Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Septem- ber.als jene; *) Allein, in ihrem Betragen waren beyde Nationen schon merklicher von einander verschieden. Ueber einen allzu hohen Grad von Gastfreyheit, hatten wir uns zum Exempel hier in Huaheine eben nicht zu beschweren, auch war es hier gar nicht, wie wohl in Tahiti, Mode, von freyen Stücken Ge- schenke, oder wenigstens Gegengeschenke, zu machen. Dagegen fielen uns die Leute, wenn wir spatzieren giengen, auf keine Weise zur Last, waren auch, im Ganzen genommen, viel gleichgültiger und bey weitem nicht so furchtsam als die Tahitier, weshalb sie auch beym Losbrennen unseres Schießge- wehrs keine Verwunderung, geschweige Schreck verriethen. Jedoch, alles das war augenscheinlich blos eine Folge der verschiednen Begegnung, welche die Ein- wohner beyder Inseln von den Europäern ehemals erfahren hatten. In Ab- sicht der Gastf[v]eyheit muß ich noch anzeigen, daß es auch hier nicht an einzel- nen Beyspielen fehlte. Unter andern wurde mein Vater von einem Befehlshaber, Namens Taunua, nach seinem Hause eingeladen, welches in der Mitte der Ebne lag; hieselbst ward er sehr wohl bewirthet und hatte außerdem noch Gelegenheit ein solches Brustschild einzukaufen, deren weiter oben, in der Geschichte un- sers Aufenthalts zu O-Tahiti gedacht worden ist. Ori kam am folgenden Morgen frühe mit seinen Söhnen an Bord. dem *) S. Hawkesworths Geschichte der engl. See-Reisen in 4. zweyter Band, pag. 124. imgleichen erster Band, pag. 214. 215. 219. **) Ebendesselben -- zweyter Band, pag. 247.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Septem- ber.als jene; *) Allein, in ihrem Betragen waren beyde Nationen ſchon merklicher von einander verſchieden. Ueber einen allzu hohen Grad von Gaſtfreyheit, hatten wir uns zum Exempel hier in Huaheine eben nicht zu beſchweren, auch war es hier gar nicht, wie wohl in Tahiti, Mode, von freyen Stuͤcken Ge- ſchenke, oder wenigſtens Gegengeſchenke, zu machen. Dagegen fielen uns die Leute, wenn wir ſpatzieren giengen, auf keine Weiſe zur Laſt, waren auch, im Ganzen genommen, viel gleichguͤltiger und bey weitem nicht ſo furchtſam als die Tahitier, weshalb ſie auch beym Losbrennen unſeres Schießge- wehrs keine Verwunderung, geſchweige Schreck verriethen. Jedoch, alles das war augenſcheinlich blos eine Folge der verſchiednen Begegnung, welche die Ein- wohner beyder Inſeln von den Europaͤern ehemals erfahren hatten. In Ab- ſicht der Gaſtf[v]eyheit muß ich noch anzeigen, daß es auch hier nicht an einzel- nen Beyſpielen fehlte. Unter andern wurde mein Vater von einem Befehlshaber, Namens Taunua, nach ſeinem Hauſe eingeladen, welches in der Mitte der Ebne lag; hieſelbſt ward er ſehr wohl bewirthet und hatte außerdem noch Gelegenheit ein ſolches Bruſtſchild einzukaufen, deren weiter oben, in der Geſchichte un- ſers Aufenthalts zu O-Tahiti gedacht worden iſt. Ori kam am folgenden Morgen fruͤhe mit ſeinen Soͤhnen an Bord. dem *) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 124. imgleichen erſter Band, pag. 214. 215. 219. **) Ebendeſſelben — zweyter Band, pag. 247.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0343" n="288"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note>als jene; <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#fr"><persName>Hawkesworths</persName></hi> Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. <hi rendition="#fr">zweyter</hi> Band, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 124.<lb/> imgleichen erſter Band, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 214. 215. 219.</note> Allein, in <hi rendition="#fr">ihrem Betragen</hi> waren beyde Nationen ſchon merklicher<lb/> von einander verſchieden. Ueber einen allzu hohen Grad von Gaſtfreyheit,<lb/> hatten wir uns zum Exempel hier in <hi rendition="#fr"><placeName>Huaheine</placeName></hi> eben nicht zu beſchweren, auch<lb/> war es hier gar nicht, wie wohl in <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName>,</hi> Mode, von freyen Stuͤcken Ge-<lb/> ſchenke, oder wenigſtens Gegengeſchenke, zu machen. Dagegen fielen uns die<lb/> Leute, wenn wir ſpatzieren giengen, auf keine Weiſe zur Laſt, waren auch, im<lb/> Ganzen genommen, viel gleichguͤltiger und bey weitem nicht ſo furchtſam<lb/> als die <hi rendition="#fr">Tahitier,</hi> weshalb ſie auch beym Losbrennen unſeres Schießge-<lb/> wehrs keine Verwunderung, geſchweige Schreck verriethen. Jedoch, alles das war<lb/> augenſcheinlich blos eine Folge der verſchiednen Begegnung, welche die Ein-<lb/> wohner beyder Inſeln von den Europaͤern ehemals erfahren hatten. In Ab-<lb/> ſicht der Gaſtf<supplied>v</supplied>eyheit muß ich noch anzeigen, daß es auch hier nicht an einzel-<lb/> nen Beyſpielen fehlte. Unter andern wurde mein Vater von einem Befehlshaber,<lb/> Namens <hi rendition="#fr"><persName>Taunua</persName>,</hi> nach ſeinem Hauſe eingeladen, welches in der Mitte der Ebne<lb/> lag; hieſelbſt ward er ſehr wohl bewirthet und hatte außerdem noch Gelegenheit<lb/> ein ſolches Bruſtſchild einzukaufen, deren weiter oben, in der Geſchichte un-<lb/> ſers Aufenthalts zu <hi rendition="#fr"><placeName>O-Tahiti</placeName></hi> gedacht worden iſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr"><persName>Ori</persName></hi> kam am folgenden Morgen fruͤhe mit ſeinen Soͤhnen an Bord.<lb/> Der aͤlteſte, ein huͤbſcher Knabe von ohngefaͤhr 11 Jahren, nahm unſre Ge-<lb/> ſchenke mit großer Gleichguͤltigkeit an; dagegen fand er, ſo wie alle uͤbrigen<lb/> Bewohner dieſer Inſel, großen Wohlgefallen am Dudelſack, und bat, daß<lb/> beſtaͤndig darauf geſpielt werden moͤgte. Bey der ehemaligen Anweſenheit des<lb/> Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cooks</persName>,</hi> <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#fr">Ebendeſſelben</hi> — zweyter Band, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 247.</note> hatte <hi rendition="#fr"><persName>Ori</persName></hi> den Namen <hi rendition="#fr"><persName>Cuki</persName></hi> angenommen, und ließ ſich,<lb/> auch noch jetzt, beſtaͤndig alſo nennen. Nachdem dieſer vornehme Gaſt eine<lb/> Zeitlang an Bord geweſen war, gingen wir mit ihm ans Land zuruͤck, und theil-<lb/> ten uns in verſchiedne Partheyen, um Pflanzen und andre Merkwuͤrdigkeiten<lb/> aufzuſuchen. Als wir Abends wieder zuſammen ſtießen, erzaͤhlte uns Doct.<lb/><hi rendition="#fr"><persName>Sparrmann</persName>,</hi> der ganz allein bis an das noͤrdliche Ende der Inſel gegangen war,<lb/> daß er einen großen Salz-See angetroffen, der einige Meilen lang, und mit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [288/0343]
Forſter’s Reiſe um die Welt
als jene; *) Allein, in ihrem Betragen waren beyde Nationen ſchon merklicher
von einander verſchieden. Ueber einen allzu hohen Grad von Gaſtfreyheit,
hatten wir uns zum Exempel hier in Huaheine eben nicht zu beſchweren, auch
war es hier gar nicht, wie wohl in Tahiti, Mode, von freyen Stuͤcken Ge-
ſchenke, oder wenigſtens Gegengeſchenke, zu machen. Dagegen fielen uns die
Leute, wenn wir ſpatzieren giengen, auf keine Weiſe zur Laſt, waren auch, im
Ganzen genommen, viel gleichguͤltiger und bey weitem nicht ſo furchtſam
als die Tahitier, weshalb ſie auch beym Losbrennen unſeres Schießge-
wehrs keine Verwunderung, geſchweige Schreck verriethen. Jedoch, alles das war
augenſcheinlich blos eine Folge der verſchiednen Begegnung, welche die Ein-
wohner beyder Inſeln von den Europaͤern ehemals erfahren hatten. In Ab-
ſicht der Gaſtfveyheit muß ich noch anzeigen, daß es auch hier nicht an einzel-
nen Beyſpielen fehlte. Unter andern wurde mein Vater von einem Befehlshaber,
Namens Taunua, nach ſeinem Hauſe eingeladen, welches in der Mitte der Ebne
lag; hieſelbſt ward er ſehr wohl bewirthet und hatte außerdem noch Gelegenheit
ein ſolches Bruſtſchild einzukaufen, deren weiter oben, in der Geſchichte un-
ſers Aufenthalts zu O-Tahiti gedacht worden iſt.
1773.
Septem-
ber.
Ori kam am folgenden Morgen fruͤhe mit ſeinen Soͤhnen an Bord.
Der aͤlteſte, ein huͤbſcher Knabe von ohngefaͤhr 11 Jahren, nahm unſre Ge-
ſchenke mit großer Gleichguͤltigkeit an; dagegen fand er, ſo wie alle uͤbrigen
Bewohner dieſer Inſel, großen Wohlgefallen am Dudelſack, und bat, daß
beſtaͤndig darauf geſpielt werden moͤgte. Bey der ehemaligen Anweſenheit des
Capitain Cooks, **) hatte Ori den Namen Cuki angenommen, und ließ ſich,
auch noch jetzt, beſtaͤndig alſo nennen. Nachdem dieſer vornehme Gaſt eine
Zeitlang an Bord geweſen war, gingen wir mit ihm ans Land zuruͤck, und theil-
ten uns in verſchiedne Partheyen, um Pflanzen und andre Merkwuͤrdigkeiten
aufzuſuchen. Als wir Abends wieder zuſammen ſtießen, erzaͤhlte uns Doct.
Sparrmann, der ganz allein bis an das noͤrdliche Ende der Inſel gegangen war,
daß er einen großen Salz-See angetroffen, der einige Meilen lang, und mit
dem
*) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 124.
imgleichen erſter Band, pag. 214. 215. 219.
**) Ebendeſſelben — zweyter Band, pag. 247.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |