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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
von Fisch-Angeln gegen Nägel und Corallen, und rief darauf ein vorbeyfah-1773.
October.

rendes Canot ans Schiff, in welchem er, mit mannichfaltigen Zeichen und Bli-
cken, aufs freundschaftlichste und gutherzigste Abschied von uns nahm.

Wir segelten nunmehr längst dem westlichen Gestade der Insel hin, die Tas-
mann
Amsterdam
genannt hat, die aber, in der Sprache ihrer Einwohner, Ton-
gatabu
heißt. Sie liegt, der Mitte nach, ohngefähr unterm 21sten Grade
11 Minuten südlicher Breite, und unterm 175sten Grade westlicher Länge. In
Vergleich mit der vorhergehenden Insel ist das Land nur sehr niedrig, denn dem Au-
genmaaß nach, scheint es an den höchsten Stellen, kaum 18 bis 20 Fus senkrecht
über die Meeresfläche erhaben zu seyn; im Umfange hingegen, ist diese Insel
größer als Ea-Uwhe. Vermittelst unsrer Ferngläser entdeckten wir hier eben
so regelmäßige Pflanzungen als dort; auch war die Küste voller Einwohner, die
uns durchgehends, und vermuthlich nicht minder aufmerksam betrachteten als wir
sie. -- "Einige derselben rannten längst dem Ufer hin und her und ließen
weiße Fahnen wehen, die wir für Friedenszeichen und als eine Art von Bewill-
kommung in der Ferne, ansahen." -- Als wir zwischen beyden Inseln ohn-
gefähr mitten inne, das ist, von jeder etwa 3 See-Meilen weit entfernt wa-
ren, begegneten uns schon verschiedne Canots mit Leuten, die an das Schiff
heran kommen wollten; allein wir waren so weit vor dem Winde, daß sie uns
nicht mehr einholen konnten, dagegen erreichten sie die Adventure und gien-
gen auf selbiger an Bord.

Nachmittags gelangten wir an das nördliche Ende der Insel, woselbst
gegen Osten hin einige kleine Inseln lagen, die mit einem Rief verbunden waren,
und gen Nordwesten hin gab es eine verborgne Klippe, an welcher sich die See
mit großem Ungestüm brach. Beydes, sowohl jene kleinen Inseln als diese Klip-
pe, überzeugten uns, daß wir gerade in derselben Gegend waren, wo Tas-
mann
im Jahr 1643. vor Anker gelegen und solche Van Diemens Rhede ge-
nannt hatte. Hier ließen nun auch wir die Anker fallen, ohnerachtet der Grund
aus einem bloßen Coral-Felsen bestand. Es dauerte nicht lange, so wurden
wir von einer Menge Einwohnern umringt, die theils in Canots, theils schwim-
mend, herbeykamen, ohnerachtet wir über eine Viertelmeile weit vom Ufer
lagen. Sie waren den Bewohnern von Ea-Uwhe in aller Absicht ähnlich, auch

in den Jahren 1772 bis 1775.
von Fiſch-Angeln gegen Naͤgel und Corallen, und rief darauf ein vorbeyfah-1773.
October.

rendes Canot ans Schiff, in welchem er, mit mannichfaltigen Zeichen und Bli-
cken, aufs freundſchaftlichſte und gutherzigſte Abſchied von uns nahm.

Wir ſegelten nunmehr laͤngſt dem weſtlichen Geſtade der Inſel hin, die Tas-
mann
Amſterdam
genannt hat, die aber, in der Sprache ihrer Einwohner, Ton-
gatabu
heißt. Sie liegt, der Mitte nach, ohngefaͤhr unterm 21ſten Grade
11 Minuten ſuͤdlicher Breite, und unterm 175ſten Grade weſtlicher Laͤnge. In
Vergleich mit der vorhergehenden Inſel iſt das Land nur ſehr niedrig, denn dem Au-
genmaaß nach, ſcheint es an den hoͤchſten Stellen, kaum 18 bis 20 Fus ſenkrecht
uͤber die Meeresflaͤche erhaben zu ſeyn; im Umfange hingegen, iſt dieſe Inſel
groͤßer als Ea-Uwhe. Vermittelſt unſrer Fernglaͤſer entdeckten wir hier eben
ſo regelmaͤßige Pflanzungen als dort; auch war die Kuͤſte voller Einwohner, die
uns durchgehends, und vermuthlich nicht minder aufmerkſam betrachteten als wir
ſie. — “Einige derſelben rannten laͤngſt dem Ufer hin und her und ließen
weiße Fahnen wehen, die wir fuͤr Friedenszeichen und als eine Art von Bewill-
kommung in der Ferne, anſahen.” — Als wir zwiſchen beyden Inſeln ohn-
gefaͤhr mitten inne, das iſt, von jeder etwa 3 See-Meilen weit entfernt wa-
ren, begegneten uns ſchon verſchiedne Canots mit Leuten, die an das Schiff
heran kommen wollten; allein wir waren ſo weit vor dem Winde, daß ſie uns
nicht mehr einholen konnten, dagegen erreichten ſie die Adventure und gien-
gen auf ſelbiger an Bord.

Nachmittags gelangten wir an das noͤrdliche Ende der Inſel, woſelbſt
gegen Oſten hin einige kleine Inſeln lagen, die mit einem Rief verbunden waren,
und gen Nordweſten hin gab es eine verborgne Klippe, an welcher ſich die See
mit großem Ungeſtuͤm brach. Beydes, ſowohl jene kleinen Inſeln als dieſe Klip-
pe, uͤberzeugten uns, daß wir gerade in derſelben Gegend waren, wo Tas-
mann
im Jahr 1643. vor Anker gelegen und ſolche Van Diemens Rhede ge-
nannt hatte. Hier ließen nun auch wir die Anker fallen, ohnerachtet der Grund
aus einem bloßen Coral-Felſen beſtand. Es dauerte nicht lange, ſo wurden
wir von einer Menge Einwohnern umringt, die theils in Canots, theils ſchwim-
mend, herbeykamen, ohnerachtet wir uͤber eine Viertelmeile weit vom Ufer
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[335/0394] in den Jahren 1772 bis 1775. von Fiſch-Angeln gegen Naͤgel und Corallen, und rief darauf ein vorbeyfah- rendes Canot ans Schiff, in welchem er, mit mannichfaltigen Zeichen und Bli- cken, aufs freundſchaftlichſte und gutherzigſte Abſchied von uns nahm. 1773. October. Wir ſegelten nunmehr laͤngſt dem weſtlichen Geſtade der Inſel hin, die Tas- mann Amſterdam genannt hat, die aber, in der Sprache ihrer Einwohner, Ton- gatabu heißt. Sie liegt, der Mitte nach, ohngefaͤhr unterm 21ſten Grade 11 Minuten ſuͤdlicher Breite, und unterm 175ſten Grade weſtlicher Laͤnge. In Vergleich mit der vorhergehenden Inſel iſt das Land nur ſehr niedrig, denn dem Au- genmaaß nach, ſcheint es an den hoͤchſten Stellen, kaum 18 bis 20 Fus ſenkrecht uͤber die Meeresflaͤche erhaben zu ſeyn; im Umfange hingegen, iſt dieſe Inſel groͤßer als Ea-Uwhe. Vermittelſt unſrer Fernglaͤſer entdeckten wir hier eben ſo regelmaͤßige Pflanzungen als dort; auch war die Kuͤſte voller Einwohner, die uns durchgehends, und vermuthlich nicht minder aufmerkſam betrachteten als wir ſie. — “Einige derſelben rannten laͤngſt dem Ufer hin und her und ließen weiße Fahnen wehen, die wir fuͤr Friedenszeichen und als eine Art von Bewill- kommung in der Ferne, anſahen.” — Als wir zwiſchen beyden Inſeln ohn- gefaͤhr mitten inne, das iſt, von jeder etwa 3 See-Meilen weit entfernt wa- ren, begegneten uns ſchon verſchiedne Canots mit Leuten, die an das Schiff heran kommen wollten; allein wir waren ſo weit vor dem Winde, daß ſie uns nicht mehr einholen konnten, dagegen erreichten ſie die Adventure und gien- gen auf ſelbiger an Bord. Nachmittags gelangten wir an das noͤrdliche Ende der Inſel, woſelbſt gegen Oſten hin einige kleine Inſeln lagen, die mit einem Rief verbunden waren, und gen Nordweſten hin gab es eine verborgne Klippe, an welcher ſich die See mit großem Ungeſtuͤm brach. Beydes, ſowohl jene kleinen Inſeln als dieſe Klip- pe, uͤberzeugten uns, daß wir gerade in derſelben Gegend waren, wo Tas- mann im Jahr 1643. vor Anker gelegen und ſolche Van Diemens Rhede ge- nannt hatte. Hier ließen nun auch wir die Anker fallen, ohnerachtet der Grund aus einem bloßen Coral-Felſen beſtand. Es dauerte nicht lange, ſo wurden wir von einer Menge Einwohnern umringt, die theils in Canots, theils ſchwim- mend, herbeykamen, ohnerachtet wir uͤber eine Viertelmeile weit vom Ufer lagen. Sie waren den Bewohnern von Ea-Uwhe in aller Abſicht aͤhnlich, auch

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/394>, abgerufen am 16.07.2024.