand, daß man ſie nicht wieder heraus finden konnte. Pifang und Zuckerrohr
waren in dieſer Gegend foͤrmlich angepflanzt, Wohnhuͤtten hingegen nirgends
zu ſehen, indem der groͤſte Theil der Ebene unangebaut, und theils mit hoher
Waldung, theils mit niedrigem Gebuͤſch uͤberwachſen iſt. Im Hintergrunde ka-
men wir an ein langes und ſehr geraͤumiges Thal, aus welchem an vielen Or-
ten Rauch empor ſtieg und von mehr als einer Gegend Menſchen-Stimmen
heraufſchallten. Die Leute ſelbſt konnten wir aber, ſo wenig als ihre Huͤt-
ten anſichtig werden, weil der Pfad in dem wir uns befanden an beyden Sei-
ten mit dickem Gebuͤſch umgeben, und das Thal ſelbſt voller Waldung war.
Da auch uͤberdem der Tag ſich ſchon zu neigen anfieng; ſo begnuͤgten wir uns
dieſes Thal ausgeſpuͤrt zu haben, und kehrten, mit dem Vorſatz bey einer an-
dern Gelegenheit mehr davon zu entdecken, in aller Stille nach dem Strande
zuruͤck.

Die Nacht uͤber regnete es ſehr heftig und faſt ohne Unterlaß. Je
dunkler dieſes die Finſterniß machte, deſto mahleriſcher war es anzuſehen,
wie das Feuer des Volcans, den aus dem Gipfel emporſteigenden dicken
Rauch vergoldete. Der Answurf hatte gaͤnzlich nachgelaſſen, und von
dem unterirrdiſchen Getoͤſe war ſeit mehrerern Tagen ebenfalls nichts mehr
zu hoͤren geweſen. Am Morgen klaͤrte ſich das Wetter wiederum auf und
verſtattete uns ans Land zu gehen, wo, eben ſo wie geſtern, nur wenig Ein-
wohner zum Vorſchein kamen. Wir ſuchten daſelbſt, an der Weſt-Seite,
nach einem Fußſteige, vermittelſt deſſen wir bereits vor ein paar Tagen ange-
fangen hatten den dortigen Berg hinauf zu klettern. Er war ſo ſteil nicht,
als wir es uns vorgeſtellt, und gieng uͤberdem durch die ſchoͤnſte Waldung von
wilden Baͤumen und Straͤuchen, deren Bluͤthe dem Wanderer uͤberall Wohl-
geruch entgegen duftete. Blumen von verſchiedener Art zierten das ſchattichte
Laub und mancherley Glockenwinden rankten ſich, in blau und purpurfarbnen
Kraͤnzen, wie Epheu, die hoͤchſten Baͤume hinan. Um uns her zwitſcherten
die Voͤgel ihren wilden Geſang und belebten eine Gegend, der es an allen an-
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[234/0248] Forſter’s Reiſe um die Welt auch in der That die Menge ſolcher kleinen Voͤgel, bekamen aber dennoch ſel- ten einen, weil ſie gemeiniglich ins Gras fielen, welches ſo hoch und dicht ſtand, daß man ſie nicht wieder heraus finden konnte. Pifang und Zuckerrohr waren in dieſer Gegend foͤrmlich angepflanzt, Wohnhuͤtten hingegen nirgends zu ſehen, indem der groͤſte Theil der Ebene unangebaut, und theils mit hoher Waldung, theils mit niedrigem Gebuͤſch uͤberwachſen iſt. Im Hintergrunde ka- men wir an ein langes und ſehr geraͤumiges Thal, aus welchem an vielen Or- ten Rauch empor ſtieg und von mehr als einer Gegend Menſchen-Stimmen heraufſchallten. Die Leute ſelbſt konnten wir aber, ſo wenig als ihre Huͤt- ten anſichtig werden, weil der Pfad in dem wir uns befanden an beyden Sei- ten mit dickem Gebuͤſch umgeben, und das Thal ſelbſt voller Waldung war. Da auch uͤberdem der Tag ſich ſchon zu neigen anfieng; ſo begnuͤgten wir uns dieſes Thal ausgeſpuͤrt zu haben, und kehrten, mit dem Vorſatz bey einer an- dern Gelegenheit mehr davon zu entdecken, in aller Stille nach dem Strande zuruͤck. 1774. Auguſt. Die Nacht uͤber regnete es ſehr heftig und faſt ohne Unterlaß. Je dunkler dieſes die Finſterniß machte, deſto mahleriſcher war es anzuſehen, wie das Feuer des Volcans, den aus dem Gipfel emporſteigenden dicken Rauch vergoldete. Der Answurf hatte gaͤnzlich nachgelaſſen, und von dem unterirrdiſchen Getoͤſe war ſeit mehrerern Tagen ebenfalls nichts mehr zu hoͤren geweſen. Am Morgen klaͤrte ſich das Wetter wiederum auf und verſtattete uns ans Land zu gehen, wo, eben ſo wie geſtern, nur wenig Ein- wohner zum Vorſchein kamen. Wir ſuchten daſelbſt, an der Weſt-Seite, nach einem Fußſteige, vermittelſt deſſen wir bereits vor ein paar Tagen ange- fangen hatten den dortigen Berg hinauf zu klettern. Er war ſo ſteil nicht, als wir es uns vorgeſtellt, und gieng uͤberdem durch die ſchoͤnſte Waldung von wilden Baͤumen und Straͤuchen, deren Bluͤthe dem Wanderer uͤberall Wohl- geruch entgegen duftete. Blumen von verſchiedener Art zierten das ſchattichte Laub und mancherley Glockenwinden rankten ſich, in blau und purpurfarbnen Kraͤnzen, wie Epheu, die hoͤchſten Baͤume hinan. Um uns her zwitſcherten die Voͤgel ihren wilden Geſang und belebten eine Gegend, der es an allen an- dren Arten von lebendigen Bewohnern zu fehlen ſchien. In der That war

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/248>, abgerufen am 25.11.2024.