Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.zu führen, und bewegte sich leicht und mit einer Frau von Carayon, ohne den Ernst ihrer Lage Der General hatte nicht nur aufmerksam, sondern zu führen, und bewegte ſich leicht und mit einer Frau von Carayon, ohne den Ernſt ihrer Lage Der General hatte nicht nur aufmerkſam, ſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="189"/> zu führen, und bewegte ſich leicht und mit einer<lb/> gewiſſen Koketterie hin und her, auch wenn an dem<lb/> Manne ſelbſt nicht die geringſte Bewegung wahr¬<lb/> zunehmen war.</p><lb/> <p>Frau von Carayon, ohne den Ernſt ihrer Lage<lb/> zu vergeſſen, erheiterte ſich doch offenbar an dieſem<lb/> eigentümlich neckiſchen Spiel, und erſt einmal ins<lb/> Heitre gekommen, erſchien ihr das, was ihr oblag,<lb/> um vieles leichter und bezwingbarer, und befähigte<lb/> ſie, mit Freimut über all und jedes zu ſprechen, auch<lb/> über <hi rendition="#g">das</hi>, was man als den „delikaten Punkt“ in<lb/> ihrer oder ihrer Tochter Angelegenheit bezeichnen<lb/> konnte.</p><lb/> <p>Der General hatte nicht nur aufmerkſam, ſondern<lb/> auch teilnahmevoll zugehört, und ſagte, als Frau<lb/> von Carayon ſchwieg: „Ja, meine gnädigſte Frau,<lb/> das ſind ſehr fatale Sachen, Sachen, von denen<lb/> S. Majeſtät nicht zu hören liebt, weshalb ich im<lb/> allgemeinen darüber zu ſchweigen pflege, wohlver¬<lb/> ſtanden ſo lange nicht Abhilfe zu ſchaffen und über¬<lb/> haupt nichts zu beſſern iſt. Hier aber iſt zu beſſern,<lb/> und ich würde meine Pflicht verſäumen und Seiner<lb/> Majeſtät einen ſchlechten Dienſt erweiſen, wenn ich<lb/> ihm einen Fall wie den Ihrigen vorenthalten oder da<lb/> Sie ſelber gekommen ſind Ihre Sache vorzutragen,<lb/> Sie, meine gnädigſte Frau, durch künſtlich erfundene<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0201]
zu führen, und bewegte ſich leicht und mit einer
gewiſſen Koketterie hin und her, auch wenn an dem
Manne ſelbſt nicht die geringſte Bewegung wahr¬
zunehmen war.
Frau von Carayon, ohne den Ernſt ihrer Lage
zu vergeſſen, erheiterte ſich doch offenbar an dieſem
eigentümlich neckiſchen Spiel, und erſt einmal ins
Heitre gekommen, erſchien ihr das, was ihr oblag,
um vieles leichter und bezwingbarer, und befähigte
ſie, mit Freimut über all und jedes zu ſprechen, auch
über das, was man als den „delikaten Punkt“ in
ihrer oder ihrer Tochter Angelegenheit bezeichnen
konnte.
Der General hatte nicht nur aufmerkſam, ſondern
auch teilnahmevoll zugehört, und ſagte, als Frau
von Carayon ſchwieg: „Ja, meine gnädigſte Frau,
das ſind ſehr fatale Sachen, Sachen, von denen
S. Majeſtät nicht zu hören liebt, weshalb ich im
allgemeinen darüber zu ſchweigen pflege, wohlver¬
ſtanden ſo lange nicht Abhilfe zu ſchaffen und über¬
haupt nichts zu beſſern iſt. Hier aber iſt zu beſſern,
und ich würde meine Pflicht verſäumen und Seiner
Majeſtät einen ſchlechten Dienſt erweiſen, wenn ich
ihm einen Fall wie den Ihrigen vorenthalten oder da
Sie ſelber gekommen ſind Ihre Sache vorzutragen,
Sie, meine gnädigſte Frau, durch künſtlich erfundene
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