Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.schon verloren und doch andrerseits die Möglichkeit Der Prinz, der, bei der vorjährigen Berliner ſchon verloren und doch andrerſeits die Möglichkeit Der Prinz, der, bei der vorjährigen Berliner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="77"/> ſchon verloren und doch andrerſeits die Möglichkeit<lb/> einer Wiederherſtellung der Schlacht noch nicht ge¬<lb/> ſchwunden war, ging er klingenden Spiels an der<lb/> Spitze neuer Regimenter vor; ſein Pferd ward ihm<lb/> unter dem Leibe erſchoſſen, er beſtieg ein zweites,<lb/> und eine halbe Stunde lang ſchwankte die Schlacht.<lb/> Wahre Wunder der Tapferkeit wurden verrichtet, und<lb/> die Franzoſen ſelbſt haben es in enthuſiaſtiſchen Aus¬<lb/> drücken anerkannt.“</p><lb/> <p>Der Prinz, der, bei der vorjährigen Berliner<lb/> Anweſenheit des unausgeſetzt als <hi rendition="#aq">deliciae generis<lb/> humani</hi> geprieſenen Kaiſers, keinen allzu günſtigen<lb/> Eindruck von ihm empfangen hatte, fand es einiger¬<lb/> maßen unbequem, den „liebenswürdigſten der Menſchen“<lb/> auch noch zum „heldiſchſten“ erhoben zu ſehen. Er<lb/> lächelte deshalb und ſagte: „Seine kaiſerliche Majeſtät<lb/> in Ehren, ſo ſcheint es mir doch, lieber Schach, als<lb/> ob Sie franzöſiſchen Zeitungsberichten mehr Gewicht<lb/> beilegten, als ihnen beizulegen <hi rendition="#g">iſt</hi>. Die Franzoſen<lb/> ſind kluge Leute. Je mehr Rühmens ſie von ihrem<lb/> Gegner machen, deſto größer wird ihr eigner Ruhm,<lb/> und dabei ſchweig ich noch von allen möglichen<lb/> politiſchen Gründen, die jetzt ſicherlich mitſprechen.<lb/> ‚Man ſoll ſeinem Feinde goldene Brücken bauen‛,<lb/> ſagt das Sprichwort, und ſagt es mit Recht, denn,<lb/> wer heute mein Feind war, kann morgen mein<lb/> Verbündeter ſein. Und in der That, es ſpukt ſchon<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0089]
ſchon verloren und doch andrerſeits die Möglichkeit
einer Wiederherſtellung der Schlacht noch nicht ge¬
ſchwunden war, ging er klingenden Spiels an der
Spitze neuer Regimenter vor; ſein Pferd ward ihm
unter dem Leibe erſchoſſen, er beſtieg ein zweites,
und eine halbe Stunde lang ſchwankte die Schlacht.
Wahre Wunder der Tapferkeit wurden verrichtet, und
die Franzoſen ſelbſt haben es in enthuſiaſtiſchen Aus¬
drücken anerkannt.“
Der Prinz, der, bei der vorjährigen Berliner
Anweſenheit des unausgeſetzt als deliciae generis
humani geprieſenen Kaiſers, keinen allzu günſtigen
Eindruck von ihm empfangen hatte, fand es einiger¬
maßen unbequem, den „liebenswürdigſten der Menſchen“
auch noch zum „heldiſchſten“ erhoben zu ſehen. Er
lächelte deshalb und ſagte: „Seine kaiſerliche Majeſtät
in Ehren, ſo ſcheint es mir doch, lieber Schach, als
ob Sie franzöſiſchen Zeitungsberichten mehr Gewicht
beilegten, als ihnen beizulegen iſt. Die Franzoſen
ſind kluge Leute. Je mehr Rühmens ſie von ihrem
Gegner machen, deſto größer wird ihr eigner Ruhm,
und dabei ſchweig ich noch von allen möglichen
politiſchen Gründen, die jetzt ſicherlich mitſprechen.
‚Man ſoll ſeinem Feinde goldene Brücken bauen‛,
ſagt das Sprichwort, und ſagt es mit Recht, denn,
wer heute mein Feind war, kann morgen mein
Verbündeter ſein. Und in der That, es ſpukt ſchon
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