als in Mecheln und in den Brabantischen Städten, durch welche wir gekommen sind, wenn gleich der grösste Theil der Einwoh¬ ner sich von Fabrikarbeiten nährt. Die hier verfertigten Kamelotte und Berkane sieht man überall; die Weiber gehen nie ohne einen langen Mantel von diesem Zeuge aus, der bis an die Knöchel hinunter geht, mit ei¬ nem grossen Capüchon versehen ist und in Schmutz und Regen so gute Dienste leistet, wie im Sommer gegen den Staub. Diese graue Tracht hat zwar nichts Zierliches; sie ist aber viel erträglicher, als die schwarzen Kappen, womit man die Weiber in Brüssel gespensterähnlich umherschleichen sieht. Ich glaubte mich an die Ufer des Kokytus ver¬ setzt, als ich zum erstenmal diese scheussli¬ chen schwarzen Hüllen auf dem Markt er¬ blickte, wo sie in allen Graden der Vortref¬ lichkeit, ganz abgenutzt und zerlumpt oder
II. Theil. O
als in Mecheln und in den Brabantischen Städten, durch welche wir gekommen sind, wenn gleich der gröſste Theil der Einwoh¬ ner sich von Fabrikarbeiten nährt. Die hier verfertigten Kamelotte und Berkane sieht man überall; die Weiber gehen nie ohne einen langen Mantel von diesem Zeuge aus, der bis an die Knöchel hinunter geht, mit ei¬ nem groſsen Capüchon versehen ist und in Schmutz und Regen so gute Dienste leistet, wie im Sommer gegen den Staub. Diese graue Tracht hat zwar nichts Zierliches; sie ist aber viel erträglicher, als die schwarzen Kappen, womit man die Weiber in Brüssel gespensterähnlich umherschleichen sieht. Ich glaubte mich an die Ufer des Kokytus ver¬ setzt, als ich zum erstenmal diese scheuſsli¬ chen schwarzen Hüllen auf dem Markt er¬ blickte, wo sie in allen Graden der Vortref¬ lichkeit, ganz abgenutzt und zerlumpt oder
II. Theil. O
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0215"n="209"/>
als in Mecheln und in den Brabantischen<lb/>
Städten, durch welche wir gekommen sind,<lb/>
wenn gleich der gröſste Theil der Einwoh¬<lb/>
ner sich von Fabrikarbeiten nährt. Die hier<lb/>
verfertigten Kamelotte und Berkane sieht man<lb/>
überall; die Weiber gehen nie ohne einen<lb/>
langen Mantel von diesem Zeuge aus, der<lb/>
bis an die Knöchel hinunter geht, mit ei¬<lb/>
nem groſsen Capüchon versehen ist und in<lb/>
Schmutz und Regen so gute Dienste leistet,<lb/>
wie im Sommer gegen den Staub. Diese<lb/>
graue Tracht hat zwar nichts Zierliches; sie<lb/>
ist aber viel erträglicher, als die schwarzen<lb/>
Kappen, womit man die Weiber in Brüssel<lb/>
gespensterähnlich umherschleichen sieht. Ich<lb/>
glaubte mich an die Ufer des Kokytus ver¬<lb/>
setzt, als ich zum erstenmal diese scheuſsli¬<lb/>
chen schwarzen Hüllen auf dem Markt er¬<lb/>
blickte, wo sie in allen Graden der Vortref¬<lb/>
lichkeit, ganz abgenutzt und zerlumpt oder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">II. <hirendition="#g">Theil</hi>. O<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[209/0215]
als in Mecheln und in den Brabantischen
Städten, durch welche wir gekommen sind,
wenn gleich der gröſste Theil der Einwoh¬
ner sich von Fabrikarbeiten nährt. Die hier
verfertigten Kamelotte und Berkane sieht man
überall; die Weiber gehen nie ohne einen
langen Mantel von diesem Zeuge aus, der
bis an die Knöchel hinunter geht, mit ei¬
nem groſsen Capüchon versehen ist und in
Schmutz und Regen so gute Dienste leistet,
wie im Sommer gegen den Staub. Diese
graue Tracht hat zwar nichts Zierliches; sie
ist aber viel erträglicher, als die schwarzen
Kappen, womit man die Weiber in Brüssel
gespensterähnlich umherschleichen sieht. Ich
glaubte mich an die Ufer des Kokytus ver¬
setzt, als ich zum erstenmal diese scheuſsli¬
chen schwarzen Hüllen auf dem Markt er¬
blickte, wo sie in allen Graden der Vortref¬
lichkeit, ganz abgenutzt und zerlumpt oder
II. Theil. O
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/215>, abgerufen am 17.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.