1774. März.das den Einwohnern Holz zu ihren Keulen, Pattu-Pattus, und kümmerlich zusammengeflickten Canots liefert.
Je weiter wir ins Land kamen, desto kahler und unfruchtbarer fanden wir den Boden. Das kleine Häufchen von Einwohnern, die uns am Landungs- Platze entgegen gekommen, schien der Hauptstamm des ganzen Volks gewesen zu seyn, denn unterwegens hatten wir nicht einen einzigen Menschen zu Gesicht be- kommen; auch waren in der ganzen großen Gegend, die wir überschauen konnten, nicht mehr als zehn bis zwölf Hütten zu sehen. Eine der stattlichsten war auf einem kleinen Hügel erbauet, der ohngefähr eine halbe Meile weit von der See lag. Die Neugier trieb uns darnach hin, allein es war eine elende Wohnung, die von der Armuth ihrer Eigenthümer zeugte. Das Fundament bestand aus Steinen, die zwölf Fus lang und in zwey gegeneinander laufenden krummen Linien, flach auf den Boden gelegt waren. In der Mitte, wo sich die größte Krümmung befand, lagen die beyden Reihen Grundsteine, ohngefähr 6 Fus, an den äußersten Enden, hingegen kaum einen einzigen Fus breit eine von der andern. In jedem dieser Steine bemerkten wir ein bis zwey Löcher, worinn Stangen gesteckt waren. Die mittelsten Stangen waren 6 Fus hoch, die andern aber wurden nach beyden Seiten hin immer kürzer, so daß die letzten nur 2 Fus Höhe hatten. Oben neigten sich alle diese Stangen zusammen, und waren an Queerstangen gebunden, wodurch sie zusammen gehalten wurden. Das Dach war aus dünnen Ruthen zitterförmig geflochten und außerhalb mit einer tüchtigen Matte von Zucker-Rohrblättern belegt. Es ruhete auf den vor- gedachten Stangen, die das Gerüst der Hütte ausmachten, reichte unterhalb bis ganz auf den Boden herab und lief oberwärts von beyden Seiten, schräg in einen scharfen Winkel zusammen. Auf der einen Seite war eine Oeffnung, die ohngefähr 18 Zoll bis 2 Fus hoch und durch ein vorspringendes Wetterdach gegen die Nässe geschützt war. Dies stellte die Thüre vor, wer hinein oder heraus wollte, mußte auf allen Vieren kriechen. Auch dies ließen wir nicht unversucht, allein es war der Mühe nicht werth, denn das innere der Hütte war platterdings leer und kahl. Man fand nicht einmal ein Bund Stroh darinn, worauf man sich hätte legen können. Blos in der Mitte konnten wir aufrecht stehen, und außer dieser Unbequemlichkeit war es auch ganz und gar finster dar-
Forſter’s Reiſe um die Welt
1774. Maͤrz.das den Einwohnern Holz zu ihren Keulen, Pattu-Pattus, und kuͤmmerlich zuſammengeflickten Canots liefert.
Je weiter wir ins Land kamen, deſto kahler und unfruchtbarer fanden wir den Boden. Das kleine Haͤufchen von Einwohnern, die uns am Landungs- Platze entgegen gekommen, ſchien der Hauptſtamm des ganzen Volks geweſen zu ſeyn, denn unterwegens hatten wir nicht einen einzigen Menſchen zu Geſicht be- kommen; auch waren in der ganzen großen Gegend, die wir uͤberſchauen konnten, nicht mehr als zehn bis zwoͤlf Huͤtten zu ſehen. Eine der ſtattlichſten war auf einem kleinen Huͤgel erbauet, der ohngefaͤhr eine halbe Meile weit von der See lag. Die Neugier trieb uns darnach hin, allein es war eine elende Wohnung, die von der Armuth ihrer Eigenthuͤmer zeugte. Das Fundament beſtand aus Steinen, die zwoͤlf Fus lang und in zwey gegeneinander laufenden krummen Linien, flach auf den Boden gelegt waren. In der Mitte, wo ſich die groͤßte Kruͤmmung befand, lagen die beyden Reihen Grundſteine, ohngefaͤhr 6 Fus, an den aͤußerſten Enden, hingegen kaum einen einzigen Fus breit eine von der andern. In jedem dieſer Steine bemerkten wir ein bis zwey Loͤcher, worinn Stangen geſteckt waren. Die mittelſten Stangen waren 6 Fus hoch, die andern aber wurden nach beyden Seiten hin immer kuͤrzer, ſo daß die letzten nur 2 Fus Hoͤhe hatten. Oben neigten ſich alle dieſe Stangen zuſammen, und waren an Queerſtangen gebunden, wodurch ſie zuſammen gehalten wurden. Das Dach war aus duͤnnen Ruthen zitterfoͤrmig geflochten und außerhalb mit einer tuͤchtigen Matte von Zucker-Rohrblaͤttern belegt. Es ruhete auf den vor- gedachten Stangen, die das Geruͤſt der Huͤtte ausmachten, reichte unterhalb bis ganz auf den Boden herab und lief oberwaͤrts von beyden Seiten, ſchraͤg in einen ſcharfen Winkel zuſammen. Auf der einen Seite war eine Oeffnung, die ohngefaͤhr 18 Zoll bis 2 Fus hoch und durch ein vorſpringendes Wetterdach gegen die Naͤſſe geſchuͤtzt war. Dies ſtellte die Thuͤre vor, wer hinein oder heraus wollte, mußte auf allen Vieren kriechen. Auch dies ließen wir nicht unverſucht, allein es war der Muͤhe nicht werth, denn das innere der Huͤtte war platterdings leer und kahl. Man fand nicht einmal ein Bund Stroh darinn, worauf man ſich haͤtte legen koͤnnen. Blos in der Mitte konnten wir aufrecht ſtehen, und außer dieſer Unbequemlichkeit war es auch ganz und gar finſter dar-
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Forſter’s Reiſe um die Welt
das den Einwohnern Holz zu ihren Keulen, Pattu-Pattus, und kuͤmmerlich
zuſammengeflickten Canots liefert.
1774.
Maͤrz.
Je weiter wir ins Land kamen, deſto kahler und unfruchtbarer fanden
wir den Boden. Das kleine Haͤufchen von Einwohnern, die uns am Landungs-
Platze entgegen gekommen, ſchien der Hauptſtamm des ganzen Volks geweſen zu
ſeyn, denn unterwegens hatten wir nicht einen einzigen Menſchen zu Geſicht be-
kommen; auch waren in der ganzen großen Gegend, die wir uͤberſchauen konnten,
nicht mehr als zehn bis zwoͤlf Huͤtten zu ſehen. Eine der ſtattlichſten war
auf einem kleinen Huͤgel erbauet, der ohngefaͤhr eine halbe Meile weit von der
See lag. Die Neugier trieb uns darnach hin, allein es war eine elende
Wohnung, die von der Armuth ihrer Eigenthuͤmer zeugte. Das Fundament
beſtand aus Steinen, die zwoͤlf Fus lang und in zwey gegeneinander laufenden
krummen Linien, flach auf den Boden gelegt waren. In der Mitte, wo ſich die
groͤßte Kruͤmmung befand, lagen die beyden Reihen Grundſteine, ohngefaͤhr
6 Fus, an den aͤußerſten Enden, hingegen kaum einen einzigen Fus breit eine
von der andern. In jedem dieſer Steine bemerkten wir ein bis zwey Loͤcher,
worinn Stangen geſteckt waren. Die mittelſten Stangen waren 6 Fus hoch,
die andern aber wurden nach beyden Seiten hin immer kuͤrzer, ſo daß die letzten
nur 2 Fus Hoͤhe hatten. Oben neigten ſich alle dieſe Stangen zuſammen, und
waren an Queerſtangen gebunden, wodurch ſie zuſammen gehalten wurden.
Das Dach war aus duͤnnen Ruthen zitterfoͤrmig geflochten und außerhalb mit
einer tuͤchtigen Matte von Zucker-Rohrblaͤttern belegt. Es ruhete auf den vor-
gedachten Stangen, die das Geruͤſt der Huͤtte ausmachten, reichte unterhalb
bis ganz auf den Boden herab und lief oberwaͤrts von beyden Seiten, ſchraͤg in
einen ſcharfen Winkel zuſammen. Auf der einen Seite war eine Oeffnung, die
ohngefaͤhr 18 Zoll bis 2 Fus hoch und durch ein vorſpringendes Wetterdach
gegen die Naͤſſe geſchuͤtzt war. Dies ſtellte die Thuͤre vor, wer hinein oder
heraus wollte, mußte auf allen Vieren kriechen. Auch dies ließen wir nicht
unverſucht, allein es war der Muͤhe nicht werth, denn das innere der Huͤtte war
platterdings leer und kahl. Man fand nicht einmal ein Bund Stroh darinn,
worauf man ſich haͤtte legen koͤnnen. Blos in der Mitte konnten wir aufrecht
ſtehen, und außer dieſer Unbequemlichkeit war es auch ganz und gar finſter dar-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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