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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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sam, daß sie in den Clanfarben auftreten; im Uebrigen sind die Gegenstände, die sich in diese Farben kleiden, so verschieden wie möglich. Von der schweren Seidenrobe an, bis herunter zum Zwirnwickel und Stahlfederhalter, findet sich alles bei Mr. Macdougall zusammen, was nur irgend die Farbenmischung von roth und blau und grün ertragen kann. Plaids, Tartans, Mützen und Strümpfe füllen einen Saal, Quincailleriesachen einen andern. Waffen, Schmuck und allerhand Geräth einen dritten und vierten. Vieles davon geht sicherlich in's Ausland, aber die Plaids und Tartans, so weit sie nicht von Seide sind, bleiben wohl überwiegend im Lande. Wenn der Leser dabei in's Auge fassen will, daß Mr. Macdougall jedem Clan (deren immer noch über 50 existiren), seine Ehre gönnt, so wird ihm das am besten einen Begriff von der außerordentlichen Ausdehnung dieses Handelshauses geben.

Inverneß ist überhaupt eine vorwärts kommende Stadt, "a thriving town", wie die Engländer sagen, und weist so viel von Handel und Wandel auf, wie an so nördlicher Stelle und bei so dünn gesäeter Bevölkerung nur irgend erwartet werden kann. Etwas zu seiner Blüthe hat wohl der Caledonische Kanal beigetragen, der bei Inverneß beginnend, mit Hülfe des Loch Neß und Loch Lochy, die Ostküste Schottlands mit der Westküste, also mit Glasgow, verbindet. Dennoch haben sich die Erwartungen, die man an das Zustandekommen dieses Kanals knüpfte, nicht völlig erfüllt. Der von Osten

sam, daß sie in den Clanfarben auftreten; im Uebrigen sind die Gegenstände, die sich in diese Farben kleiden, so verschieden wie möglich. Von der schweren Seidenrobe an, bis herunter zum Zwirnwickel und Stahlfederhalter, findet sich alles bei Mr. Macdougall zusammen, was nur irgend die Farbenmischung von roth und blau und grün ertragen kann. Plaids, Tartans, Mützen und Strümpfe füllen einen Saal, Quincailleriesachen einen andern. Waffen, Schmuck und allerhand Geräth einen dritten und vierten. Vieles davon geht sicherlich in’s Ausland, aber die Plaids und Tartans, so weit sie nicht von Seide sind, bleiben wohl überwiegend im Lande. Wenn der Leser dabei in’s Auge fassen will, daß Mr. Macdougall jedem Clan (deren immer noch über 50 existiren), seine Ehre gönnt, so wird ihm das am besten einen Begriff von der außerordentlichen Ausdehnung dieses Handelshauses geben.

Inverneß ist überhaupt eine vorwärts kommende Stadt, „a thriving town“, wie die Engländer sagen, und weist so viel von Handel und Wandel auf, wie an so nördlicher Stelle und bei so dünn gesäeter Bevölkerung nur irgend erwartet werden kann. Etwas zu seiner Blüthe hat wohl der Caledonische Kanal beigetragen, der bei Inverneß beginnend, mit Hülfe des Loch Neß und Loch Lochy, die Ostküste Schottlands mit der Westküste, also mit Glasgow, verbindet. Dennoch haben sich die Erwartungen, die man an das Zustandekommen dieses Kanals knüpfte, nicht völlig erfüllt. Der von Osten

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[231/0245] sam, daß sie in den Clanfarben auftreten; im Uebrigen sind die Gegenstände, die sich in diese Farben kleiden, so verschieden wie möglich. Von der schweren Seidenrobe an, bis herunter zum Zwirnwickel und Stahlfederhalter, findet sich alles bei Mr. Macdougall zusammen, was nur irgend die Farbenmischung von roth und blau und grün ertragen kann. Plaids, Tartans, Mützen und Strümpfe füllen einen Saal, Quincailleriesachen einen andern. Waffen, Schmuck und allerhand Geräth einen dritten und vierten. Vieles davon geht sicherlich in’s Ausland, aber die Plaids und Tartans, so weit sie nicht von Seide sind, bleiben wohl überwiegend im Lande. Wenn der Leser dabei in’s Auge fassen will, daß Mr. Macdougall jedem Clan (deren immer noch über 50 existiren), seine Ehre gönnt, so wird ihm das am besten einen Begriff von der außerordentlichen Ausdehnung dieses Handelshauses geben. Inverneß ist überhaupt eine vorwärts kommende Stadt, „a thriving town“, wie die Engländer sagen, und weist so viel von Handel und Wandel auf, wie an so nördlicher Stelle und bei so dünn gesäeter Bevölkerung nur irgend erwartet werden kann. Etwas zu seiner Blüthe hat wohl der Caledonische Kanal beigetragen, der bei Inverneß beginnend, mit Hülfe des Loch Neß und Loch Lochy, die Ostküste Schottlands mit der Westküste, also mit Glasgow, verbindet. Dennoch haben sich die Erwartungen, die man an das Zustandekommen dieses Kanals knüpfte, nicht völlig erfüllt. Der von Osten

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/245>, abgerufen am 17.05.2024.