inn. Unsre indianischen Begleiter erzählten uns, daß sie die Nacht in diesen1774. März. Hütten zubrächten; allein das muß ein elender Aufenthalt seyn, zumal da sie wegen der geringen Anzahl derselben gleichsam einer über den andern liegen müs- sen, es sey denn, daß der gemeine Mann unter freyen Himmel schläft, und diese erbärmlichen Wohnungen den Vornehmern überläßt, oder nur bey schlim- men Wetter dahin seine Zuflucht nimmt.
Außer diesen Hütten sahen wir auch etliche Steinhaufen, die an einer Seite ganz steil waren, und daselbst eine Oeffnung hatten, welche unter die Erde gieng. Allem Anschein nach, konnte der innere Raum nur sehr klein seyn, und dennoch ists zu vermuthen, daß auch diese Löcher des Nachts zum Obdach dien- ten. Vielleicht hängen sie aber mit natürlichen, unterirdischen Höhlen zusam- men, deren es in volcanischen Ländern, wo alte Lavaströhme vorhanden sind, so viele giebt. Dergleichen Höhlen findet man in Island sehr häufig, und noch bis jetzt sind sie dafür bekannt und berühmt, daß die ehemaligen Be- wohner des Landes sich darinn aufgehalten haben. Herr Ferber, der erste mineralogische Geschichtschreiber des Vesuvs, meldet unter andern, daß er eine solche Höhle in einer der neuesten Laven angetroffen habe. Gern hätten wir dies genauer untersucht; die Einwohner wollten uns aber nie hineinlassen.
Eine Zuckerrohr- und Pisang-Pflanzung, die neben diesem Hause an- gelegt waren, standen dagegen in desto schönerer Ordnung, so weit es der stei- nigte Boden gestatten wollte. Um jede Pisangpflanze her, war eine Vertie- fung von 12 Zoll gemacht, vermuthlich in der Absicht, daß der Regen da zu- sammenlaufen und die Pflanze desto feuchter stehen mögte. Das Zucker-Rohr wuchs, so dürre auch das Land ist, 9 bis 10 Fus hoch, und enthielt einen un- gemein süßen Saft, den die Eingebohrnen uns sehr oft anboten, besonders, wenn wir zu trinken verlangten. Der letztere Umstand brachte uns auf die Ge- danken, daß es gar kein frisches Wasser auf dieser Insel geben müsse; als wir aber wieder nach dem Landungsplatz zurück kamen, trafen wir den Capitain Cook bey einem Brunnen an, den ihm die Einwohner nachgewiesen hatten. Er lag nicht weit von der See und war tief in den Felsen gehauen, aber voll Unreinig- keiten. Als ihn unsre Leute gereinigt hatten, fanden sie das Wasser brackisch, gleich- wohl tranken es die Einwohner mit großen Wohlgefallen.
H h h 3
in den Jahren 1772 bis 1775.
inn. Unſre indianiſchen Begleiter erzaͤhlten uns, daß ſie die Nacht in dieſen1774. Maͤrz. Huͤtten zubraͤchten; allein das muß ein elender Aufenthalt ſeyn, zumal da ſie wegen der geringen Anzahl derſelben gleichſam einer uͤber den andern liegen muͤſ- ſen, es ſey denn, daß der gemeine Mann unter freyen Himmel ſchlaͤft, und dieſe erbaͤrmlichen Wohnungen den Vornehmern uͤberlaͤßt, oder nur bey ſchlim- men Wetter dahin ſeine Zuflucht nimmt.
Außer dieſen Huͤtten ſahen wir auch etliche Steinhaufen, die an einer Seite ganz ſteil waren, und daſelbſt eine Oeffnung hatten, welche unter die Erde gieng. Allem Anſchein nach, konnte der innere Raum nur ſehr klein ſeyn, und dennoch iſts zu vermuthen, daß auch dieſe Loͤcher des Nachts zum Obdach dien- ten. Vielleicht haͤngen ſie aber mit natuͤrlichen, unterirdiſchen Hoͤhlen zuſam- men, deren es in volcaniſchen Laͤndern, wo alte Lavaſtroͤhme vorhanden ſind, ſo viele giebt. Dergleichen Hoͤhlen findet man in Island ſehr haͤufig, und noch bis jetzt ſind ſie dafuͤr bekannt und beruͤhmt, daß die ehemaligen Be- wohner des Landes ſich darinn aufgehalten haben. Herr Ferber, der erſte mineralogiſche Geſchichtſchreiber des Veſuvs, meldet unter andern, daß er eine ſolche Hoͤhle in einer der neueſten Laven angetroffen habe. Gern haͤtten wir dies genauer unterſucht; die Einwohner wollten uns aber nie hineinlaſſen.
Eine Zuckerrohr- und Piſang-Pflanzung, die neben dieſem Hauſe an- gelegt waren, ſtanden dagegen in deſto ſchoͤnerer Ordnung, ſo weit es der ſtei- nigte Boden geſtatten wollte. Um jede Piſangpflanze her, war eine Vertie- fung von 12 Zoll gemacht, vermuthlich in der Abſicht, daß der Regen da zu- ſammenlaufen und die Pflanze deſto feuchter ſtehen moͤgte. Das Zucker-Rohr wuchs, ſo duͤrre auch das Land iſt, 9 bis 10 Fus hoch, und enthielt einen un- gemein ſuͤßen Saft, den die Eingebohrnen uns ſehr oft anboten, beſonders, wenn wir zu trinken verlangten. Der letztere Umſtand brachte uns auf die Ge- danken, daß es gar kein friſches Waſſer auf dieſer Inſel geben muͤſſe; als wir aber wieder nach dem Landungsplatz zuruͤck kamen, trafen wir den Capitain Cook bey einem Brunnen an, den ihm die Einwohner nachgewieſen hatten. Er lag nicht weit von der See und war tief in den Felſen gehauen, aber voll Unreinig- keiten. Als ihn unſre Leute gereinigt hatten, fanden ſie das Waſſer brackiſch, gleich- wohl tranken es die Einwohner mit großen Wohlgefallen.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
inn. Unſre indianiſchen Begleiter erzaͤhlten uns, daß ſie die Nacht in dieſen
Huͤtten zubraͤchten; allein das muß ein elender Aufenthalt ſeyn, zumal da ſie
wegen der geringen Anzahl derſelben gleichſam einer uͤber den andern liegen muͤſ-
ſen, es ſey denn, daß der gemeine Mann unter freyen Himmel ſchlaͤft, und
dieſe erbaͤrmlichen Wohnungen den Vornehmern uͤberlaͤßt, oder nur bey ſchlim-
men Wetter dahin ſeine Zuflucht nimmt.
1774.
Maͤrz.
Außer dieſen Huͤtten ſahen wir auch etliche Steinhaufen, die an einer
Seite ganz ſteil waren, und daſelbſt eine Oeffnung hatten, welche unter die Erde
gieng. Allem Anſchein nach, konnte der innere Raum nur ſehr klein ſeyn, und
dennoch iſts zu vermuthen, daß auch dieſe Loͤcher des Nachts zum Obdach dien-
ten. Vielleicht haͤngen ſie aber mit natuͤrlichen, unterirdiſchen Hoͤhlen zuſam-
men, deren es in volcaniſchen Laͤndern, wo alte Lavaſtroͤhme vorhanden ſind,
ſo viele giebt. Dergleichen Hoͤhlen findet man in Island ſehr haͤufig, und
noch bis jetzt ſind ſie dafuͤr bekannt und beruͤhmt, daß die ehemaligen Be-
wohner des Landes ſich darinn aufgehalten haben. Herr Ferber, der erſte
mineralogiſche Geſchichtſchreiber des Veſuvs, meldet unter andern, daß er eine
ſolche Hoͤhle in einer der neueſten Laven angetroffen habe. Gern haͤtten wir dies
genauer unterſucht; die Einwohner wollten uns aber nie hineinlaſſen.
Eine Zuckerrohr- und Piſang-Pflanzung, die neben dieſem Hauſe an-
gelegt waren, ſtanden dagegen in deſto ſchoͤnerer Ordnung, ſo weit es der ſtei-
nigte Boden geſtatten wollte. Um jede Piſangpflanze her, war eine Vertie-
fung von 12 Zoll gemacht, vermuthlich in der Abſicht, daß der Regen da zu-
ſammenlaufen und die Pflanze deſto feuchter ſtehen moͤgte. Das Zucker-Rohr
wuchs, ſo duͤrre auch das Land iſt, 9 bis 10 Fus hoch, und enthielt einen un-
gemein ſuͤßen Saft, den die Eingebohrnen uns ſehr oft anboten, beſonders,
wenn wir zu trinken verlangten. Der letztere Umſtand brachte uns auf die Ge-
danken, daß es gar kein friſches Waſſer auf dieſer Inſel geben muͤſſe; als wir
aber wieder nach dem Landungsplatz zuruͤck kamen, trafen wir den Capitain Cook
bey einem Brunnen an, den ihm die Einwohner nachgewieſen hatten. Er lag
nicht weit von der See und war tief in den Felſen gehauen, aber voll Unreinig-
keiten. Als ihn unſre Leute gereinigt hatten, fanden ſie das Waſſer brackiſch, gleich-
wohl tranken es die Einwohner mit großen Wohlgefallen.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/488>, abgerufen am 18.06.2024.
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