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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gebauten Verdecke (Stockwerke) unsres Schiffs und die feste Bauart dieser und1773.
April.

andrer Theile desselben erregten seine Bewundrung mehr denn alles übrige. Als
das Mädchen Herrn Hodges antraf, dessen Arbeit ihr bey der ersten Zusam-
menkunft (s. S. 105.) so wohlgefallen, schenkte sie ihm ein Stück Zeug von eben
der Art als der Capitain und mein Vater von dem Manne bekommen hatten.
Die Gewohnheit, Geschenke zu machen, ist sonst, in andern Gegenden von Neu-
Seeland
nicht so gemein, als in den kleinern Inseln zwischen den Wende-Zirkeln;
es schien aber diese Familie sich überhaupt weniger nach den allgemeinen Gebräu-
chen ihrer Nation zu richten, als vielmehr sich in jedem einzelnen Fall so zu
betragen, wie es ihnen ihre ehrliche Gemüthsart und eine kluge Rücksicht auf ihre
Lage eingab, vermöge welcher sie sich in unsrer Gewalt sahen. Wir nö-
thigten sie in die Cajütte, und nach langer Berathschlagung ließen sie sichs end-
lich gefallen die Treppe herunter zu steigen. Hier bewunderten sie nun alles und
jedes, vornemlich aber den Gebrauch der Stühle, und daß sie von einer Stelle
an die andre gebracht werden konnten. Der Capitain und mein Vater schenkten
ihnen Beile und andre Dinge von geringerm Werth. Letztere legte der Mann auf
einen Haufen beysammen und würde sie auch beym Abschiede dort haben liegen
lassen, wenn man ihn nicht daran erinnert hätte; Beile und große Nägel hin-
gegen ließ er nie aus den Händen, so bald man sie ihm einmal gegeben hatte. Als
sie sahen, daß wir uns zum Frühstück niederließen, setzten sie sich neben uns,
waren aber durch kein Bitten zu bewegen, das geringste von unserm Essen zu ko-
sten. Sie erkundigten sich vornemlich wo wir schliefen; der Capitain führte sie
deshalb nach seiner Hangmatte (cot) die noch ausgespannt da hing und ihnen viel
Freude machte. Aus der Cajütte giengen sie nach dem zweyten Verdeck herab
in des Constabels-Cammer; und als sie auch da einige Geschenke erhalten hatten,
kamen sie zum Capitain zurück. Nun zog der Mann ein kleines ledernes Beutel-
chen, vermuthlich von Seehund-Fell, hervor, und steckte unter vielen Ceremonien
die Finger hinein, um dem Capitain mit Oehl oder Fett den Kopf zu salben; diese
Ehre ward aber verbethen, weil die Salbe unsern Nasen sehr zuwider war, ob
sie gleich von dem ehrlichen Mann für ungemein wohlriechend und als seine
köstlichste Gabe angesehen werden mogte. Der schmutzige Beutel machte sie
noch ekelhafter. Herr Hodges kam indessen so gut nicht weg; denn das Mäd-

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gebauten Verdecke (Stockwerke) unſres Schiffs und die feſte Bauart dieſer und1773.
April.

andrer Theile deſſelben erregten ſeine Bewundrung mehr denn alles uͤbrige. Als
das Maͤdchen Herrn Hodges antraf, deſſen Arbeit ihr bey der erſten Zuſam-
menkunft (ſ. S. 105.) ſo wohlgefallen, ſchenkte ſie ihm ein Stuͤck Zeug von eben
der Art als der Capitain und mein Vater von dem Manne bekommen hatten.
Die Gewohnheit, Geſchenke zu machen, iſt ſonſt, in andern Gegenden von Neu-
Seeland
nicht ſo gemein, als in den kleinern Inſeln zwiſchen den Wende-Zirkeln;
es ſchien aber dieſe Familie ſich uͤberhaupt weniger nach den allgemeinen Gebraͤu-
chen ihrer Nation zu richten, als vielmehr ſich in jedem einzelnen Fall ſo zu
betragen, wie es ihnen ihre ehrliche Gemuͤthsart und eine kluge Ruͤckſicht auf ihre
Lage eingab, vermoͤge welcher ſie ſich in unſrer Gewalt ſahen. Wir noͤ-
thigten ſie in die Cajuͤtte, und nach langer Berathſchlagung ließen ſie ſichs end-
lich gefallen die Treppe herunter zu ſteigen. Hier bewunderten ſie nun alles und
jedes, vornemlich aber den Gebrauch der Stuͤhle, und daß ſie von einer Stelle
an die andre gebracht werden konnten. Der Capitain und mein Vater ſchenkten
ihnen Beile und andre Dinge von geringerm Werth. Letztere legte der Mann auf
einen Haufen beyſammen und wuͤrde ſie auch beym Abſchiede dort haben liegen
laſſen, wenn man ihn nicht daran erinnert haͤtte; Beile und große Naͤgel hin-
gegen ließ er nie aus den Haͤnden, ſo bald man ſie ihm einmal gegeben hatte. Als
ſie ſahen, daß wir uns zum Fruͤhſtuͤck niederließen, ſetzten ſie ſich neben uns,
waren aber durch kein Bitten zu bewegen, das geringſte von unſerm Eſſen zu ko-
ſten. Sie erkundigten ſich vornemlich wo wir ſchliefen; der Capitain fuͤhrte ſie
deshalb nach ſeiner Hangmatte (cot) die noch ausgeſpannt da hing und ihnen viel
Freude machte. Aus der Cajuͤtte giengen ſie nach dem zweyten Verdeck herab
in des Conſtabels-Cammer; und als ſie auch da einige Geſchenke erhalten hatten,
kamen ſie zum Capitain zuruͤck. Nun zog der Mann ein kleines ledernes Beutel-
chen, vermuthlich von Seehund-Fell, hervor, und ſteckte unter vielen Ceremonien
die Finger hinein, um dem Capitain mit Oehl oder Fett den Kopf zu ſalben; dieſe
Ehre ward aber verbethen, weil die Salbe unſern Naſen ſehr zuwider war, ob
ſie gleich von dem ehrlichen Mann fuͤr ungemein wohlriechend und als ſeine
koͤſtlichſte Gabe angeſehen werden mogte. Der ſchmutzige Beutel machte ſie
noch ekelhafter. Herr Hodges kam indeſſen ſo gut nicht weg; denn das Maͤd-

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[123/0174] in den Jahren 1772 bis 1775. gebauten Verdecke (Stockwerke) unſres Schiffs und die feſte Bauart dieſer und andrer Theile deſſelben erregten ſeine Bewundrung mehr denn alles uͤbrige. Als das Maͤdchen Herrn Hodges antraf, deſſen Arbeit ihr bey der erſten Zuſam- menkunft (ſ. S. 105.) ſo wohlgefallen, ſchenkte ſie ihm ein Stuͤck Zeug von eben der Art als der Capitain und mein Vater von dem Manne bekommen hatten. Die Gewohnheit, Geſchenke zu machen, iſt ſonſt, in andern Gegenden von Neu- Seeland nicht ſo gemein, als in den kleinern Inſeln zwiſchen den Wende-Zirkeln; es ſchien aber dieſe Familie ſich uͤberhaupt weniger nach den allgemeinen Gebraͤu- chen ihrer Nation zu richten, als vielmehr ſich in jedem einzelnen Fall ſo zu betragen, wie es ihnen ihre ehrliche Gemuͤthsart und eine kluge Ruͤckſicht auf ihre Lage eingab, vermoͤge welcher ſie ſich in unſrer Gewalt ſahen. Wir noͤ- thigten ſie in die Cajuͤtte, und nach langer Berathſchlagung ließen ſie ſichs end- lich gefallen die Treppe herunter zu ſteigen. Hier bewunderten ſie nun alles und jedes, vornemlich aber den Gebrauch der Stuͤhle, und daß ſie von einer Stelle an die andre gebracht werden konnten. Der Capitain und mein Vater ſchenkten ihnen Beile und andre Dinge von geringerm Werth. Letztere legte der Mann auf einen Haufen beyſammen und wuͤrde ſie auch beym Abſchiede dort haben liegen laſſen, wenn man ihn nicht daran erinnert haͤtte; Beile und große Naͤgel hin- gegen ließ er nie aus den Haͤnden, ſo bald man ſie ihm einmal gegeben hatte. Als ſie ſahen, daß wir uns zum Fruͤhſtuͤck niederließen, ſetzten ſie ſich neben uns, waren aber durch kein Bitten zu bewegen, das geringſte von unſerm Eſſen zu ko- ſten. Sie erkundigten ſich vornemlich wo wir ſchliefen; der Capitain fuͤhrte ſie deshalb nach ſeiner Hangmatte (cot) die noch ausgeſpannt da hing und ihnen viel Freude machte. Aus der Cajuͤtte giengen ſie nach dem zweyten Verdeck herab in des Conſtabels-Cammer; und als ſie auch da einige Geſchenke erhalten hatten, kamen ſie zum Capitain zuruͤck. Nun zog der Mann ein kleines ledernes Beutel- chen, vermuthlich von Seehund-Fell, hervor, und ſteckte unter vielen Ceremonien die Finger hinein, um dem Capitain mit Oehl oder Fett den Kopf zu ſalben; dieſe Ehre ward aber verbethen, weil die Salbe unſern Naſen ſehr zuwider war, ob ſie gleich von dem ehrlichen Mann fuͤr ungemein wohlriechend und als ſeine koͤſtlichſte Gabe angeſehen werden mogte. Der ſchmutzige Beutel machte ſie noch ekelhafter. Herr Hodges kam indeſſen ſo gut nicht weg; denn das Maͤd- 1773. April. Q 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/174>, abgerufen am 22.11.2024.