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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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Menschenrechte dauren ewig und werden
durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬
stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬
tausend Siegen der räuberischen Übermacht,
die nur das Maass ihrer Ungerechtigkeit häu¬
fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann
erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert
worden und jeder Mensch in seine Rechte
getreten ist.

Wir würden den Tyrannen verwünschen
hören, der dem einzelnen Menschen das freie
Verkehr auf offener Heerstrasse, ausser den
Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬
nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬
pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬
ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬
scher ergehen lässt, so oft es ihm gefällt, sei¬
ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft
schöpfen zu lassen. Wer indess zugeben
will, dass eine despotische Gewalt recht¬

Menschenrechte dauren ewig und werden
durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬
stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬
tausend Siegen der räuberischen Übermacht,
die nur das Maaſs ihrer Ungerechtigkeit häu¬
fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann
erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert
worden und jeder Mensch in seine Rechte
getreten ist.

Wir würden den Tyrannen verwünschen
hören, der dem einzelnen Menschen das freie
Verkehr auf offener Heerstraſse, auſser den
Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬
nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬
pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬
ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬
scher ergehen läſst, so oft es ihm gefällt, sei¬
ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft
schöpfen zu lassen. Wer indeſs zugeben
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[254/0260] Menschenrechte dauren ewig und werden durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬ stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬ tausend Siegen der räuberischen Übermacht, die nur das Maaſs ihrer Ungerechtigkeit häu¬ fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert worden und jeder Mensch in seine Rechte getreten ist. Wir würden den Tyrannen verwünschen hören, der dem einzelnen Menschen das freie Verkehr auf offener Heerstraſse, auſser den Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬ nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬ pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬ ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬ scher ergehen läſst, so oft es ihm gefällt, sei¬ ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft schöpfen zu lassen. Wer indeſs zugeben will, daſs eine despotische Gewalt recht¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/260>, abgerufen am 22.11.2024.