Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. Die Opfer, welche den Göttern dieser Inseln dargebracht werden, be-1774. Capitain Cook hat über die Religionsverfassung dieser Insulaner eine "Da ich (sagt Capitain Cook) nicht ohne Grund vermuthete, daß die Forster's Reise n. d. W. zweyter Th. Q
in den Jahren 1772 bis 1775. Die Opfer, welche den Goͤttern dieſer Inſeln dargebracht werden, be-1774. Capitain Cook hat uͤber die Religionsverfaſſung dieſer Inſulaner eine „Da ich (ſagt Capitain Cook) nicht ohne Grund vermuthete, daß die Forſter’s Reiſe n. d. W. zweyter Th. Q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0133" n="121"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi> </fw><lb/> <p>Die Opfer, welche den Goͤttern dieſer Inſeln dargebracht werden, be-<note place="right">1774.<lb/> Junius.</note><lb/> ſtehen in gahr gemachten Schweinen und Huͤhnern, wie auch allerhand Arten<lb/> von andern Lebensmitteln. Die niedrigern, beſonders aber die <hi rendition="#fr">boͤſen</hi> Geiſter,<lb/> werden bloß durch eine Art von Geziſch verehrt. Einige derſelben ſollen des<lb/> Nachts in die Haͤuſer kommen und die Einwohner ums Leben bringen; andre<lb/> ſollen ſich auf einer gewiſſen unbewohnten Inſel, Namens <hi rendition="#fr">Mannua</hi>, in Geſtalt<lb/> ſtarker, großer Maͤnner aufhalten, ſchrecklich funkelnde Augen haben und einen<lb/> jeden verſchlingen, der ihrer Kuͤſte zu nahe koͤmmt. Dieſe Fabel ſcheint indeſſen<lb/> nicht ſowohl zu ihrer Goͤtterlehre zu gehoͤren, als vielmehr eine Anſpielung auf Men-<lb/> ſchenfreſſer zu ſeyn, deren es, wie ich oben ſchon bemerkt, vor undenklichen Zeiten,<lb/> auf dieſen Inſeln mag gegeben haben.</p><lb/> <p>Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> hat uͤber die Religionsverfaſſung dieſer Inſulaner eine<lb/> wichtige Entdeckung gemacht, davon mir aber bey unſerm Aufenthalt in der<lb/><placeName>Suͤdſee</placeName> nichts bekannt geworden. Ich will daher nicht Anſtand nehmen, ſie zum<lb/> Beſten meiner Leſer, mit des Verfaſſers eignen Worten hier einzuruͤcken:</p><lb/> <p>„Da ich (ſagt Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi>) nicht ohne Grund vermuthete, daß die<lb/> „<hi rendition="#fr">Tahitiſche</hi> Religion in manchen Faͤllen Menſchen-Opfer vorſchreibe, ſo gieng<lb/> „ich einmal mit Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Fourneaux</persName></hi> nach einem <hi rendition="#fr">Marai</hi> oder Begraͤbnißplatz in<lb/> „<hi rendition="#fr"><placeName>Matava<hi rendition="#aq">ï</hi></placeName></hi>, und nahm, wie ich bey aͤhnlichen Gelegenheiten immer zu thun<lb/> „pflegte, einen meiner Leute mit, der die Landesſprache ziemlich gut verſtand.<lb/> „Etliche Eingebohrne, darunter einer ein ganz geſcheuter Mann zu ſeyn ſchien,<lb/> „folgten uns. Auf dem Platze ſtand ein <hi rendition="#fr">Tupapau</hi>, oder Geruͤſt, worauf ein<lb/> „Todter, nebſt einigen Speiſen lag; welches alles meiner Wißbegierde zu ſtatten<lb/> „zu kommen ſchien. Ich ſing an, kurze Fragen zu thun; z. B. ob die Piſangs-<lb/> „und andre Fruͤchte, dem <hi rendition="#fr">Eatua</hi> (der Gottheit) dargebracht waͤren? Ob man<lb/> „dem <hi rendition="#fr">Eatua</hi> Schweine, Hunde, Huͤhner u. ſ. f. opferte? Auf alle dieſe Fra-<lb/> „gen wurde bejahend geantwortet. Nun fragte ich, <hi rendition="#fr">ob man dem Eatua denn<lb/> „auch “Menſchen” opferte</hi>? Mein <hi rendition="#fr">Tahitier</hi> antwortete gleich <hi rendition="#fr">Taata-ino</hi>,<lb/> „d. i. boͤſe Menſchen wuͤrden geopfert, nachdem ſie erſt (<hi rendition="#fr">Tiparraha<hi rendition="#aq">ï</hi></hi>) d. i. zu<lb/> „Tode gepruͤgelt worden. Ich fragte weiter, ob man nicht auch zuweilen <hi rendition="#fr">gute,<lb/> „rechtſchaffne</hi> Leute auf dieſe Art umbraͤchte? Nein, nur <hi rendition="#fr">Taata-ino</hi>. Wer-<lb/> „den auch <hi rendition="#fr">Erihs</hi> jemals geopfert? Er antwortete, die haben ja Schweine, dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe n. d. W. zweyter Th.</hi> Q</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0133]
in den Jahren 1772 bis 1775.
Die Opfer, welche den Goͤttern dieſer Inſeln dargebracht werden, be-
ſtehen in gahr gemachten Schweinen und Huͤhnern, wie auch allerhand Arten
von andern Lebensmitteln. Die niedrigern, beſonders aber die boͤſen Geiſter,
werden bloß durch eine Art von Geziſch verehrt. Einige derſelben ſollen des
Nachts in die Haͤuſer kommen und die Einwohner ums Leben bringen; andre
ſollen ſich auf einer gewiſſen unbewohnten Inſel, Namens Mannua, in Geſtalt
ſtarker, großer Maͤnner aufhalten, ſchrecklich funkelnde Augen haben und einen
jeden verſchlingen, der ihrer Kuͤſte zu nahe koͤmmt. Dieſe Fabel ſcheint indeſſen
nicht ſowohl zu ihrer Goͤtterlehre zu gehoͤren, als vielmehr eine Anſpielung auf Men-
ſchenfreſſer zu ſeyn, deren es, wie ich oben ſchon bemerkt, vor undenklichen Zeiten,
auf dieſen Inſeln mag gegeben haben.
1774.
Junius.
Capitain Cook hat uͤber die Religionsverfaſſung dieſer Inſulaner eine
wichtige Entdeckung gemacht, davon mir aber bey unſerm Aufenthalt in der
Suͤdſee nichts bekannt geworden. Ich will daher nicht Anſtand nehmen, ſie zum
Beſten meiner Leſer, mit des Verfaſſers eignen Worten hier einzuruͤcken:
„Da ich (ſagt Capitain Cook) nicht ohne Grund vermuthete, daß die
„Tahitiſche Religion in manchen Faͤllen Menſchen-Opfer vorſchreibe, ſo gieng
„ich einmal mit Capitain Fourneaux nach einem Marai oder Begraͤbnißplatz in
„Matavaï, und nahm, wie ich bey aͤhnlichen Gelegenheiten immer zu thun
„pflegte, einen meiner Leute mit, der die Landesſprache ziemlich gut verſtand.
„Etliche Eingebohrne, darunter einer ein ganz geſcheuter Mann zu ſeyn ſchien,
„folgten uns. Auf dem Platze ſtand ein Tupapau, oder Geruͤſt, worauf ein
„Todter, nebſt einigen Speiſen lag; welches alles meiner Wißbegierde zu ſtatten
„zu kommen ſchien. Ich ſing an, kurze Fragen zu thun; z. B. ob die Piſangs-
„und andre Fruͤchte, dem Eatua (der Gottheit) dargebracht waͤren? Ob man
„dem Eatua Schweine, Hunde, Huͤhner u. ſ. f. opferte? Auf alle dieſe Fra-
„gen wurde bejahend geantwortet. Nun fragte ich, ob man dem Eatua denn
„auch “Menſchen” opferte? Mein Tahitier antwortete gleich Taata-ino,
„d. i. boͤſe Menſchen wuͤrden geopfert, nachdem ſie erſt (Tiparrahaï) d. i. zu
„Tode gepruͤgelt worden. Ich fragte weiter, ob man nicht auch zuweilen gute,
„rechtſchaffne Leute auf dieſe Art umbraͤchte? Nein, nur Taata-ino. Wer-
„den auch Erihs jemals geopfert? Er antwortete, die haben ja Schweine, dem
Forſter’s Reiſe n. d. W. zweyter Th. Q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |