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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
dem See-Ufer parallel, aber rings umher von faulem Schlamm umgeben wäre,1773.
Septem-
ber.

welches einen unerträglichen Gestank verursache. Er hatte daselbst verschiedne
Pflanzen gefunden, die in Ostindien häufig genug, in den übrigen Süd-See-
Inseln
aber nicht so gemein sind. Der Indianer, durch den er sich die
eingesammelten Pflanzen hatte nachtragen lassen, war ihm außerordentlich
treu gewesen. Wenn Er sich niederließ, um Pflanzen zu beschreiben, so setzte
der Indianer sich hinter ihn und hielt die Schöße seines Kleides in beyden
Händen fest, um, wie er sagte, die Taschen vor den Dieben in Acht zu nehmen.
Vermittelst dieser Vorsicht war dem Doctor auch nicht das geringste entwandt wor-
den; einige Indianer aber hatten ihn durch Schimpfworte und schiefe Gesichter
ausgehöhnt, vermuthlich in der Meynung, daß sie nichts dabey wagten, weil
er so allein war.

Am folgenden Tage gieng er von neuem, ohne alle Begleitung, spatzie-
ren, indeß wir und Capitain Cook auf dem Marktplatze blieben. Ehe wir
es uns versahen, drängte sich ein Indianer, Namens Tubai, der in verschiedne
große Stücke rothgefärbten Zeuges gekleidet war und einige Bündel Vogelfedern
am Gürtel hängen hatte, aus dem großen Haufen hervor, und verbot dem Volk,
uns weder Schweine noch Brodfrucht zu verkaufen; zu gleicher Zeit bemächtigte
er sich eines Beutels mit Nägeln, den der Schiff-Schreiber in Händen hatte:
Als aber dieser um Hülfe rief, ließ er ihn wieder fahren, und nahm dagegen ei-
nem unsrer jüngern Mitreisenden, der eben um ein großes Huhn handelte, mit
Gewalt einen Nagel ab, unter der Bedrohung, ihn zu Boden zu schlagen, wenn
er sich widersetzen würde. Capitain Cook, der schon im Begriff war, sich nach
dem Schiffe übersetzen zu lassen, hörte kaum von diesem Vorfalle, als er sogleich
umkehrte und darauf bestand, daß Tubai, den Marktplatz augenblicklich ver-
lassen sollte. Weil nun dieser keine Lust dazu bezeigte, gieng er ihm sogleich zu
Leibe und bemächtigte sich der beyden Keulen, die jener in Händen hatte.
Er sträubte sich zwar dagegen, so bald aber der Capitain den Hirschfänger zog, lief er
davon. Die Keulen, welche von Casuarina-Holz waren, wurden hierauf nach des
Capitains Vorschrift zerbrochen und in die See geworfen. Dem Ansehen nach be-
fürchteten die Einwohner von diesem Auftritt schlimme Folgen, denn sie fiengen an sich
gleich von dem Marktplatz zu entfernen; man rief sie aber wieder zurück, und alle

Forsters Reise u. d. W. erster Th. O o

in den Jahren 1772 bis 1775.
dem See-Ufer parallel, aber rings umher von faulem Schlamm umgeben waͤre,1773.
Septem-
ber.

welches einen unertraͤglichen Geſtank verurſache. Er hatte daſelbſt verſchiedne
Pflanzen gefunden, die in Oſtindien haͤufig genug, in den uͤbrigen Suͤd-See-
Inſeln
aber nicht ſo gemein ſind. Der Indianer, durch den er ſich die
eingeſammelten Pflanzen hatte nachtragen laſſen, war ihm außerordentlich
treu geweſen. Wenn Er ſich niederließ, um Pflanzen zu beſchreiben, ſo ſetzte
der Indianer ſich hinter ihn und hielt die Schoͤße ſeines Kleides in beyden
Haͤnden feſt, um, wie er ſagte, die Taſchen vor den Dieben in Acht zu nehmen.
Vermittelſt dieſer Vorſicht war dem Doctor auch nicht das geringſte entwandt wor-
den; einige Indianer aber hatten ihn durch Schimpfworte und ſchiefe Geſichter
ausgehoͤhnt, vermuthlich in der Meynung, daß ſie nichts dabey wagten, weil
er ſo allein war.

Am folgenden Tage gieng er von neuem, ohne alle Begleitung, ſpatzie-
ren, indeß wir und Capitain Cook auf dem Marktplatze blieben. Ehe wir
es uns verſahen, draͤngte ſich ein Indianer, Namens Tubaï, der in verſchiedne
große Stuͤcke rothgefaͤrbten Zeuges gekleidet war und einige Buͤndel Vogelfedern
am Guͤrtel haͤngen hatte, aus dem großen Haufen hervor, und verbot dem Volk,
uns weder Schweine noch Brodfrucht zu verkaufen; zu gleicher Zeit bemaͤchtigte
er ſich eines Beutels mit Naͤgeln, den der Schiff-Schreiber in Haͤnden hatte:
Als aber dieſer um Huͤlfe rief, ließ er ihn wieder fahren, und nahm dagegen ei-
nem unſrer juͤngern Mitreiſenden, der eben um ein großes Huhn handelte, mit
Gewalt einen Nagel ab, unter der Bedrohung, ihn zu Boden zu ſchlagen, wenn
er ſich widerſetzen wuͤrde. Capitain Cook, der ſchon im Begriff war, ſich nach
dem Schiffe uͤberſetzen zu laſſen, hoͤrte kaum von dieſem Vorfalle, als er ſogleich
umkehrte und darauf beſtand, daß Tubai, den Marktplatz augenblicklich ver-
laſſen ſollte. Weil nun dieſer keine Luſt dazu bezeigte, gieng er ihm ſogleich zu
Leibe und bemaͤchtigte ſich der beyden Keulen, die jener in Haͤnden hatte.
Er ſtraͤubte ſich zwar dagegen, ſo bald aber der Capitain den Hirſchfaͤnger zog, lief er
davon. Die Keulen, welche von Caſuarina-Holz waren, wurden hierauf nach des
Capitains Vorſchrift zerbrochen und in die See geworfen. Dem Anſehen nach be-
fuͤrchteten die Einwohner von dieſem Auftritt ſchlimme Folgen, denn ſie fiengen an ſich
gleich von dem Marktplatz zu entfernen; man rief ſie aber wieder zuruͤck, und alle

Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. O o
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[289/0344] in den Jahren 1772 bis 1775. dem See-Ufer parallel, aber rings umher von faulem Schlamm umgeben waͤre, welches einen unertraͤglichen Geſtank verurſache. Er hatte daſelbſt verſchiedne Pflanzen gefunden, die in Oſtindien haͤufig genug, in den uͤbrigen Suͤd-See- Inſeln aber nicht ſo gemein ſind. Der Indianer, durch den er ſich die eingeſammelten Pflanzen hatte nachtragen laſſen, war ihm außerordentlich treu geweſen. Wenn Er ſich niederließ, um Pflanzen zu beſchreiben, ſo ſetzte der Indianer ſich hinter ihn und hielt die Schoͤße ſeines Kleides in beyden Haͤnden feſt, um, wie er ſagte, die Taſchen vor den Dieben in Acht zu nehmen. Vermittelſt dieſer Vorſicht war dem Doctor auch nicht das geringſte entwandt wor- den; einige Indianer aber hatten ihn durch Schimpfworte und ſchiefe Geſichter ausgehoͤhnt, vermuthlich in der Meynung, daß ſie nichts dabey wagten, weil er ſo allein war. 1773. Septem- ber. Am folgenden Tage gieng er von neuem, ohne alle Begleitung, ſpatzie- ren, indeß wir und Capitain Cook auf dem Marktplatze blieben. Ehe wir es uns verſahen, draͤngte ſich ein Indianer, Namens Tubaï, der in verſchiedne große Stuͤcke rothgefaͤrbten Zeuges gekleidet war und einige Buͤndel Vogelfedern am Guͤrtel haͤngen hatte, aus dem großen Haufen hervor, und verbot dem Volk, uns weder Schweine noch Brodfrucht zu verkaufen; zu gleicher Zeit bemaͤchtigte er ſich eines Beutels mit Naͤgeln, den der Schiff-Schreiber in Haͤnden hatte: Als aber dieſer um Huͤlfe rief, ließ er ihn wieder fahren, und nahm dagegen ei- nem unſrer juͤngern Mitreiſenden, der eben um ein großes Huhn handelte, mit Gewalt einen Nagel ab, unter der Bedrohung, ihn zu Boden zu ſchlagen, wenn er ſich widerſetzen wuͤrde. Capitain Cook, der ſchon im Begriff war, ſich nach dem Schiffe uͤberſetzen zu laſſen, hoͤrte kaum von dieſem Vorfalle, als er ſogleich umkehrte und darauf beſtand, daß Tubai, den Marktplatz augenblicklich ver- laſſen ſollte. Weil nun dieſer keine Luſt dazu bezeigte, gieng er ihm ſogleich zu Leibe und bemaͤchtigte ſich der beyden Keulen, die jener in Haͤnden hatte. Er ſtraͤubte ſich zwar dagegen, ſo bald aber der Capitain den Hirſchfaͤnger zog, lief er davon. Die Keulen, welche von Caſuarina-Holz waren, wurden hierauf nach des Capitains Vorſchrift zerbrochen und in die See geworfen. Dem Anſehen nach be- fuͤrchteten die Einwohner von dieſem Auftritt ſchlimme Folgen, denn ſie fiengen an ſich gleich von dem Marktplatz zu entfernen; man rief ſie aber wieder zuruͤck, und alle Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. O o

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/344>, abgerufen am 25.11.2024.