Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.Der Lakai verneigte sich und kam mit der Antwort Frau von Carayon hatte nicht lange zu warten. General von Köckritz hatte sich so gesetzt, daß ihn Der Lakai verneigte ſich und kam mit der Antwort Frau von Carayon hatte nicht lange zu warten. General von Köckritz hatte ſich ſo geſetzt, daß ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0200" n="188"/> <p>Der Lakai verneigte ſich und kam mit der Antwort<lb/> zurück: „Der Herr General laſſe bitten in das Vor¬<lb/> zimmer einzutreten.“</p><lb/> <p>Frau von Carayon hatte nicht lange zu warten.<lb/> General von Köckritz, von dem die Sage ging, daß<lb/> er außer ſeiner leidenſchaftlichen Liebe zu ſeinem Könige<lb/> keine weitere Paſſion als eine Pfeife Tabak und einen<lb/> Rubber Whiſt habe, trat ihr von ſeinem Arbeitszimmer<lb/> her entgegen, entſann ſich ſofort der alten Zeit und<lb/> bat ſie mit verbindlichſter Handbewegung Platz zu<lb/> nehmen. Sein ganzes Weſens hatte ſo ſehr den<lb/> Ausdruck des Gütigen und Vertrauenerweckenden, daß<lb/> die Frage nach ſeiner Klugheit nur ſehr wenig daneben<lb/> bedeutete. Namentlich für ſolche, die wie Frau von<lb/> Carayon mit einem Anliegen kamen. Und das ſind<lb/> bei Hofe die meiſten. Er beſtätigte durchaus die<lb/> Lehre, daß eine <hi rendition="#g">wohlwollende</hi> Fürſtenumgebung<lb/> einer geiſtreichen immer weit vorzuziehen iſt. Nur<lb/> freilich ſollen dieſe fürſtlichen Privatdiener nicht auch<lb/> Staatsdiener ſein und nicht mitbeſtimmen und mit¬<lb/> regieren wollen.</p><lb/> <p>General von Köckritz hatte ſich ſo geſetzt, daß ihn<lb/> Frau von Carayon im Profil hatte. Sein Kopf<lb/> ſteckte halb in einem überaus hohen und ſteifen<lb/> Uniformkragen, aus dem nach vorn hin ein Jabot<lb/> quoll, während nach hinten ein kleiner ſauber be¬<lb/> handelter Zopf fiel. Dieſer ſchien ein eigenes Leben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0200]
Der Lakai verneigte ſich und kam mit der Antwort
zurück: „Der Herr General laſſe bitten in das Vor¬
zimmer einzutreten.“
Frau von Carayon hatte nicht lange zu warten.
General von Köckritz, von dem die Sage ging, daß
er außer ſeiner leidenſchaftlichen Liebe zu ſeinem Könige
keine weitere Paſſion als eine Pfeife Tabak und einen
Rubber Whiſt habe, trat ihr von ſeinem Arbeitszimmer
her entgegen, entſann ſich ſofort der alten Zeit und
bat ſie mit verbindlichſter Handbewegung Platz zu
nehmen. Sein ganzes Weſens hatte ſo ſehr den
Ausdruck des Gütigen und Vertrauenerweckenden, daß
die Frage nach ſeiner Klugheit nur ſehr wenig daneben
bedeutete. Namentlich für ſolche, die wie Frau von
Carayon mit einem Anliegen kamen. Und das ſind
bei Hofe die meiſten. Er beſtätigte durchaus die
Lehre, daß eine wohlwollende Fürſtenumgebung
einer geiſtreichen immer weit vorzuziehen iſt. Nur
freilich ſollen dieſe fürſtlichen Privatdiener nicht auch
Staatsdiener ſein und nicht mitbeſtimmen und mit¬
regieren wollen.
General von Köckritz hatte ſich ſo geſetzt, daß ihn
Frau von Carayon im Profil hatte. Sein Kopf
ſteckte halb in einem überaus hohen und ſteifen
Uniformkragen, aus dem nach vorn hin ein Jabot
quoll, während nach hinten ein kleiner ſauber be¬
handelter Zopf fiel. Dieſer ſchien ein eigenes Leben
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