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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
October.
eben so sehr zum Handel geneigt. Sie boten uns gleich eine ungeheure Menge
von Zeug, Matten, Netzen, Hausrath, Waffen und Putz zum Verkauf, und
nahmen Nägel und Corallen dagegen: Allein dieser Handlungszweig ward ihnen
bald abgeschnitten; denn kaum waren die Schiffe vor Anker, als der Capitain an-
befehlen ließ, daß niemand dergleichen Curiositäten einkaufen sollte. Den Ein-
gebohrnen hingegen gab man zu verstehen, daß sie statt dessen Coco-Nüsse, Brod-
frucht, Yams und Bananen, imgleichen Schweine und Hühner herbeybrin-
gen mögten. Alle diese Artikel wußten wir schon in ihrer Sprache zu nennen.
Um diesem Begehren desto mehr Eingang zu verschaffen, wurden die wenigen
Lebensmittel, welche heute zu bekommen waren, gut bezahlt, alle andre Waaren
aber mußten die Einwohner ohnangerührt wieder mit sich ans Land nehmen.
Die guten Folgen dieses Verhaltens zeigten sich schon am nächsten Morgen, indem
gleich bey Anbruch des Tages ganze Boots-Ladungen voll Früchte und Hühnern
anlangten. Viele von den Eingebohrnen kamen so dreist und zutraulich an
Bord, als ob wir uns schon lange gekannt hätten, und als ob sie gar nicht wüßten
was Mißtrauen wäre. Unter diesen befand sich ein wohlgestalter Mann von
sehr offner, einnehmender Gesichtsbildung, der, gleich unserm Bekannten zu
Ea-Uwhe, einiges Ansehn über seine Landsleute zu haben schien. Er stieg in
die Cajütte hinunter, und sagte uns, sein Name sey Attahha. Von den Geschen-
ken, die man ihm seines Standes wegen machte, bezeugte er über das Eisen-
werk und rothen Boy die mehreste Freude, und nach dem Frühstück gieng er in
der Pinnasse mit uns ans Land. Die Küste war mit einem Corallen-Rief ge-
deckt, der ohngefähr einen Büchsenschuß weit vor dem Ufer hinlief, und nur
eine sehr schmale Einfahrt hatte. Innerhalb des Riefs war der Grund so stei-
nigt und das Wasser so seicht, daß wir mit dem Boot nicht bis an den Strand
kommen konnten, sondern uns hin tragen lassen mußten. Sobald wir allerseits
gelandet waren, bekam der Schifsschreiber den Auftrag, Lebensmittel einzuhan-
deln, wobey ihm ein Commando von See-Soldaten zur Wache dienen mußte.
Die Eingebohrnen bezeigten über diese Anordnung weder Verwundrung noch
Mißvergnügen; doch mochten sie die Absicht derselben freylich wohl nicht erra-
then und folglich auch keinen Argwohn daraus schöpfen. Man empfieng
uns, wie zu Ea-Uwhe, mit Freuden-Geschrey, und bat, daß wir uns auf dem

Felsen-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
October.
eben ſo ſehr zum Handel geneigt. Sie boten uns gleich eine ungeheure Menge
von Zeug, Matten, Netzen, Hausrath, Waffen und Putz zum Verkauf, und
nahmen Naͤgel und Corallen dagegen: Allein dieſer Handlungszweig ward ihnen
bald abgeſchnitten; denn kaum waren die Schiffe vor Anker, als der Capitain an-
befehlen ließ, daß niemand dergleichen Curioſitaͤten einkaufen ſollte. Den Ein-
gebohrnen hingegen gab man zu verſtehen, daß ſie ſtatt deſſen Coco-Nuͤſſe, Brod-
frucht, Yams und Bananen, imgleichen Schweine und Huͤhner herbeybrin-
gen moͤgten. Alle dieſe Artikel wußten wir ſchon in ihrer Sprache zu nennen.
Um dieſem Begehren deſto mehr Eingang zu verſchaffen, wurden die wenigen
Lebensmittel, welche heute zu bekommen waren, gut bezahlt, alle andre Waaren
aber mußten die Einwohner ohnangeruͤhrt wieder mit ſich ans Land nehmen.
Die guten Folgen dieſes Verhaltens zeigten ſich ſchon am naͤchſten Morgen, indem
gleich bey Anbruch des Tages ganze Boots-Ladungen voll Fruͤchte und Huͤhnern
anlangten. Viele von den Eingebohrnen kamen ſo dreiſt und zutraulich an
Bord, als ob wir uns ſchon lange gekannt haͤtten, und als ob ſie gar nicht wuͤßten
was Mißtrauen waͤre. Unter dieſen befand ſich ein wohlgeſtalter Mann von
ſehr offner, einnehmender Geſichtsbildung, der, gleich unſerm Bekannten zu
Ea-Uwhe, einiges Anſehn uͤber ſeine Landsleute zu haben ſchien. Er ſtieg in
die Cajuͤtte hinunter, und ſagte uns, ſein Name ſey Attahha. Von den Geſchen-
ken, die man ihm ſeines Standes wegen machte, bezeugte er uͤber das Eiſen-
werk und rothen Boy die mehreſte Freude, und nach dem Fruͤhſtuͤck gieng er in
der Pinnaſſe mit uns ans Land. Die Kuͤſte war mit einem Corallen-Rief ge-
deckt, der ohngefaͤhr einen Buͤchſenſchuß weit vor dem Ufer hinlief, und nur
eine ſehr ſchmale Einfahrt hatte. Innerhalb des Riefs war der Grund ſo ſtei-
nigt und das Waſſer ſo ſeicht, daß wir mit dem Boot nicht bis an den Strand
kommen konnten, ſondern uns hin tragen laſſen mußten. Sobald wir allerſeits
gelandet waren, bekam der Schifsſchreiber den Auftrag, Lebensmittel einzuhan-
deln, wobey ihm ein Commando von See-Soldaten zur Wache dienen mußte.
Die Eingebohrnen bezeigten uͤber dieſe Anordnung weder Verwundrung noch
Mißvergnuͤgen; doch mochten ſie die Abſicht derſelben freylich wohl nicht erra-
then und folglich auch keinen Argwohn daraus ſchoͤpfen. Man empfieng
uns, wie zu Ea-Uwhe, mit Freuden-Geſchrey, und bat, daß wir uns auf dem

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[336/0395] Forſter’s Reiſe um die Welt eben ſo ſehr zum Handel geneigt. Sie boten uns gleich eine ungeheure Menge von Zeug, Matten, Netzen, Hausrath, Waffen und Putz zum Verkauf, und nahmen Naͤgel und Corallen dagegen: Allein dieſer Handlungszweig ward ihnen bald abgeſchnitten; denn kaum waren die Schiffe vor Anker, als der Capitain an- befehlen ließ, daß niemand dergleichen Curioſitaͤten einkaufen ſollte. Den Ein- gebohrnen hingegen gab man zu verſtehen, daß ſie ſtatt deſſen Coco-Nuͤſſe, Brod- frucht, Yams und Bananen, imgleichen Schweine und Huͤhner herbeybrin- gen moͤgten. Alle dieſe Artikel wußten wir ſchon in ihrer Sprache zu nennen. Um dieſem Begehren deſto mehr Eingang zu verſchaffen, wurden die wenigen Lebensmittel, welche heute zu bekommen waren, gut bezahlt, alle andre Waaren aber mußten die Einwohner ohnangeruͤhrt wieder mit ſich ans Land nehmen. Die guten Folgen dieſes Verhaltens zeigten ſich ſchon am naͤchſten Morgen, indem gleich bey Anbruch des Tages ganze Boots-Ladungen voll Fruͤchte und Huͤhnern anlangten. Viele von den Eingebohrnen kamen ſo dreiſt und zutraulich an Bord, als ob wir uns ſchon lange gekannt haͤtten, und als ob ſie gar nicht wuͤßten was Mißtrauen waͤre. Unter dieſen befand ſich ein wohlgeſtalter Mann von ſehr offner, einnehmender Geſichtsbildung, der, gleich unſerm Bekannten zu Ea-Uwhe, einiges Anſehn uͤber ſeine Landsleute zu haben ſchien. Er ſtieg in die Cajuͤtte hinunter, und ſagte uns, ſein Name ſey Attahha. Von den Geſchen- ken, die man ihm ſeines Standes wegen machte, bezeugte er uͤber das Eiſen- werk und rothen Boy die mehreſte Freude, und nach dem Fruͤhſtuͤck gieng er in der Pinnaſſe mit uns ans Land. Die Kuͤſte war mit einem Corallen-Rief ge- deckt, der ohngefaͤhr einen Buͤchſenſchuß weit vor dem Ufer hinlief, und nur eine ſehr ſchmale Einfahrt hatte. Innerhalb des Riefs war der Grund ſo ſtei- nigt und das Waſſer ſo ſeicht, daß wir mit dem Boot nicht bis an den Strand kommen konnten, ſondern uns hin tragen laſſen mußten. Sobald wir allerſeits gelandet waren, bekam der Schifsſchreiber den Auftrag, Lebensmittel einzuhan- deln, wobey ihm ein Commando von See-Soldaten zur Wache dienen mußte. Die Eingebohrnen bezeigten uͤber dieſe Anordnung weder Verwundrung noch Mißvergnuͤgen; doch mochten ſie die Abſicht derſelben freylich wohl nicht erra- then und folglich auch keinen Argwohn daraus ſchoͤpfen. Man empfieng uns, wie zu Ea-Uwhe, mit Freuden-Geſchrey, und bat, daß wir uns auf dem Felſen- 1773. October.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/395>, abgerufen am 22.11.2024.