Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.October.verbunden waren. Durch diesen Zaun gelangte man, vermittelst einer Thür von Brettern, die statt der Hespen an Stricken hieng, in eine ordentlich angelegte Plan- tage oder Baumgarten. Die Thür war so gehangen, daß sie von selbst hinter uns zufiel; und das Rohrgehäge war mit Zaunwinden (Convolvulus) überwachsen, die größ- tentheils himmelblaue Blüthen hatten. Um die guten Anstalten der Einwohner ge- nauer zu untersuchen, trennten wir uns in verschiedne Partheyen und fanden bey jedem Schritt neue Ursach, zufrieden zu seyn. Das Land sahe überall wie ein weit- läuftiger Garten aus, indem es durchgehends mit hohen Cocos-Palmen und Bananen, imgleichen mit schattigen Citronen- und Brodfrucht-Bäumen besetzt war. In diesen anmuthigen Gefilden streiften wir einzeln umher und fanden eine Menge neuer Pflanzen, dergleichen auf den Societäts-Inseln nicht wuchsen. Ein Fussteig leitete uns endlich nach einem Wohnhause, welches gleich jenem auf der Wiese angelegt und mit Gebüsch umgeben war, dessen Blüthe die ganze Luft mit Wohlgeruch erfüllte. Die Einwohner schienen thätiger und fleißiger als die Tahitier zu seyn. Sie ließen uns überall ungehindert gehen, beglei- teten uns auch nie, wenn wir sie nicht ausdrücklich darum baten, und alsdenn konnten wir für unsre Taschen unbesorgt seyn; nur mußten wir keine Nägel bey uns führen, denn diese ließen sie nicht leicht unangerührt. Wir kamen nach und nach durch mehr als zehn solcher Plantagen oder Gärten, die alle besonders verzäunt waren, und vermittelst Thüren von vorbeschriebner Art, Gemeinschaft mit einander hatten. Fast in jedem dieser Gärten fanden wir ein Haus, die Be- wohner aber waren durchgehends abwesend. Die Verzäunung ihrer Ländereyen schien einen höhern Grad von Cultur anzudeuten, als man hier wohl ver- muthet hätte. In der That war auch das Volk, sowohl in Hand-Arbeiten als in Manufactur-Sachen und in der Music, weiter und ausgebildeter als die Einwohner der Societäts-Inseln, welche dagegen, besonders in Tahiti, wohl- habender, aber auch träger waren als diese. So viel wir sahen, gab es hier nur wenig Hühner und Schweine; auch waren die Brodfrucht-Bäume, welche dort einen so reichlichen und vortreflichen Unterhalt geben, hier sehr selten, daher sich denn die Einwohner hauptsächlich von Wurzelwerk, imgleichen von Bananen zu nähren scheinen. In Absicht der Kleidung waren sie ebenfalls nicht so reich als die Tahitier; wenigstens gieng man in diesem Artikel hier noch nicht so wie Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.October.verbunden waren. Durch dieſen Zaun gelangte man, vermittelſt einer Thuͤr von Brettern, die ſtatt der Hespen an Stricken hieng, in eine ordentlich angelegte Plan- tage oder Baumgarten. Die Thuͤr war ſo gehangen, daß ſie von ſelbſt hinter uns zufiel; und das Rohrgehaͤge war mit Zaunwinden (Convolvulus) uͤberwachſen, die groͤß- tentheils himmelblaue Bluͤthen hatten. Um die guten Anſtalten der Einwohner ge- nauer zu unterſuchen, trennten wir uns in verſchiedne Partheyen und fanden bey jedem Schritt neue Urſach, zufrieden zu ſeyn. Das Land ſahe uͤberall wie ein weit- laͤuftiger Garten aus, indem es durchgehends mit hohen Cocos-Palmen und Bananen, imgleichen mit ſchattigen Citronen- und Brodfrucht-Baͤumen beſetzt war. In dieſen anmuthigen Gefilden ſtreiften wir einzeln umher und fanden eine Menge neuer Pflanzen, dergleichen auf den Societaͤts-Inſeln nicht wuchſen. Ein Fusſteig leitete uns endlich nach einem Wohnhauſe, welches gleich jenem auf der Wieſe angelegt und mit Gebuͤſch umgeben war, deſſen Bluͤthe die ganze Luft mit Wohlgeruch erfuͤllte. Die Einwohner ſchienen thaͤtiger und fleißiger als die Tahitier zu ſeyn. Sie ließen uns uͤberall ungehindert gehen, beglei- teten uns auch nie, wenn wir ſie nicht ausdruͤcklich darum baten, und alsdenn konnten wir fuͤr unſre Taſchen unbeſorgt ſeyn; nur mußten wir keine Naͤgel bey uns fuͤhren, denn dieſe ließen ſie nicht leicht unangeruͤhrt. Wir kamen nach und nach durch mehr als zehn ſolcher Plantagen oder Gaͤrten, die alle beſonders verzaͤunt waren, und vermittelſt Thuͤren von vorbeſchriebner Art, Gemeinſchaft mit einander hatten. Faſt in jedem dieſer Gaͤrten fanden wir ein Haus, die Be- wohner aber waren durchgehends abweſend. Die Verzaͤunung ihrer Laͤndereyen ſchien einen hoͤhern Grad von Cultur anzudeuten, als man hier wohl ver- muthet haͤtte. In der That war auch das Volk, ſowohl in Hand-Arbeiten als in Manufactur-Sachen und in der Muſic, weiter und ausgebildeter als die Einwohner der Societaͤts-Inſeln, welche dagegen, beſonders in Tahiti, wohl- habender, aber auch traͤger waren als dieſe. So viel wir ſahen, gab es hier nur wenig Huͤhner und Schweine; auch waren die Brodfrucht-Baͤume, welche dort einen ſo reichlichen und vortreflichen Unterhalt geben, hier ſehr ſelten, daher ſich denn die Einwohner hauptſaͤchlich von Wurzelwerk, imgleichen von Bananen zu naͤhren ſcheinen. In Abſicht der Kleidung waren ſie ebenfalls nicht ſo reich als die Tahitier; wenigſtens gieng man in dieſem Artikel hier noch nicht ſo wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0379" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> October.</note>verbunden waren. Durch dieſen Zaun gelangte man, vermittelſt einer Thuͤr von<lb/> Brettern, die ſtatt der Hespen an Stricken hieng, in eine ordentlich angelegte Plan-<lb/> tage oder Baumgarten. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
verbunden waren. Durch dieſen Zaun gelangte man, vermittelſt einer Thuͤr von
Brettern, die ſtatt der Hespen an Stricken hieng, in eine ordentlich angelegte Plan-
tage oder Baumgarten. Die Thuͤr war ſo gehangen, daß ſie von ſelbſt hinter uns zufiel;
und das Rohrgehaͤge war mit Zaunwinden (Convolvulus) uͤberwachſen, die groͤß-
tentheils himmelblaue Bluͤthen hatten. Um die guten Anſtalten der Einwohner ge-
nauer zu unterſuchen, trennten wir uns in verſchiedne Partheyen und fanden bey
jedem Schritt neue Urſach, zufrieden zu ſeyn. Das Land ſahe uͤberall wie ein weit-
laͤuftiger Garten aus, indem es durchgehends mit hohen Cocos-Palmen und
Bananen, imgleichen mit ſchattigen Citronen- und Brodfrucht-Baͤumen beſetzt
war. In dieſen anmuthigen Gefilden ſtreiften wir einzeln umher und fanden
eine Menge neuer Pflanzen, dergleichen auf den Societaͤts-Inſeln nicht wuchſen.
Ein Fusſteig leitete uns endlich nach einem Wohnhauſe, welches gleich jenem auf
der Wieſe angelegt und mit Gebuͤſch umgeben war, deſſen Bluͤthe die ganze
Luft mit Wohlgeruch erfuͤllte. Die Einwohner ſchienen thaͤtiger und fleißiger
als die Tahitier zu ſeyn. Sie ließen uns uͤberall ungehindert gehen, beglei-
teten uns auch nie, wenn wir ſie nicht ausdruͤcklich darum baten, und alsdenn
konnten wir fuͤr unſre Taſchen unbeſorgt ſeyn; nur mußten wir keine Naͤgel
bey uns fuͤhren, denn dieſe ließen ſie nicht leicht unangeruͤhrt. Wir kamen nach
und nach durch mehr als zehn ſolcher Plantagen oder Gaͤrten, die alle beſonders
verzaͤunt waren, und vermittelſt Thuͤren von vorbeſchriebner Art, Gemeinſchaft
mit einander hatten. Faſt in jedem dieſer Gaͤrten fanden wir ein Haus, die Be-
wohner aber waren durchgehends abweſend. Die Verzaͤunung ihrer Laͤndereyen
ſchien einen hoͤhern Grad von Cultur anzudeuten, als man hier wohl ver-
muthet haͤtte. In der That war auch das Volk, ſowohl in Hand-Arbeiten
als in Manufactur-Sachen und in der Muſic, weiter und ausgebildeter als die
Einwohner der Societaͤts-Inſeln, welche dagegen, beſonders in Tahiti, wohl-
habender, aber auch traͤger waren als dieſe. So viel wir ſahen, gab es hier nur
wenig Huͤhner und Schweine; auch waren die Brodfrucht-Baͤume, welche dort
einen ſo reichlichen und vortreflichen Unterhalt geben, hier ſehr ſelten, daher ſich
denn die Einwohner hauptſaͤchlich von Wurzelwerk, imgleichen von Bananen zu
naͤhren ſcheinen. In Abſicht der Kleidung waren ſie ebenfalls nicht ſo reich
als die Tahitier; wenigſtens gieng man in dieſem Artikel hier noch nicht ſo wie
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