Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. opfern, und daß sich diese gottesdienstliche Ceremonie selbst bey zunehmender1774.Junius. Cultur und Verbesserung der Sitten, noch lange erhalten hat. So opferten die Griechen, Carthaginenset und Römer, ihren Göttern noch immer Men- schen, als ihre Cultur schon den höchsten Gipfel erreicht hatte. Außer den Opfern sind den Gottheiten auch noch gewisse Pflanzen beson- Die Priester dieses Volkes bleiben Lebenslang in ihrem Amt, und Q 2
in den Jahren 1772 bis 1775. opfern, und daß ſich dieſe gottesdienſtliche Ceremonie ſelbſt bey zunehmender1774.Junius. Cultur und Verbeſſerung der Sitten, noch lange erhalten hat. So opferten die Griechen, Carthaginenſet und Roͤmer, ihren Goͤttern noch immer Men- ſchen, als ihre Cultur ſchon den hoͤchſten Gipfel erreicht hatte. Außer den Opfern ſind den Gottheiten auch noch gewiſſe Pflanzen beſon- Die Prieſter dieſes Volkes bleiben Lebenslang in ihrem Amt, und Q 2
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in den Jahren 1772 bis 1775.
opfern, und daß ſich dieſe gottesdienſtliche Ceremonie ſelbſt bey zunehmender
Cultur und Verbeſſerung der Sitten, noch lange erhalten hat. So opferten die
Griechen, Carthaginenſet und Roͤmer, ihren Goͤttern noch immer Men-
ſchen, als ihre Cultur ſchon den hoͤchſten Gipfel erreicht hatte.
1774.
Junius.
Außer den Opfern ſind den Gottheiten auch noch gewiſſe Pflanzen beſon-
ders geweihet. Daher findet man z. B. den Caſuarina-Baum, die Cocos-
Palme und den Piſang oft neben den Marais gepflanzt. Eine Art von cra-
tæva, die Pfefferwurzel, der hibiscus populneus, die Dracæna termina-
lis, und das Calophillum finden ſich eben daſelbſt und werden insgeſammt als
Friedens- und Freundſchaftszeichen angeſehen. Verſchiedne Voͤgel, nemlich eine
Reiger-Art, der Eisvogel und der Kuckuk, ſind gleichfalls der Gottheit geweihet.
Ich habe aber ſchon erwaͤhnt, daß ſie nicht von allen Leuten auf gleiche Weiſe in Eh-
ren gehalten werden; auch iſt zu merken, daß in den unterſchiednen Inſeln auch
unterſchiedne Arten von Voͤgeln fuͤr heilig geachtet werden.
Die Prieſter dieſes Volkes bleiben Lebenslang in ihrem Amt, und
ihre Wuͤrde iſt erblich. Der Hoheprieſter jeder Inſel iſt allemal ein Erih, und
hat den naͤchſten Rang nach dem Koͤnige. Sie werden bey wichtigen Angele-
genheiten zu Rathe gezogen, haben reichlichen Antheil an allen Herrlichkeiten des
Landes, kurz, ſie haben Mittel gefunden, ſich nothwendig zu machen. Außer
den Prieſtern giebt es noch in jedem Diſtrict einen oder zween Lehrer, oder Tata-
orrero’s, (dergleichen Tutawai einer war) welche ſich auf die Theogenie und
Cosmogenie verſtehen und zu gewiſſen Zeiten dem Volk Unterricht darinn geben.
Eben dieſe Leute ſorgen auch dafuͤr, daß die National-Kenntniſſe von der Geo-
graphie, Aſtronomie und Zeitrechnung nicht verlohren gehen. Sie zaͤhlen vier-
zehn Monathe und nennen ſolche, in folgender Ordnung, alſo: 1) O-Pororo-
mua, 2) O-Pororo-murih, 3) Murehah, 4) Uhi-eiya, 5) O-Whirre-
ammà, 6) Taowa, 7) O-Whirre-erre-erre, 8) O-Teàrre, 9) Ote-tàï,
10) Warehu, 11) Wahau, 12) Pippirri, 13) E-Ununu, 14) Uman-
nu. Die erſten ſieben Monathe zuſammengenommen, heißen Uru oder die
Brodfrucht-Zeit; wie ſie aber dieſe Monathe berechnen, um genau ein
Jahr daraus zu machen? das iſt bis jetzt fuͤr uns noch ein Geheimniß. Faſt ſollte
man auf die Vermuthung gerathen, daß einige, als z. B. der zweyte und ſie-
Q 2
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