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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
der Adventure hin, um dieser die Anker lichten zu helfen. Die Leute hatten1773.
August.

aber dies nicht abgewartet, sondern das Cabel bereits laufen lassen, um den
günstigen Wind, ohne allen Aufschub zu nutzen, und uns zu folgen. Wir la-
virten hierauf mit beyden Schiffen die ganze Nacht ab und zu, und sahen die ge-
fährlichen Felsen mit einer Menge von Feuern erleuchtet, bey deren Schein die
Indianer fischten. Als einer der Officiers schlafen gehen wollte, fand er sein
Bett ohne Bett-Tücher, welche vermuthlich von der schönen Marorai waren
mitgenommen worden, da sie sich von ihrem Liebhaber so schleunig verlassen
sahe. Sie mußte indessen diese kleine Angelegenheit sehr behende und in aller
Kürze ausgeführt haben, denn sonst würde sie auf dem Verdeck vermißt worden
und ihr Außenbleiben gleich verdächtig gewesen seyn.

Am folgenden Morgen näherten wir uns der Küste von neuem und steu-
reten längst der Nordseite der kleinern Halbinsel hin. Es dauerte nicht lange, so
waren wir, wie am vergangenen Tage, wieder mit Canots umgeben, in welchen
uns die Eingebohrnen Erfrischungen in Menge, nur kein Fleisch, zubrachten und
uns mit ihrem freundschaftlichen Zuruf bisweilen ganz betäubten. Die Fahrzeuge
schlugen oft um, aber das war kein großer Unfall für die Leute die darinnen sas-
sen
, indem beydes Männer und Weiber vortrefliche Schwimmer sind und die
Canots in großer Geschwindigkeit wieder umzukehren wissen. Da sie fanden,
daß ich mich nach Pflanzen und andern natürlichen Merkwürdigkeiten erkun-
digte, so brachten sie mir dergleichen; aber oftmals nur die Blätter ohne
Blüthen, und umgekehrt zuweilen Blumen ohne Blätter; doch erkannte ich
unter denselben, dieser Verstümmelung ohnerachtet, die gemeine Art des
schwarzen Nacht-Schattens (black night Shade) und eine schöne Erythrina
oder Coral-Blume. Auch bekam ich auf diese Weise allerhand Muscheln, Co-
rallengewächse, Vögel u. d. g.

Um 11 Uhr ankerten wir in einem kleinen Haven O-Aitepieha ge-
nannt, der am nördlichen Ende der sudlichen oder kleinen Halbinsel von O-
Tahiti
liegt, die in der Landessprache Teiarrabu heißt. Nunmehro gieng
der Zulauf des Volks erst recht an und die Canots kamen von allen Seiten her-
bey. Die Leute waren auf unsere Corallen, Nägel und Messer so erpicht, daß
wir gegen diese Waaren eine unglaubliche Menge ihres Zeuges, ihrer Matten,

in den Jahren 1772 bis 1775.
der Adventure hin, um dieſer die Anker lichten zu helfen. Die Leute hatten1773.
Auguſt.

aber dies nicht abgewartet, ſondern das Cabel bereits laufen laſſen, um den
guͤnſtigen Wind, ohne allen Aufſchub zu nutzen, und uns zu folgen. Wir la-
virten hierauf mit beyden Schiffen die ganze Nacht ab und zu, und ſahen die ge-
faͤhrlichen Felſen mit einer Menge von Feuern erleuchtet, bey deren Schein die
Indianer fiſchten. Als einer der Officiers ſchlafen gehen wollte, fand er ſein
Bett ohne Bett-Tuͤcher, welche vermuthlich von der ſchoͤnen Maroraï waren
mitgenommen worden, da ſie ſich von ihrem Liebhaber ſo ſchleunig verlaſſen
ſahe. Sie mußte indeſſen dieſe kleine Angelegenheit ſehr behende und in aller
Kuͤrze ausgefuͤhrt haben, denn ſonſt wuͤrde ſie auf dem Verdeck vermißt worden
und ihr Außenbleiben gleich verdaͤchtig geweſen ſeyn.

Am folgenden Morgen naͤherten wir uns der Kuͤſte von neuem und ſteu-
reten laͤngſt der Nordſeite der kleinern Halbinſel hin. Es dauerte nicht lange, ſo
waren wir, wie am vergangenen Tage, wieder mit Canots umgeben, in welchen
uns die Eingebohrnen Erfriſchungen in Menge, nur kein Fleiſch, zubrachten und
uns mit ihrem freundſchaftlichen Zuruf bisweilen ganz betaͤubten. Die Fahrzeuge
ſchlugen oft um, aber das war kein großer Unfall fuͤr die Leute die darinnen ſaſ-
ſen
, indem beydes Maͤnner und Weiber vortrefliche Schwimmer ſind und die
Canots in großer Geſchwindigkeit wieder umzukehren wiſſen. Da ſie fanden,
daß ich mich nach Pflanzen und andern natuͤrlichen Merkwuͤrdigkeiten erkun-
digte, ſo brachten ſie mir dergleichen; aber oftmals nur die Blaͤtter ohne
Bluͤthen, und umgekehrt zuweilen Blumen ohne Blaͤtter; doch erkannte ich
unter denſelben, dieſer Verſtuͤmmelung ohnerachtet, die gemeine Art des
ſchwarzen Nacht-Schattens (black night Shade) und eine ſchoͤne Erythrina
oder Coral-Blume. Auch bekam ich auf dieſe Weiſe allerhand Muſcheln, Co-
rallengewaͤchſe, Voͤgel u. d. g.

Um 11 Uhr ankerten wir in einem kleinen Haven O-Aitepieha ge-
nannt, der am noͤrdlichen Ende der ſudlichen oder kleinen Halbinſel von O-
Tahiti
liegt, die in der Landesſprache Teiarrabu heißt. Nunmehro gieng
der Zulauf des Volks erſt recht an und die Canots kamen von allen Seiten her-
bey. Die Leute waren auf unſere Corallen, Naͤgel und Meſſer ſo erpicht, daß
wir gegen dieſe Waaren eine unglaubliche Menge ihres Zeuges, ihrer Matten,

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[199/0252] in den Jahren 1772 bis 1775. der Adventure hin, um dieſer die Anker lichten zu helfen. Die Leute hatten aber dies nicht abgewartet, ſondern das Cabel bereits laufen laſſen, um den guͤnſtigen Wind, ohne allen Aufſchub zu nutzen, und uns zu folgen. Wir la- virten hierauf mit beyden Schiffen die ganze Nacht ab und zu, und ſahen die ge- faͤhrlichen Felſen mit einer Menge von Feuern erleuchtet, bey deren Schein die Indianer fiſchten. Als einer der Officiers ſchlafen gehen wollte, fand er ſein Bett ohne Bett-Tuͤcher, welche vermuthlich von der ſchoͤnen Maroraï waren mitgenommen worden, da ſie ſich von ihrem Liebhaber ſo ſchleunig verlaſſen ſahe. Sie mußte indeſſen dieſe kleine Angelegenheit ſehr behende und in aller Kuͤrze ausgefuͤhrt haben, denn ſonſt wuͤrde ſie auf dem Verdeck vermißt worden und ihr Außenbleiben gleich verdaͤchtig geweſen ſeyn. 1773. Auguſt. Am folgenden Morgen naͤherten wir uns der Kuͤſte von neuem und ſteu- reten laͤngſt der Nordſeite der kleinern Halbinſel hin. Es dauerte nicht lange, ſo waren wir, wie am vergangenen Tage, wieder mit Canots umgeben, in welchen uns die Eingebohrnen Erfriſchungen in Menge, nur kein Fleiſch, zubrachten und uns mit ihrem freundſchaftlichen Zuruf bisweilen ganz betaͤubten. Die Fahrzeuge ſchlugen oft um, aber das war kein großer Unfall fuͤr die Leute die darinnen ſaſ- ſen, indem beydes Maͤnner und Weiber vortrefliche Schwimmer ſind und die Canots in großer Geſchwindigkeit wieder umzukehren wiſſen. Da ſie fanden, daß ich mich nach Pflanzen und andern natuͤrlichen Merkwuͤrdigkeiten erkun- digte, ſo brachten ſie mir dergleichen; aber oftmals nur die Blaͤtter ohne Bluͤthen, und umgekehrt zuweilen Blumen ohne Blaͤtter; doch erkannte ich unter denſelben, dieſer Verſtuͤmmelung ohnerachtet, die gemeine Art des ſchwarzen Nacht-Schattens (black night Shade) und eine ſchoͤne Erythrina oder Coral-Blume. Auch bekam ich auf dieſe Weiſe allerhand Muſcheln, Co- rallengewaͤchſe, Voͤgel u. d. g. Um 11 Uhr ankerten wir in einem kleinen Haven O-Aitepieha ge- nannt, der am noͤrdlichen Ende der ſudlichen oder kleinen Halbinſel von O- Tahiti liegt, die in der Landesſprache Teiarrabu heißt. Nunmehro gieng der Zulauf des Volks erſt recht an und die Canots kamen von allen Seiten her- bey. Die Leute waren auf unſere Corallen, Naͤgel und Meſſer ſo erpicht, daß wir gegen dieſe Waaren eine unglaubliche Menge ihres Zeuges, ihrer Matten,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/252>, abgerufen am 25.11.2024.