Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.Tochter und Schwiegersohn zu verbringen. Mr. Lockhart selbst hat in sehr anschaulicher Weise diese Besuche beschrieben. "Der wohlbekannte Hufschlag Sibylle Grey's", so erzählt er, "und das Bellen von ,Senf' und ,Pfeffer' (seine zwei Lieblingshunde) vor Allem dann sein lauter Jägergruß unter unserem Fenster, ließen uns wissen, daß er die Last der Arbeit abgeschüttelt habe, um, wie er sich ausdrückte, in unserm Gasthause mal wieder nach Lust und Bequemlichkeit zu leben. Dann stieg er ab, und seine und unsere Hunde um sich her, nahm er zunächst unter einer alten Eiche Platz, die fast den ganzen Raum zwischen dem Bach und unsrem Hause überschattete. Hier war es, wo dann gemeinhin Tom Purdie, der Förster, zu ihm trat und in langem Vortrag auseinandersetzte, warum dieser oder jener Baum gefällt und diese oder jene Stelle bepflanzt werden müsse. Am andern Morgen nach dem Frühstück zog er sich in eins der obern Zimmer zurück, schrieb oder beendete ein Kapitel des ,Piraten' und schickte es direct zum Druck an seinen Freund und Verleger John Ballantyne. Dann begab er sich in die Plantage oder irgendwo hin, wo er sicher sein konnte, einem halben Dutzend unserer Arbeiter zu begegnen, und begann sofort an ihrer Arbeit mit Axt, Säge und Grabscheit Theil zu nehmen. Gegen Mittag brach er auf, entweder um noch mit uns zu plaudern, oder um in Abbotsford Gäste zu empfangen, an denen nie Mangel war." - Während uns unser Kutscher noch von "Chiefswood" Tochter und Schwiegersohn zu verbringen. Mr. Lockhart selbst hat in sehr anschaulicher Weise diese Besuche beschrieben. „Der wohlbekannte Hufschlag Sibylle Grey’s“, so erzählt er, „und das Bellen von ‚Senf‘ und ‚Pfeffer‘ (seine zwei Lieblingshunde) vor Allem dann sein lauter Jägergruß unter unserem Fenster, ließen uns wissen, daß er die Last der Arbeit abgeschüttelt habe, um, wie er sich ausdrückte, in unserm Gasthause mal wieder nach Lust und Bequemlichkeit zu leben. Dann stieg er ab, und seine und unsere Hunde um sich her, nahm er zunächst unter einer alten Eiche Platz, die fast den ganzen Raum zwischen dem Bach und unsrem Hause überschattete. Hier war es, wo dann gemeinhin Tom Purdie, der Förster, zu ihm trat und in langem Vortrag auseinandersetzte, warum dieser oder jener Baum gefällt und diese oder jene Stelle bepflanzt werden müsse. Am andern Morgen nach dem Frühstück zog er sich in eins der obern Zimmer zurück, schrieb oder beendete ein Kapitel des ‚Piraten‘ und schickte es direct zum Druck an seinen Freund und Verleger John Ballantyne. Dann begab er sich in die Plantage oder irgendwo hin, wo er sicher sein konnte, einem halben Dutzend unserer Arbeiter zu begegnen, und begann sofort an ihrer Arbeit mit Axt, Säge und Grabscheit Theil zu nehmen. Gegen Mittag brach er auf, entweder um noch mit uns zu plaudern, oder um in Abbotsford Gäste zu empfangen, an denen nie Mangel war.“ – Während uns unser Kutscher noch von „Chiefswood“ <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0348" n="331"/> Tochter und Schwiegersohn zu verbringen. Mr. Lockhart selbst hat in sehr anschaulicher Weise diese Besuche beschrieben. „Der wohlbekannte Hufschlag Sibylle Grey’s“, so erzählt er, „und das Bellen von ‚Senf‘ und ‚Pfeffer‘ (seine zwei Lieblingshunde) vor Allem dann sein lauter Jägergruß unter unserem Fenster, ließen uns wissen, daß er die Last der Arbeit abgeschüttelt habe, um, wie er sich ausdrückte, in unserm Gasthause mal wieder nach Lust und Bequemlichkeit zu leben. Dann stieg er ab, und seine und unsere Hunde um sich her, nahm er zunächst unter einer alten Eiche Platz, die fast den ganzen Raum zwischen dem Bach und unsrem Hause überschattete. Hier war es, wo dann gemeinhin Tom Purdie, der Förster, zu ihm trat und in langem Vortrag auseinandersetzte, warum dieser oder jener Baum gefällt und diese oder jene Stelle bepflanzt werden müsse. Am andern Morgen nach dem Frühstück zog er sich in eins der obern Zimmer zurück, schrieb oder beendete ein Kapitel des ‚Piraten‘ und schickte es direct zum Druck an seinen Freund und Verleger John Ballantyne. Dann begab er sich in die Plantage oder irgendwo hin, wo er sicher sein konnte, einem halben Dutzend unserer Arbeiter zu begegnen, und begann sofort an ihrer Arbeit mit Axt, Säge und Grabscheit Theil zu nehmen. Gegen Mittag brach er auf, entweder um noch mit uns zu plaudern, oder um in Abbotsford Gäste zu empfangen, an denen nie Mangel war.“ –</p><lb/> <p>Während uns unser Kutscher noch von „Chiefswood“<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0348]
Tochter und Schwiegersohn zu verbringen. Mr. Lockhart selbst hat in sehr anschaulicher Weise diese Besuche beschrieben. „Der wohlbekannte Hufschlag Sibylle Grey’s“, so erzählt er, „und das Bellen von ‚Senf‘ und ‚Pfeffer‘ (seine zwei Lieblingshunde) vor Allem dann sein lauter Jägergruß unter unserem Fenster, ließen uns wissen, daß er die Last der Arbeit abgeschüttelt habe, um, wie er sich ausdrückte, in unserm Gasthause mal wieder nach Lust und Bequemlichkeit zu leben. Dann stieg er ab, und seine und unsere Hunde um sich her, nahm er zunächst unter einer alten Eiche Platz, die fast den ganzen Raum zwischen dem Bach und unsrem Hause überschattete. Hier war es, wo dann gemeinhin Tom Purdie, der Förster, zu ihm trat und in langem Vortrag auseinandersetzte, warum dieser oder jener Baum gefällt und diese oder jene Stelle bepflanzt werden müsse. Am andern Morgen nach dem Frühstück zog er sich in eins der obern Zimmer zurück, schrieb oder beendete ein Kapitel des ‚Piraten‘ und schickte es direct zum Druck an seinen Freund und Verleger John Ballantyne. Dann begab er sich in die Plantage oder irgendwo hin, wo er sicher sein konnte, einem halben Dutzend unserer Arbeiter zu begegnen, und begann sofort an ihrer Arbeit mit Axt, Säge und Grabscheit Theil zu nehmen. Gegen Mittag brach er auf, entweder um noch mit uns zu plaudern, oder um in Abbotsford Gäste zu empfangen, an denen nie Mangel war.“ –
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/348>, abgerufen am 22.07.2024. |