d'Acre und Verächter aller Orden, legte doch Wert auf ein Schaustück, das ihm der Bischof von Acre mit den Worten überreicht hatte: ,Wir empfingen dieses Schaustück aus den Händen König Richards Coeur de Lion, und geben es, nach sechshundert Jahren, einem seiner Landsleute zurück, der, helden¬ mütig wie er, unsre Stadt verteidigt hat.' Und ein Elender und Narr, setz ich hinzu, der sich einer solchen Auszeichnung nicht zu freuen versteht."
"Schätze mich glücklich, ein solches Wort aus Ihrem Munde zu hören," erwiderte der Prinz. "Es bestärkt mich in meinen Gefühlen für Sie, lieber Bülow, und ist mir, Pardon, ein neuer Beweis, daß der Teufel nicht halb so schwarz ist, als er gemalt wird."
Der Prinz wollte weiter sprechen. Als aber in eben diesem Augenblick einer der Diener an ihn heran trat und ihm zuflüsterte, daß der Rauchtisch arrangiert und der Kaffee serviert sei, hob er die Tafel auf, und führte seine Gäste, während er Bülows Arm nahm, auf den an den Eßsaal angebauten Balkon. Eine große, blau und weiß gestreifte Marquise, deren Ringe lustig im Winde klapperten, war schon vorher herabgelassen worden, und unter ihren weit nieder¬ hängenden Frangen hinweg, sah man, flußaufwärts, auf die halb im Nebel liegenden Türme der Stadt, flußabwärts aber auf die Charlottenburger Park¬
d'Acre und Verächter aller Orden, legte doch Wert auf ein Schauſtück, das ihm der Biſchof von Acre mit den Worten überreicht hatte: ‚Wir empfingen dieſes Schauſtück aus den Händen König Richards Coeur de Lion, und geben es, nach ſechshundert Jahren, einem ſeiner Landsleute zurück, der, helden¬ mütig wie er, unſre Stadt verteidigt hat.‘ Und ein Elender und Narr, ſetz ich hinzu, der ſich einer ſolchen Auszeichnung nicht zu freuen verſteht.“
„Schätze mich glücklich, ein ſolches Wort aus Ihrem Munde zu hören,“ erwiderte der Prinz. „Es beſtärkt mich in meinen Gefühlen für Sie, lieber Bülow, und iſt mir, Pardon, ein neuer Beweis, daß der Teufel nicht halb ſo ſchwarz iſt, als er gemalt wird.“
Der Prinz wollte weiter ſprechen. Als aber in eben dieſem Augenblick einer der Diener an ihn heran trat und ihm zuflüſterte, daß der Rauchtiſch arrangiert und der Kaffee ſerviert ſei, hob er die Tafel auf, und führte ſeine Gäſte, während er Bülows Arm nahm, auf den an den Eßſaal angebauten Balkon. Eine große, blau und weiß geſtreifte Marquiſe, deren Ringe luſtig im Winde klapperten, war ſchon vorher herabgelaſſen worden, und unter ihren weit nieder¬ hängenden Frangen hinweg, ſah man, flußaufwärts, auf die halb im Nebel liegenden Türme der Stadt, flußabwärts aber auf die Charlottenburger Park¬
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d'Acre und Verächter aller Orden, legte doch Wert
auf ein Schauſtück, das ihm der Biſchof von Acre
mit den Worten überreicht hatte: ‚Wir empfingen
dieſes Schauſtück aus den Händen König Richards
Coeur de Lion, und geben es, nach ſechshundert
Jahren, einem ſeiner Landsleute zurück, der, helden¬
mütig wie er, unſre Stadt verteidigt hat.‘ Und
ein Elender und Narr, ſetz ich hinzu, der ſich
einer ſolchen Auszeichnung nicht zu freuen verſteht.“
„Schätze mich glücklich, ein ſolches Wort aus
Ihrem Munde zu hören,“ erwiderte der Prinz. „Es
beſtärkt mich in meinen Gefühlen für Sie, lieber
Bülow, und iſt mir, Pardon, ein neuer Beweis, daß
der Teufel nicht halb ſo ſchwarz iſt, als er gemalt
wird.“
Der Prinz wollte weiter ſprechen. Als aber in
eben dieſem Augenblick einer der Diener an ihn heran
trat und ihm zuflüſterte, daß der Rauchtiſch arrangiert
und der Kaffee ſerviert ſei, hob er die Tafel auf,
und führte ſeine Gäſte, während er Bülows Arm
nahm, auf den an den Eßſaal angebauten Balkon.
Eine große, blau und weiß geſtreifte Marquiſe, deren
Ringe luſtig im Winde klapperten, war ſchon vorher
herabgelaſſen worden, und unter ihren weit nieder¬
hängenden Frangen hinweg, ſah man, flußaufwärts,
auf die halb im Nebel liegenden Türme der Stadt,
flußabwärts aber auf die Charlottenburger Park¬
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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