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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
fest saßen, ehe es noch möglich war, den Eingang des Havens zu erreichen,
ohngeachtet wir kaum noch einen Steinwurf weit davon entfernt seyn moch-
ten. Mittlerweile schlug das Schiff einmal über das andre auf den Felsen an,
so daß es allerdings mißlich um uns aussahe: Zum Glück war die See eben
nicht unruhig, mithin auch keine sonderliche Brandung an den Felsen; hätte
sich indessen der sonst gewöhnliche Seewind eingestellt, so wäre das Schiff un-
möglich zu retten gewesen, allein auch der blieb diesen ganzen Tag über aus.
Officier und Passagier, ohne Unterschied, thaten bey dieser Gelegenheit ihr
äußerstes. Es ward ungesäumt ein Boot ausgesetzt, auf selbigem nicht weit
von uns ein Anker ausgeworfen, und vermittelst dessen das Schiff los gehoben
und wiederum flott gemacht. Da die Indianer an Bord sahen, wie sauer
wir es uns werden ließen, so legten sie mit Hand an; sie arbeiteten an der Win-
de, halfen uns die Taue einnehmen und verrichteten andre dergleichen Arbeit
mehr. Wären sie im mindesten verrätherisch gesinnt gewesen, so hätten sie jetzt
die beste Gelegenheit gehabt, uns in Verlegenheit zu setzen; aber sie bezeigten
sich, bey diesem gleichwie bey allen andern Vorfällen, höchstfreundschaftlich und
gutherzig. Während dieser mühsamen Arbeit hatten wir eine ausnehmende Hitze
auszustehen, denn das Thermometer stand im Schatten auf 90 Grad, die Son-
ne schien brennend heiß, und am ganzen Horizont war nirgends ein Wölkchen
zu sehen, auch nicht das geringste Lüftchen zu spühren. Als uns dieser Unfall
begegnete, war die Adventure dicht bey uns, sie entgieng aber der Gefahr
dadurch, daß sie eilends die Anker auswarf. Zu den glücklichen Umstän-
den, denen wir unsre Rettung zu danken hatten, gehörte auch der, daß die Fel-
sen, auf welche wir gerathen waren, Absätze hatten, und der Anker folglich ir-
gendwo fassen konnte, welches sonst selten der Fall ist, indem die Corallen-Felsen
gemeiniglich ganz senkrecht zu seyn pflegen. Es war ohngefähr um 3 Uhr,
als wir nach anderthalbstündigem Arbeiten wieder los kamen. Wir nah-
men nun eiligst einige Erfrischungen zu uns, und da diese Gegend sehr ge-
fährlich war, im Fall sich ein Ostwind aufgemacht hätte; so bemanneten wir
die Boote beyder Schiffe und ließen uns durch dieselben wieder in See boog-
siren. Ohngefähr um 5 Uhr kam uns eine leichtwehende Landluft zu Hülfe. Wir
entließen daher die Boote sogleich ihres bisherigen Dienstes und schickten sie nach

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
feſt ſaßen, ehe es noch moͤglich war, den Eingang des Havens zu erreichen,
ohngeachtet wir kaum noch einen Steinwurf weit davon entfernt ſeyn moch-
ten. Mittlerweile ſchlug das Schiff einmal uͤber das andre auf den Felſen an,
ſo daß es allerdings mißlich um uns ausſahe: Zum Gluͤck war die See eben
nicht unruhig, mithin auch keine ſonderliche Brandung an den Felſen; haͤtte
ſich indeſſen der ſonſt gewoͤhnliche Seewind eingeſtellt, ſo waͤre das Schiff un-
moͤglich zu retten geweſen, allein auch der blieb dieſen ganzen Tag uͤber aus.
Officier und Paſſagier, ohne Unterſchied, thaten bey dieſer Gelegenheit ihr
aͤußerſtes. Es ward ungeſaͤumt ein Boot ausgeſetzt, auf ſelbigem nicht weit
von uns ein Anker ausgeworfen, und vermittelſt deſſen das Schiff los gehoben
und wiederum flott gemacht. Da die Indianer an Bord ſahen, wie ſauer
wir es uns werden ließen, ſo legten ſie mit Hand an; ſie arbeiteten an der Win-
de, halfen uns die Taue einnehmen und verrichteten andre dergleichen Arbeit
mehr. Waͤren ſie im mindeſten verraͤtheriſch geſinnt geweſen, ſo haͤtten ſie jetzt
die beſte Gelegenheit gehabt, uns in Verlegenheit zu ſetzen; aber ſie bezeigten
ſich, bey dieſem gleichwie bey allen andern Vorfaͤllen, hoͤchſtfreundſchaftlich und
gutherzig. Waͤhrend dieſer muͤhſamen Arbeit hatten wir eine ausnehmende Hitze
auszuſtehen, denn das Thermometer ſtand im Schatten auf 90 Grad, die Son-
ne ſchien brennend heiß, und am ganzen Horizont war nirgends ein Woͤlkchen
zu ſehen, auch nicht das geringſte Luͤftchen zu ſpuͤhren. Als uns dieſer Unfall
begegnete, war die Adventure dicht bey uns, ſie entgieng aber der Gefahr
dadurch, daß ſie eilends die Anker auswarf. Zu den gluͤcklichen Umſtaͤn-
den, denen wir unſre Rettung zu danken hatten, gehoͤrte auch der, daß die Fel-
ſen, auf welche wir gerathen waren, Abſaͤtze hatten, und der Anker folglich ir-
gendwo faſſen konnte, welches ſonſt ſelten der Fall iſt, indem die Corallen-Felſen
gemeiniglich ganz ſenkrecht zu ſeyn pflegen. Es war ohngefaͤhr um 3 Uhr,
als wir nach anderthalbſtuͤndigem Arbeiten wieder los kamen. Wir nah-
men nun eiligſt einige Erfriſchungen zu uns, und da dieſe Gegend ſehr ge-
faͤhrlich war, im Fall ſich ein Oſtwind aufgemacht haͤtte; ſo bemanneten wir
die Boote beyder Schiffe und ließen uns durch dieſelben wieder in See boog-
ſiren. Ohngefaͤhr um 5 Uhr kam uns eine leichtwehende Landluft zu Huͤlfe. Wir
entließen daher die Boote ſogleich ihres bisherigen Dienſtes und ſchickten ſie nach

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[198/0251] Forſter’s Reiſe um die Welt feſt ſaßen, ehe es noch moͤglich war, den Eingang des Havens zu erreichen, ohngeachtet wir kaum noch einen Steinwurf weit davon entfernt ſeyn moch- ten. Mittlerweile ſchlug das Schiff einmal uͤber das andre auf den Felſen an, ſo daß es allerdings mißlich um uns ausſahe: Zum Gluͤck war die See eben nicht unruhig, mithin auch keine ſonderliche Brandung an den Felſen; haͤtte ſich indeſſen der ſonſt gewoͤhnliche Seewind eingeſtellt, ſo waͤre das Schiff un- moͤglich zu retten geweſen, allein auch der blieb dieſen ganzen Tag uͤber aus. Officier und Paſſagier, ohne Unterſchied, thaten bey dieſer Gelegenheit ihr aͤußerſtes. Es ward ungeſaͤumt ein Boot ausgeſetzt, auf ſelbigem nicht weit von uns ein Anker ausgeworfen, und vermittelſt deſſen das Schiff los gehoben und wiederum flott gemacht. Da die Indianer an Bord ſahen, wie ſauer wir es uns werden ließen, ſo legten ſie mit Hand an; ſie arbeiteten an der Win- de, halfen uns die Taue einnehmen und verrichteten andre dergleichen Arbeit mehr. Waͤren ſie im mindeſten verraͤtheriſch geſinnt geweſen, ſo haͤtten ſie jetzt die beſte Gelegenheit gehabt, uns in Verlegenheit zu ſetzen; aber ſie bezeigten ſich, bey dieſem gleichwie bey allen andern Vorfaͤllen, hoͤchſtfreundſchaftlich und gutherzig. Waͤhrend dieſer muͤhſamen Arbeit hatten wir eine ausnehmende Hitze auszuſtehen, denn das Thermometer ſtand im Schatten auf 90 Grad, die Son- ne ſchien brennend heiß, und am ganzen Horizont war nirgends ein Woͤlkchen zu ſehen, auch nicht das geringſte Luͤftchen zu ſpuͤhren. Als uns dieſer Unfall begegnete, war die Adventure dicht bey uns, ſie entgieng aber der Gefahr dadurch, daß ſie eilends die Anker auswarf. Zu den gluͤcklichen Umſtaͤn- den, denen wir unſre Rettung zu danken hatten, gehoͤrte auch der, daß die Fel- ſen, auf welche wir gerathen waren, Abſaͤtze hatten, und der Anker folglich ir- gendwo faſſen konnte, welches ſonſt ſelten der Fall iſt, indem die Corallen-Felſen gemeiniglich ganz ſenkrecht zu ſeyn pflegen. Es war ohngefaͤhr um 3 Uhr, als wir nach anderthalbſtuͤndigem Arbeiten wieder los kamen. Wir nah- men nun eiligſt einige Erfriſchungen zu uns, und da dieſe Gegend ſehr ge- faͤhrlich war, im Fall ſich ein Oſtwind aufgemacht haͤtte; ſo bemanneten wir die Boote beyder Schiffe und ließen uns durch dieſelben wieder in See boog- ſiren. Ohngefaͤhr um 5 Uhr kam uns eine leichtwehende Landluft zu Huͤlfe. Wir entließen daher die Boote ſogleich ihres bisherigen Dienſtes und ſchickten ſie nach 1773. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/251>, abgerufen am 25.11.2024.