daher jene Einfalt belächeln, womit mancher die einseitigsten Beziehungen für unabänder¬ liche Normen hält, da ihn doch ein Blick auf das, was von jeher geschah und täglich noch geschieht, so leicht von dem bloss re¬ lativen Werthe der Dinge überzeugen kann.
Kein Mensch verstände den andern, wenn nicht in der Natur aller Menschen etwas Gemeinschaftliches zum Grunde läge, wenn nicht die Eindrücke, die wir durch die Sinne erhalten, eine gewisse Ähnlichkeit bei allen einzelnen Menschen beibehielten, und wenn nicht wenigstens unabhängig von allem objektivem Daseyn, die Bezeichnung der Ein¬ drücke, nach welcher wir gut und böse, recht und unrecht, widrig und angenehm, schön und hässlich unterscheiden, in uns selbst als Form aller Veränderungen, die in uns vorgehen können, schon bereit läge. Welche bestimmte Eindrücke nun aber diese
daher jene Einfalt belächeln, womit mancher die einseitigsten Beziehungen für unabänder¬ liche Normen hält, da ihn doch ein Blick auf das, was von jeher geschah und täglich noch geschieht, so leicht von dem bloſs re¬ lativen Werthe der Dinge überzeugen kann.
Kein Mensch verstände den andern, wenn nicht in der Natur aller Menschen etwas Gemeinschaftliches zum Grunde läge, wenn nicht die Eindrücke, die wir durch die Sinne erhalten, eine gewisse Ähnlichkeit bei allen einzelnen Menschen beibehielten, und wenn nicht wenigstens unabhängig von allem objektivem Daseyn, die Bezeichnung der Ein¬ drücke, nach welcher wir gut und böse, recht und unrecht, widrig und angenehm, schön und häſslich unterscheiden, in uns selbst als Form aller Veränderungen, die in uns vorgehen können, schon bereit läge. Welche bestimmte Eindrücke nun aber diese
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daher jene Einfalt belächeln, womit mancher
die einseitigsten Beziehungen für unabänder¬
liche Normen hält, da ihn doch ein Blick
auf das, was von jeher geschah und täglich
noch geschieht, so leicht von dem bloſs re¬
lativen Werthe der Dinge überzeugen kann.
Kein Mensch verstände den andern, wenn
nicht in der Natur aller Menschen etwas
Gemeinschaftliches zum Grunde läge, wenn
nicht die Eindrücke, die wir durch die
Sinne erhalten, eine gewisse Ähnlichkeit bei
allen einzelnen Menschen beibehielten, und
wenn nicht wenigstens unabhängig von allem
objektivem Daseyn, die Bezeichnung der Ein¬
drücke, nach welcher wir gut und böse,
recht und unrecht, widrig und angenehm,
schön und häſslich unterscheiden, in uns
selbst als Form aller Veränderungen, die in
uns vorgehen können, schon bereit läge.
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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