Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772. August. Die Inseln des grünen Vorgebürges sind zwar gebürgigt, doch ist auf den Diese letztern Umstände würden vielleicht hoffen lassen, daß diese Inseln dischen Schiffs, der um diese Zeit bey St. Jago vor Anker lag, hatte eine ganze Anzahl
derselben mit Weib und Kindern an Bord genommen, die sich ihm zu Leibeigen übergeben hatten, nur um dem Hunger zu entgehen. Er machte sich ihrer Noth zu Nutze, brachte sie an das Vorgebürge der guten Hofnung und verkaufte sie daselbst. So bald indessen die holländische Regierung am Cap Nachricht von diesem schändlichen Handel bekam, erhielt er Befehl, diese Unglücklichen auf seine eigne Kosten wieder einzulösen, sie in ihr Vater- land zurückzuführen, und vom portugiesischen Gouvernement Bescheinigung beyzu- bringen, daß solches geschehen sey. Forſter’s Reiſe um die Welt 1772. Auguſt. Die Inſeln des gruͤnen Vorgebuͤrges ſind zwar gebuͤrgigt, doch iſt auf den Dieſe letztern Umſtaͤnde wuͤrden vielleicht hoffen laſſen, daß dieſe Inſeln diſchen Schiffs, der um dieſe Zeit bey St. Jago vor Anker lag, hatte eine ganze Anzahl
derſelben mit Weib und Kindern an Bord genommen, die ſich ihm zu Leibeigen uͤbergeben hatten, nur um dem Hunger zu entgehen. Er machte ſich ihrer Noth zu Nutze, brachte ſie an das Vorgebuͤrge der guten Hofnung und verkaufte ſie daſelbſt. So bald indeſſen die hollaͤndiſche Regierung am Cap Nachricht von dieſem ſchaͤndlichen Handel bekam, erhielt er Befehl, dieſe Ungluͤcklichen auf ſeine eigne Koſten wieder einzuloͤſen, ſie in ihr Vater- land zuruͤckzufuͤhren, und vom portugieſiſchen Gouvernement Beſcheinigung beyzu- bringen, daß ſolches geſchehen ſey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="30"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi> </fw><lb/> <note place="left">1772.<lb/> Auguſt.</note> <p>Die Inſeln des <placeName>gruͤnen Vorgebuͤrges</placeName> ſind zwar gebuͤrgigt, doch iſt auf den<lb/> niedrigern Bergen, die ſich ſanft gegen das Ufer verlaufen und geraͤumige Thaͤ-<lb/> ler zwiſchen ſich inne haben, alles ſchoͤn gruͤn. Im Ganzen fehlt es<lb/> dieſen Inſeln aber an Waſſer, denn, <hi rendition="#fr"><placeName>S. Jago</placeName></hi> ausgenommen, welches einen<lb/> ziemlichen Fluß hat, der ſich bey <hi rendition="#fr"><placeName>Ribeira grande</placeName></hi>, einem darnach benannten<lb/> Flecken, ins Meer ergießt, giebt es auf einigen derſelben nur allein Brunnen-<lb/> waſſer. So iſt z. B. zu <hi rendition="#fr"><placeName>Porto-Praya</placeName></hi> nicht mehr als ein einziger Brun-<lb/> nen, der bloß mit Feldſteinen, ohne Mauerwerk ſchlecht ausgelegt war und nicht<lb/> nur truͤbes und ſalziges, ſondern auch ſo wenig Waſſer gab, daß wir ihn taͤglich<lb/> zweymal trocken ſchoͤpften. Das Thal neben dem Fort ſcheint einen etwas<lb/> feuchten Grund zu haben und iſt hie und da mit Coconus-Palmen, Zuckerrohr,<lb/> Bananen, Baumwolle, Goaven und Papao Baͤumen bepflanzet; der groͤßte Theil<lb/> deſſelben aber iſt mit Buſchwerk uͤberwachſen oder beſteht aus Hutungen.</p><lb/> <p>Dieſe letztern Umſtaͤnde wuͤrden vielleicht hoffen laſſen, daß dieſe Inſeln<lb/> wichtig und eintraͤglich gemacht werden koͤnnten, wenn ſie einem arbeitſamen,<lb/> unternehmenden und Handlung-treibenden Volke zugehoͤrten. Die Cochenill-<lb/> Pflanze, Indigo, einige Gewuͤrze und vielleicht auch Coffee, wuͤrden dem An-<lb/> ſcheine nach, in dieſem brennend heißen Clima wohl fortkommen, und gewiß<lb/> voͤllig hinreichen, den Pflanzern und uͤbrigen Einwohnern nicht nur die noth-<lb/> wendigſten Beduͤrfniſſe, ſondern auch alle Bequemlichkeiten des Lebens zu ver-<lb/> ſchaffen, wenn dieſe nemlich einer ſo wohlthaͤtigen und freyen Regierung genoͤſ-<lb/> ſen als die engliſche iſt. Alsdann wuͤrde, ſtatt des jetzigen kuͤmmerlichen Unter-<lb/> halts von Wurzelwerk, ihr Tiſch mit Ueberfluß beſetzt und ihre elenden Huͤtten in<lb/> bequeme Haͤuſer umgeſchaffen werden.</p><lb/> <note xml:id="note-0075" prev="#note-0074" place="foot" n="*)">diſchen Schiffs, der um dieſe Zeit bey <placeName>St. Jago</placeName> vor Anker lag, hatte eine ganze Anzahl<lb/> derſelben mit Weib und Kindern an Bord genommen, die ſich ihm zu Leibeigen uͤbergeben<lb/> hatten, nur um dem Hunger zu entgehen. Er machte ſich ihrer Noth zu Nutze, brachte ſie<lb/> an das <placeName>Vorgebuͤrge der guten Hofnung</placeName> und verkaufte ſie daſelbſt. So bald indeſſen die<lb/> hollaͤndiſche Regierung am <placeName>Cap</placeName> Nachricht von dieſem ſchaͤndlichen Handel bekam, erhielt<lb/> er Befehl, dieſe Ungluͤcklichen auf ſeine eigne Koſten wieder einzuloͤſen, ſie in ihr Vater-<lb/> land zuruͤckzufuͤhren, und vom portugieſiſchen Gouvernement Beſcheinigung beyzu-<lb/> bringen, daß ſolches geſchehen ſey.</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [30/0075]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Die Inſeln des gruͤnen Vorgebuͤrges ſind zwar gebuͤrgigt, doch iſt auf den
niedrigern Bergen, die ſich ſanft gegen das Ufer verlaufen und geraͤumige Thaͤ-
ler zwiſchen ſich inne haben, alles ſchoͤn gruͤn. Im Ganzen fehlt es
dieſen Inſeln aber an Waſſer, denn, S. Jago ausgenommen, welches einen
ziemlichen Fluß hat, der ſich bey Ribeira grande, einem darnach benannten
Flecken, ins Meer ergießt, giebt es auf einigen derſelben nur allein Brunnen-
waſſer. So iſt z. B. zu Porto-Praya nicht mehr als ein einziger Brun-
nen, der bloß mit Feldſteinen, ohne Mauerwerk ſchlecht ausgelegt war und nicht
nur truͤbes und ſalziges, ſondern auch ſo wenig Waſſer gab, daß wir ihn taͤglich
zweymal trocken ſchoͤpften. Das Thal neben dem Fort ſcheint einen etwas
feuchten Grund zu haben und iſt hie und da mit Coconus-Palmen, Zuckerrohr,
Bananen, Baumwolle, Goaven und Papao Baͤumen bepflanzet; der groͤßte Theil
deſſelben aber iſt mit Buſchwerk uͤberwachſen oder beſteht aus Hutungen.
Dieſe letztern Umſtaͤnde wuͤrden vielleicht hoffen laſſen, daß dieſe Inſeln
wichtig und eintraͤglich gemacht werden koͤnnten, wenn ſie einem arbeitſamen,
unternehmenden und Handlung-treibenden Volke zugehoͤrten. Die Cochenill-
Pflanze, Indigo, einige Gewuͤrze und vielleicht auch Coffee, wuͤrden dem An-
ſcheine nach, in dieſem brennend heißen Clima wohl fortkommen, und gewiß
voͤllig hinreichen, den Pflanzern und uͤbrigen Einwohnern nicht nur die noth-
wendigſten Beduͤrfniſſe, ſondern auch alle Bequemlichkeiten des Lebens zu ver-
ſchaffen, wenn dieſe nemlich einer ſo wohlthaͤtigen und freyen Regierung genoͤſ-
ſen als die engliſche iſt. Alsdann wuͤrde, ſtatt des jetzigen kuͤmmerlichen Unter-
halts von Wurzelwerk, ihr Tiſch mit Ueberfluß beſetzt und ihre elenden Huͤtten in
bequeme Haͤuſer umgeſchaffen werden.
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*) diſchen Schiffs, der um dieſe Zeit bey St. Jago vor Anker lag, hatte eine ganze Anzahl
derſelben mit Weib und Kindern an Bord genommen, die ſich ihm zu Leibeigen uͤbergeben
hatten, nur um dem Hunger zu entgehen. Er machte ſich ihrer Noth zu Nutze, brachte ſie
an das Vorgebuͤrge der guten Hofnung und verkaufte ſie daſelbſt. So bald indeſſen die
hollaͤndiſche Regierung am Cap Nachricht von dieſem ſchaͤndlichen Handel bekam, erhielt
er Befehl, dieſe Ungluͤcklichen auf ſeine eigne Koſten wieder einzuloͤſen, ſie in ihr Vater-
land zuruͤckzufuͤhren, und vom portugieſiſchen Gouvernement Beſcheinigung beyzu-
bringen, daß ſolches geſchehen ſey.
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