Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.und Sir Walter nach seiner besten Kenntniß unterhält, haben wir abermals eine Abzweigung des Weges erreicht, von wo aus man bereits die hübschen Ufer des Huntly-Bachs und dahinter die sogenannte "Reimer-Schlucht" ( Rhymers Glen) erkennt. Beide, Ufer und Schlucht, bezeichnen den Platz, wo "Thomas der Reimer" der Elfenkönigin begegnete und das vielgesungene, Alt-Schottische Lied, in welchem diese Begegnung beschrieben wird, hat einen Theil seiner Popularität auch auf den Schauplatz, der uns jetzt zur Seite liegt, übertragen. Die ersten Strophen dieser lieblichen Volksballade lauten wie folgt: Der Reimer Thomas lag am Bach, Am Kieselbach bei Huntly-Schloß, Da sah er eine blonde Frau, Die saß auf einem weißen Roß. Sie saß auf einem weißen Roß, Die Mähne war geflochten fein, Und hell an jeder Flechte hing Ein silberblankes Glöckelein. Und Tom der Reimer zog den Hut Und fiel in's Knie; - er grüßt und spricht: "Du bist die Himmelskönigin Und bist von dieser Erde nicht." Die blonde Frau, sie hält ihr Roß: "Ich will Dir sagen, wer ich bin, Ich bin die Himmelsjungfrau nicht, Ich bin die Elfenkönigin. "Nimm Deine Harf' und spiel' und sing'
Und laß Dein bestes Lied erschall'n, Doch wenn Du meine Lippe küßt, Bist sieben Jahr Du mir verfall'n." und Sir Walter nach seiner besten Kenntniß unterhält, haben wir abermals eine Abzweigung des Weges erreicht, von wo aus man bereits die hübschen Ufer des Huntly-Bachs und dahinter die sogenannte „Reimer-Schlucht“ ( Rhymers Glen) erkennt. Beide, Ufer und Schlucht, bezeichnen den Platz, wo „Thomas der Reimer“ der Elfenkönigin begegnete und das vielgesungene, Alt-Schottische Lied, in welchem diese Begegnung beschrieben wird, hat einen Theil seiner Popularität auch auf den Schauplatz, der uns jetzt zur Seite liegt, übertragen. Die ersten Strophen dieser lieblichen Volksballade lauten wie folgt: Der Reimer Thomas lag am Bach, Am Kieselbach bei Huntly-Schloß, Da sah er eine blonde Frau, Die saß auf einem weißen Roß. Sie saß auf einem weißen Roß, Die Mähne war geflochten fein, Und hell an jeder Flechte hing Ein silberblankes Glöckelein. Und Tom der Reimer zog den Hut Und fiel in’s Knie; – er grüßt und spricht: „Du bist die Himmelskönigin Und bist von dieser Erde nicht.“ Die blonde Frau, sie hält ihr Roß: „Ich will Dir sagen, wer ich bin, Ich bin die Himmelsjungfrau nicht, Ich bin die Elfenkönigin. „Nimm Deine Harf’ und spiel’ und sing’
Und laß Dein bestes Lied erschall’n, Doch wenn Du meine Lippe küßt, Bist sieben Jahr Du mir verfall’n.“ <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0349" n="332"/> und Sir Walter nach seiner besten Kenntniß unterhält, haben wir abermals eine Abzweigung des Weges erreicht, von wo aus man bereits die hübschen Ufer des Huntly-Bachs und dahinter die sogenannte „Reimer-Schlucht“ ( <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">Rhymers Glen</foreign></hi>) erkennt. Beide, Ufer und Schlucht, bezeichnen den Platz, wo „Thomas der Reimer“ der Elfenkönigin begegnete und das vielgesungene, Alt-Schottische Lied, in welchem diese Begegnung beschrieben wird, hat einen Theil seiner Popularität auch auf den Schauplatz, der uns jetzt zur Seite liegt, übertragen. Die ersten Strophen dieser lieblichen Volksballade lauten wie folgt:<lb/><lg type="poem"><lg n="1"><l>Der Reimer Thomas lag am Bach,</l><lb/><l>Am Kieselbach bei Huntly-Schloß,</l><lb/><l>Da sah er eine blonde Frau,</l><lb/><l>Die saß auf einem weißen Roß.</l><lb/></lg><lg n="2"><l>Sie saß auf einem weißen Roß,</l><lb/><l>Die Mähne war geflochten fein,</l><lb/><l>Und hell an jeder Flechte hing</l><lb/><l>Ein silberblankes Glöckelein.</l><lb/></lg><lg n="3"><l>Und Tom der Reimer zog den Hut</l><lb/><l>Und fiel in’s Knie; – er grüßt und spricht:</l><lb/><l>„Du bist die Himmelskönigin</l><lb/><l>Und bist von dieser Erde nicht.“</l><lb/></lg><lg n="4"><l>Die blonde Frau, sie hält ihr Roß:</l><lb/><l>„Ich will Dir sagen, wer ich bin,</l><lb/><l>Ich bin die Himmelsjungfrau nicht,</l><lb/><l>Ich bin die Elfenkönigin.</l><lb/></lg><lg n="5"><l>„Nimm Deine Harf’ und spiel’ und sing’</l><lb/><l>Und laß Dein bestes Lied erschall’n,</l><lb/><l>Doch wenn Du meine Lippe küßt,</l><lb/><l>Bist sieben Jahr Du mir verfall’n.“</l><lb/></lg></lg></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0349]
und Sir Walter nach seiner besten Kenntniß unterhält, haben wir abermals eine Abzweigung des Weges erreicht, von wo aus man bereits die hübschen Ufer des Huntly-Bachs und dahinter die sogenannte „Reimer-Schlucht“ ( Rhymers Glen) erkennt. Beide, Ufer und Schlucht, bezeichnen den Platz, wo „Thomas der Reimer“ der Elfenkönigin begegnete und das vielgesungene, Alt-Schottische Lied, in welchem diese Begegnung beschrieben wird, hat einen Theil seiner Popularität auch auf den Schauplatz, der uns jetzt zur Seite liegt, übertragen. Die ersten Strophen dieser lieblichen Volksballade lauten wie folgt:
Der Reimer Thomas lag am Bach,
Am Kieselbach bei Huntly-Schloß,
Da sah er eine blonde Frau,
Die saß auf einem weißen Roß.
Sie saß auf einem weißen Roß,
Die Mähne war geflochten fein,
Und hell an jeder Flechte hing
Ein silberblankes Glöckelein.
Und Tom der Reimer zog den Hut
Und fiel in’s Knie; – er grüßt und spricht:
„Du bist die Himmelskönigin
Und bist von dieser Erde nicht.“
Die blonde Frau, sie hält ihr Roß:
„Ich will Dir sagen, wer ich bin,
Ich bin die Himmelsjungfrau nicht,
Ich bin die Elfenkönigin.
„Nimm Deine Harf’ und spiel’ und sing’
Und laß Dein bestes Lied erschall’n,
Doch wenn Du meine Lippe küßt,
Bist sieben Jahr Du mir verfall’n.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).
(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |