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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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reifer Urtheilskraft gezügelt, zu kühner
Größe gediehen wäre, verführte ihn nur
gar zu bald zu allen Ausschweifungen der
Manier. Es ist zwar leicht das Alltägliche
zu vermeiden, indem man Kontorsionen
darstellt; allein das Lob, welches man
dafür einerntet, das Lob der Londoner
Zeitungsschreiber, ist wahrlich für den
ruhmbegierigen Künstler lose Speise. Au-
ßer dem Lear, dem Füeßlis Talente nicht
recht angemessen waren, fand er in Shak-
spears
Traum einer Sommernacht (Midsum-
mernight's dream
), im Hamlet und Mac-
beth
die Befriedigung seines Hanges zum
Uebernatürlichen, und zugleich das un-
fehlbare Mittel, die Bewunderung seines
Publikums zu fesseln. Shakspeare's Magie
ist von der erhabenen Gattung, die, auf
Volkssage und Volksglauben tief gegrün-
det, durch ihre furchtbare Größe dem

reifer Urtheilskraft gezügelt, zu kühner
Größe gediehen wäre, verführte ihn nur
gar zu bald zu allen Ausschweifungen der
Manier. Es ist zwar leicht das Alltägliche
zu vermeiden, indem man Kontorsionen
darstellt; allein das Lob, welches man
dafür einerntet, das Lob der Londoner
Zeitungsschreiber, ist wahrlich für den
ruhmbegierigen Künstler lose Speise. Au-
ßer dem Lear, dem Füeßlis Talente nicht
recht angemessen waren, fand er in Shak-
spears
Traum einer Sommernacht (Midsum-
mernight’s dream
), im Hamlet und Mac-
beth
die Befriedigung seines Hanges zum
Uebernatürlichen, und zugleich das un-
fehlbare Mittel, die Bewunderung seines
Publikums zu fesseln. Shakspeare’s Magie
ist von der erhabenen Gattung, die, auf
Volkssage und Volksglauben tief gegrün-
det, durch ihre furchtbare Größe dem

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[61/0352] reifer Urtheilskraft gezügelt, zu kühner Größe gediehen wäre, verführte ihn nur gar zu bald zu allen Ausschweifungen der Manier. Es ist zwar leicht das Alltägliche zu vermeiden, indem man Kontorsionen darstellt; allein das Lob, welches man dafür einerntet, das Lob der Londoner Zeitungsschreiber, ist wahrlich für den ruhmbegierigen Künstler lose Speise. Au- ßer dem Lear, dem Füeßlis Talente nicht recht angemessen waren, fand er in Shak- spears Traum einer Sommernacht (Midsum- mernight’s dream), im Hamlet und Mac- beth die Befriedigung seines Hanges zum Uebernatürlichen, und zugleich das un- fehlbare Mittel, die Bewunderung seines Publikums zu fesseln. Shakspeare’s Magie ist von der erhabenen Gattung, die, auf Volkssage und Volksglauben tief gegrün- det, durch ihre furchtbare Größe dem

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/352>, abgerufen am 22.11.2024.