Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.April.chen, welches einen in Oehl getauchten Federbusch an einer Schnur vom Halse herabhängen hatte, bestand darauf, ihn damit auszuputzen und aus Höflichkeit gegen ihr Geschlecht konnte er das wohlriechende Geschenk ohnmöglich von sich weisen. Wir überließen es ihnen nunmehro, sich in den übrigen Theilen des Schiffes nach eignem Gefallen umzusehen, und giengen mit dem Capitain und einigen andern Officiers in zween Booten aus, um einen Arm von der See zu untersuchen, dessen Mündung von hier aus gegen Osten hin vor uns lag. Je tiefer wir in denselben hinein kamen, desto höher, steiler und unfruchtbarer fanden wir die Berge. Die Bäume wurden nach und nach niedriger und dünner, so daß sie zuletzt nicht viel besser als Strauchwerk waren, welches in andern Län- dern ganz umgekehrt ist, wo die besten Wälder und das stärkste Holz gemeinig- lich am weitesten von der See und in den mehr landeinwärts gelegnen Gegenden anzutreffen sind. Die innere Kette von Bergen, welche wir die südlichen Alpen zu nennen pflegten, konnte man von hier aus, ihrer beträchtlichen Höhe und den Schnee bedeckten Gipfeln nach, sehr deutlich erkennen. Vermöge der vielen schat- tichten Inseln, bey denen wir vorüber kamen, und an welchen es allenthalben klei- ne Buchten und Wasserfälle gab, war die Fahrt auf diesem Arm der See unge- mein angenehm und noch mehr verschönert ward die Aussicht durch einen prächtigen Wasserfall der sich der letzten Insel gegenüber von einem steilen, mit Büschen und Bäumen bewachsenen Felsen herabstürzte. Das Wasser war in diesem Canal ganz ruhig und so klar, daß der Wiederschein der Landschaft sich auf der Spiegelfläche desselben mahlte, wobey die Menge der romantisch-gestalteten steilen Felsen-Gebürge ihrer verschiedenen Form und Beleuchtung wegen, eine vor- trefliche Würkung machten. Zu Mittage liefen wir in eine kleine Bucht ein, um Fische zu fangen und Vögel zu schießen, und ruderten von hier aus bis gegen die Abenddämmerung, da wir das Ende dieses langen Seearms, und an dem- selben eine schöne Bucht erreichten, in welcher das Wasser so seicht ward, daß wir nicht ganz hineinrudern konnten, sondern unser Quartier auf dem ersten Strande, wo sichs anlanden ließ, aufschlagen mußten. Es dünkte uns, wir sähen hier Rauch; da sich aber nichts weiter zeigte, das uns in dieser Meynung bestärken konnte, auch als es dunkel wurde, nirgends Feuer zu sehen war, so beruhigten wir uns gar bald mit dem Gedanken, daß Nebel oder sonst etwas Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.April.chen, welches einen in Oehl getauchten Federbuſch an einer Schnur vom Halſe herabhaͤngen hatte, beſtand darauf, ihn damit auszuputzen und aus Hoͤflichkeit gegen ihr Geſchlecht konnte er das wohlriechende Geſchenk ohnmoͤglich von ſich weiſen. Wir uͤberließen es ihnen nunmehro, ſich in den uͤbrigen Theilen des Schiffes nach eignem Gefallen umzuſehen, und giengen mit dem Capitain und einigen andern Officiers in zween Booten aus, um einen Arm von der See zu unterſuchen, deſſen Muͤndung von hier aus gegen Oſten hin vor uns lag. Je tiefer wir in denſelben hinein kamen, deſto hoͤher, ſteiler und unfruchtbarer fanden wir die Berge. Die Baͤume wurden nach und nach niedriger und duͤnner, ſo daß ſie zuletzt nicht viel beſſer als Strauchwerk waren, welches in andern Laͤn- dern ganz umgekehrt iſt, wo die beſten Waͤlder und das ſtaͤrkſte Holz gemeinig- lich am weiteſten von der See und in den mehr landeinwaͤrts gelegnen Gegenden anzutreffen ſind. Die innere Kette von Bergen, welche wir die ſuͤdlichen Alpen zu nennen pflegten, konnte man von hier aus, ihrer betraͤchtlichen Hoͤhe und den Schnee bedeckten Gipfeln nach, ſehr deutlich erkennen. Vermoͤge der vielen ſchat- tichten Inſeln, bey denen wir voruͤber kamen, und an welchen es allenthalben klei- ne Buchten und Waſſerfaͤlle gab, war die Fahrt auf dieſem Arm der See unge- mein angenehm und noch mehr verſchoͤnert ward die Ausſicht durch einen praͤchtigen Waſſerfall der ſich der letzten Inſel gegenuͤber von einem ſteilen, mit Buͤſchen und Baͤumen bewachſenen Felſen herabſtuͤrzte. Das Waſſer war in dieſem Canal ganz ruhig und ſo klar, daß der Wiederſchein der Landſchaft ſich auf der Spiegelflaͤche deſſelben mahlte, wobey die Menge der romantiſch-geſtalteten ſteilen Felſen-Gebuͤrge ihrer verſchiedenen Form und Beleuchtung wegen, eine vor- trefliche Wuͤrkung machten. Zu Mittage liefen wir in eine kleine Bucht ein, um Fiſche zu fangen und Voͤgel zu ſchießen, und ruderten von hier aus bis gegen die Abenddaͤmmerung, da wir das Ende dieſes langen Seearms, und an dem- ſelben eine ſchoͤne Bucht erreichten, in welcher das Waſſer ſo ſeicht ward, daß wir nicht ganz hineinrudern konnten, ſondern unſer Quartier auf dem erſten Strande, wo ſichs anlanden ließ, aufſchlagen mußten. Es duͤnkte uns, wir ſaͤhen hier Rauch; da ſich aber nichts weiter zeigte, das uns in dieſer Meynung beſtaͤrken konnte, auch als es dunkel wurde, nirgends Feuer zu ſehen war, ſo beruhigten wir uns gar bald mit dem Gedanken, daß Nebel oder ſonſt etwas <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> April.</note>chen, welches einen in Oehl getauchten Federbuſch an einer Schnur vom Halſe<lb/> herabhaͤngen hatte, beſtand darauf, ihn damit auszuputzen und aus Hoͤflichkeit<lb/> gegen ihr Geſchlecht konnte er das wohlriechende Geſchenk ohnmoͤglich von ſich<lb/> weiſen. Wir uͤberließen es ihnen nunmehro, ſich in den uͤbrigen Theilen des<lb/> Schiffes nach eignem Gefallen umzuſehen, und giengen mit dem Capitain und<lb/> einigen andern Officiers in zween Booten aus, um einen Arm von der See zu<lb/> unterſuchen, deſſen Muͤndung von hier aus gegen Oſten hin vor uns lag. Je<lb/> tiefer wir in denſelben hinein kamen, deſto hoͤher, ſteiler und unfruchtbarer fanden<lb/> wir die Berge. Die Baͤume wurden nach und nach niedriger und duͤnner, ſo<lb/> daß ſie zuletzt nicht viel beſſer als Strauchwerk waren, welches in andern Laͤn-<lb/> dern ganz umgekehrt iſt, wo die beſten Waͤlder und das ſtaͤrkſte Holz gemeinig-<lb/> lich am weiteſten von der See und in den mehr landeinwaͤrts gelegnen Gegenden<lb/> anzutreffen ſind. Die innere Kette von Bergen, welche wir die ſuͤdlichen <placeName>Alpen</placeName><lb/> zu nennen pflegten, konnte man von hier aus, ihrer betraͤchtlichen Hoͤhe und den<lb/> Schnee bedeckten Gipfeln nach, ſehr deutlich erkennen. Vermoͤge der vielen ſchat-<lb/> tichten Inſeln, bey denen wir voruͤber kamen, und an welchen es allenthalben klei-<lb/> ne Buchten und Waſſerfaͤlle gab, war die Fahrt auf dieſem Arm der See unge-<lb/> mein angenehm und noch mehr verſchoͤnert ward die Ausſicht durch einen praͤchtigen<lb/> Waſſerfall der ſich der letzten Inſel gegenuͤber von einem ſteilen, mit Buͤſchen und<lb/> Baͤumen bewachſenen Felſen herabſtuͤrzte. Das Waſſer war in dieſem Canal<lb/> ganz ruhig und ſo klar, daß der Wiederſchein der Landſchaft ſich auf der<lb/> Spiegelflaͤche deſſelben mahlte, wobey die Menge der romantiſch-geſtalteten ſteilen<lb/> Felſen-Gebuͤrge ihrer verſchiedenen Form und Beleuchtung wegen, eine vor-<lb/> trefliche Wuͤrkung machten. Zu Mittage liefen wir in eine kleine Bucht ein, um<lb/> Fiſche zu fangen und Voͤgel zu ſchießen, und ruderten von hier aus bis gegen<lb/> die Abenddaͤmmerung, da wir das Ende dieſes langen Seearms, und an dem-<lb/> ſelben eine ſchoͤne Bucht erreichten, in welcher das Waſſer ſo ſeicht ward, daß<lb/> wir nicht ganz hineinrudern konnten, ſondern unſer Quartier auf dem erſten<lb/> Strande, wo ſichs anlanden ließ, aufſchlagen mußten. Es duͤnkte uns, wir<lb/> ſaͤhen hier Rauch; da ſich aber nichts weiter zeigte, das uns in dieſer Meynung<lb/> beſtaͤrken konnte, auch als es dunkel wurde, nirgends Feuer zu ſehen war, ſo<lb/> beruhigten wir uns gar bald mit dem Gedanken, daß Nebel oder ſonſt etwas<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0175]
Forſter’s Reiſe um die Welt
chen, welches einen in Oehl getauchten Federbuſch an einer Schnur vom Halſe
herabhaͤngen hatte, beſtand darauf, ihn damit auszuputzen und aus Hoͤflichkeit
gegen ihr Geſchlecht konnte er das wohlriechende Geſchenk ohnmoͤglich von ſich
weiſen. Wir uͤberließen es ihnen nunmehro, ſich in den uͤbrigen Theilen des
Schiffes nach eignem Gefallen umzuſehen, und giengen mit dem Capitain und
einigen andern Officiers in zween Booten aus, um einen Arm von der See zu
unterſuchen, deſſen Muͤndung von hier aus gegen Oſten hin vor uns lag. Je
tiefer wir in denſelben hinein kamen, deſto hoͤher, ſteiler und unfruchtbarer fanden
wir die Berge. Die Baͤume wurden nach und nach niedriger und duͤnner, ſo
daß ſie zuletzt nicht viel beſſer als Strauchwerk waren, welches in andern Laͤn-
dern ganz umgekehrt iſt, wo die beſten Waͤlder und das ſtaͤrkſte Holz gemeinig-
lich am weiteſten von der See und in den mehr landeinwaͤrts gelegnen Gegenden
anzutreffen ſind. Die innere Kette von Bergen, welche wir die ſuͤdlichen Alpen
zu nennen pflegten, konnte man von hier aus, ihrer betraͤchtlichen Hoͤhe und den
Schnee bedeckten Gipfeln nach, ſehr deutlich erkennen. Vermoͤge der vielen ſchat-
tichten Inſeln, bey denen wir voruͤber kamen, und an welchen es allenthalben klei-
ne Buchten und Waſſerfaͤlle gab, war die Fahrt auf dieſem Arm der See unge-
mein angenehm und noch mehr verſchoͤnert ward die Ausſicht durch einen praͤchtigen
Waſſerfall der ſich der letzten Inſel gegenuͤber von einem ſteilen, mit Buͤſchen und
Baͤumen bewachſenen Felſen herabſtuͤrzte. Das Waſſer war in dieſem Canal
ganz ruhig und ſo klar, daß der Wiederſchein der Landſchaft ſich auf der
Spiegelflaͤche deſſelben mahlte, wobey die Menge der romantiſch-geſtalteten ſteilen
Felſen-Gebuͤrge ihrer verſchiedenen Form und Beleuchtung wegen, eine vor-
trefliche Wuͤrkung machten. Zu Mittage liefen wir in eine kleine Bucht ein, um
Fiſche zu fangen und Voͤgel zu ſchießen, und ruderten von hier aus bis gegen
die Abenddaͤmmerung, da wir das Ende dieſes langen Seearms, und an dem-
ſelben eine ſchoͤne Bucht erreichten, in welcher das Waſſer ſo ſeicht ward, daß
wir nicht ganz hineinrudern konnten, ſondern unſer Quartier auf dem erſten
Strande, wo ſichs anlanden ließ, aufſchlagen mußten. Es duͤnkte uns, wir
ſaͤhen hier Rauch; da ſich aber nichts weiter zeigte, das uns in dieſer Meynung
beſtaͤrken konnte, auch als es dunkel wurde, nirgends Feuer zu ſehen war, ſo
beruhigten wir uns gar bald mit dem Gedanken, daß Nebel oder ſonſt etwas
1773.
April.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |