Leser nicht Raum läßt, von seiner Illusion zurückzukehren. Kein Dichter, sagte schon Ben Johnson, darf seinen Zauberkreis be- treten, keiner wagt es, seine Schrecken nachzubilden. Selbst die Vorstellung auf der Bühne erreichte ihn nicht, obgleich seine Macht über die Gemüther jeden Schlag seines Zauberstabes vor dem Lä- cherlichen sicherte. Allein zwischen der Malerei und der Poesie, dünkt uns, sei eine Scheidemauer gezogen, die der erste- ren nicht gestatte, die phantastischen We- sen des Dichters, "der das luftige Unding mit Namen nennt," in materielle Umrisse zu fassen, und den hinschwindenden Ge- bilden der Täuschung Form und Dauer zu verleihen. Dennoch überschritt der Deut- sche Künstler diese Gränze. Der Geist im Hamlet steht auf feiner Leinwand, wie ihn freilich kein Schauspieler vorstellen kann,
Leser nicht Raum läßt, von seiner Illusion zurückzukehren. Kein Dichter, sagte schon Ben Johnson, darf seinen Zauberkreis be- treten, keiner wagt es, seine Schrecken nachzubilden. Selbst die Vorstellung auf der Bühne erreichte ihn nicht, obgleich seine Macht über die Gemüther jeden Schlag seines Zauberstabes vor dem Lä- cherlichen sicherte. Allein zwischen der Malerei und der Poësie, dünkt uns, sei eine Scheidemauer gezogen, die der erste- ren nicht gestatte, die phantastischen We- sen des Dichters, „der das luftige Unding mit Namen nennt,“ in materielle Umrisse zu fassen, und den hinschwindenden Ge- bilden der Täuschung Form und Dauer zu verleihen. Dennoch überschritt der Deut- sche Künstler diese Gränze. Der Geist im Hamlet steht auf feiner Leinwand, wie ihn freilich kein Schauspieler vorstellen kann,
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Leser nicht Raum läßt, von seiner Illusion
zurückzukehren. Kein Dichter, sagte schon
Ben Johnson, darf seinen Zauberkreis be-
treten, keiner wagt es, seine Schrecken
nachzubilden. Selbst die Vorstellung auf
der Bühne erreichte ihn nicht, obgleich
seine Macht über die Gemüther jeden
Schlag seines Zauberstabes vor dem Lä-
cherlichen sicherte. Allein zwischen der
Malerei und der Poësie, dünkt uns, sei
eine Scheidemauer gezogen, die der erste-
ren nicht gestatte, die phantastischen We-
sen des Dichters, „der das luftige Unding
mit Namen nennt,“ in materielle Umrisse
zu fassen, und den hinschwindenden Ge-
bilden der Täuschung Form und Dauer zu
verleihen. Dennoch überschritt der Deut-
sche Künstler diese Gränze. Der Geist im
Hamlet steht auf feiner Leinwand, wie ihn
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Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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