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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
October.
ohnerachtet gerieth die Zeichnung sehr gut; Herr Hodges hat die Stellung
gewählt, da Attaha einen eisernen Nagel, den man ihm geschenkt, zum Zei-
chen der Danksagung über den Kopf empor hält. Dies Bildniß ist von Herrn
Sherwin meisterhaft in Kupfer gebracht, und man kann sich, nach den sanften
Gesichtszügen dieses Mannes, von dem Charakter der Nation überhaupt, einen
richtigen Begriff machen. Nach eingenommenen Frühstück schickten der Capi-
tain und mein Vater sich an, ihn wieder nach dem Lande zu begleiten. Als sie
in dieser Absicht aufs Verdeck kamen, fiel ihm ein tahitischer Hund in die Au-
gen. Ueber diesen Anblick gerieht er für Entzücken gleichsam außer sich. Er
schlug beyde Hände an die Brust, wandte sich gegen den Capitain und ruste
voller Freuden, mehr als zwanzig mal, Guri!*) aus.

Es wunderte uns daß ihm der Name eines Thieres bekannt war, dergleichen
es doch in seinem Lande keine giebt. Die Kenntniß davon muß also, entweder
von einer Tradition ihrer Vorfahren herrühren, die aus andern Inseln oder vom
festen Lande, wo es solche Thiere gegeben hat, hieher gekommen sind; oder
aber, sie müssen ehemals selbst welche auf der Insel gehabt haben, und durch
einen oder andern Zufall darum gekommen seyn; oder endlich, sie müssen noch
jetzt mit andern Ländern in Verbindung stehen, allwo es Hunde giebt. Um
indessen die Freude des ehrlichen Attaha vollständig zu machen, schenkten wir
ihm einen Hund und eine Hündinn, die er ganz entzückt mit sich ans Land nahm.

Ich meines theils blieb den ganzen Tag am Bord, um die Pflanzen und
Vögel in Ordnung zu bringen, die wir bey unserer ersten Landung gesammlet
hatten, und deren Anzahl, in Betracht des geringen Umfangs der Insel, sehr
ansehnlich war. Die Eingebohrnen hielten sich beständig mit einer Menge von
Canots bey dem Schiffe auf, und andre, die vermuthlich nicht reich genug
waren um sich ein eigenes Canot zu halten, schwammen vom Ufer ab und zu.
Ihre Fahrzeuge waren von verschiedener Bauart. Die gewöhnlichen kleinen Ca-
nots, in welchen sie Waaren zu Markte brachten, hatten einen ganz scharfen Kiel,
und waren vorn und hinten gleich sehr zugespitzt, aber dabey so schmal, daß die
Wellen oft über die äußer sten Enden ganz zusammen schlugen; damit nun in der-
gleichen Fällen das Canot nicht voll Wasser würde; so waren die beyden

*) Uri bedeutet zu Tahiti einen Hund; Guri bedeutet eben das auf Neu-Seeland.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
October.
ohnerachtet gerieth die Zeichnung ſehr gut; Herr Hodges hat die Stellung
gewaͤhlt, da Attaha einen eiſernen Nagel, den man ihm geſchenkt, zum Zei-
chen der Dankſagung uͤber den Kopf empor haͤlt. Dies Bildniß iſt von Herrn
Sherwin meiſterhaft in Kupfer gebracht, und man kann ſich, nach den ſanften
Geſichtszuͤgen dieſes Mannes, von dem Charakter der Nation uͤberhaupt, einen
richtigen Begriff machen. Nach eingenommenen Fruͤhſtuͤck ſchickten der Capi-
tain und mein Vater ſich an, ihn wieder nach dem Lande zu begleiten. Als ſie
in dieſer Abſicht aufs Verdeck kamen, fiel ihm ein tahitiſcher Hund in die Au-
gen. Ueber dieſen Anblick gerieht er fuͤr Entzuͤcken gleichſam außer ſich. Er
ſchlug beyde Haͤnde an die Bruſt, wandte ſich gegen den Capitain und ruſte
voller Freuden, mehr als zwanzig mal, Guri!*) aus.

Es wunderte uns daß ihm der Name eines Thieres bekannt war, dergleichen
es doch in ſeinem Lande keine giebt. Die Kenntniß davon muß alſo, entweder
von einer Tradition ihrer Vorfahren herruͤhren, die aus andern Inſeln oder vom
feſten Lande, wo es ſolche Thiere gegeben hat, hieher gekommen ſind; oder
aber, ſie muͤſſen ehemals ſelbſt welche auf der Inſel gehabt haben, und durch
einen oder andern Zufall darum gekommen ſeyn; oder endlich, ſie muͤſſen noch
jetzt mit andern Laͤndern in Verbindung ſtehen, allwo es Hunde giebt. Um
indeſſen die Freude des ehrlichen Attaha vollſtaͤndig zu machen, ſchenkten wir
ihm einen Hund und eine Huͤndinn, die er ganz entzuͤckt mit ſich ans Land nahm.

Ich meines theils blieb den ganzen Tag am Bord, um die Pflanzen und
Voͤgel in Ordnung zu bringen, die wir bey unſerer erſten Landung geſammlet
hatten, und deren Anzahl, in Betracht des geringen Umfangs der Inſel, ſehr
anſehnlich war. Die Eingebohrnen hielten ſich beſtaͤndig mit einer Menge von
Canots bey dem Schiffe auf, und andre, die vermuthlich nicht reich genug
waren um ſich ein eigenes Canot zu halten, ſchwammen vom Ufer ab und zu.
Ihre Fahrzeuge waren von verſchiedener Bauart. Die gewoͤhnlichen kleinen Ca-
nots, in welchen ſie Waaren zu Markte brachten, hatten einen ganz ſcharfen Kiel,
und waren vorn und hinten gleich ſehr zugeſpitzt, aber dabey ſo ſchmal, daß die
Wellen oft uͤber die aͤußer ſten Enden ganz zuſammen ſchlugen; damit nun in der-
gleichen Faͤllen das Canot nicht voll Waſſer wuͤrde; ſo waren die beyden

*) Uri bedeutet zu Tahiti einen Hund; Guri bedeutet eben das auf Neu-Seeland.
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[346/0405] Forſter’s Reiſe um die Welt ohnerachtet gerieth die Zeichnung ſehr gut; Herr Hodges hat die Stellung gewaͤhlt, da Attaha einen eiſernen Nagel, den man ihm geſchenkt, zum Zei- chen der Dankſagung uͤber den Kopf empor haͤlt. Dies Bildniß iſt von Herrn Sherwin meiſterhaft in Kupfer gebracht, und man kann ſich, nach den ſanften Geſichtszuͤgen dieſes Mannes, von dem Charakter der Nation uͤberhaupt, einen richtigen Begriff machen. Nach eingenommenen Fruͤhſtuͤck ſchickten der Capi- tain und mein Vater ſich an, ihn wieder nach dem Lande zu begleiten. Als ſie in dieſer Abſicht aufs Verdeck kamen, fiel ihm ein tahitiſcher Hund in die Au- gen. Ueber dieſen Anblick gerieht er fuͤr Entzuͤcken gleichſam außer ſich. Er ſchlug beyde Haͤnde an die Bruſt, wandte ſich gegen den Capitain und ruſte voller Freuden, mehr als zwanzig mal, Guri! *) aus. 1773. October. Es wunderte uns daß ihm der Name eines Thieres bekannt war, dergleichen es doch in ſeinem Lande keine giebt. Die Kenntniß davon muß alſo, entweder von einer Tradition ihrer Vorfahren herruͤhren, die aus andern Inſeln oder vom feſten Lande, wo es ſolche Thiere gegeben hat, hieher gekommen ſind; oder aber, ſie muͤſſen ehemals ſelbſt welche auf der Inſel gehabt haben, und durch einen oder andern Zufall darum gekommen ſeyn; oder endlich, ſie muͤſſen noch jetzt mit andern Laͤndern in Verbindung ſtehen, allwo es Hunde giebt. Um indeſſen die Freude des ehrlichen Attaha vollſtaͤndig zu machen, ſchenkten wir ihm einen Hund und eine Huͤndinn, die er ganz entzuͤckt mit ſich ans Land nahm. Ich meines theils blieb den ganzen Tag am Bord, um die Pflanzen und Voͤgel in Ordnung zu bringen, die wir bey unſerer erſten Landung geſammlet hatten, und deren Anzahl, in Betracht des geringen Umfangs der Inſel, ſehr anſehnlich war. Die Eingebohrnen hielten ſich beſtaͤndig mit einer Menge von Canots bey dem Schiffe auf, und andre, die vermuthlich nicht reich genug waren um ſich ein eigenes Canot zu halten, ſchwammen vom Ufer ab und zu. Ihre Fahrzeuge waren von verſchiedener Bauart. Die gewoͤhnlichen kleinen Ca- nots, in welchen ſie Waaren zu Markte brachten, hatten einen ganz ſcharfen Kiel, und waren vorn und hinten gleich ſehr zugeſpitzt, aber dabey ſo ſchmal, daß die Wellen oft uͤber die aͤußer ſten Enden ganz zuſammen ſchlugen; damit nun in der- gleichen Faͤllen das Canot nicht voll Waſſer wuͤrde; ſo waren die beyden *) Uri bedeutet zu Tahiti einen Hund; Guri bedeutet eben das auf Neu-Seeland.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/405>, abgerufen am 22.11.2024.