Während Woldemar und die Domina miteinander plauderten, erst im Tete-a-Tete, dann in Gegenwart von Rentmeister Fix, ritten Rex und Czako (Fritz mit dem Leinpferd folgend) auf Cremmen zu. Das war noch eine tüchtige Strecke, gute drei Meilen. Aber trotzdem waren beide Reiter übereingekommen, nichts zu über¬ eilen und sich's nach Möglichkeit bequem zu machen. "Es ist am Ende gleichgültig, ob wir um acht oder um neun über den Cremmer Damm reiten. Das bißchen Abendrot, das da drüben noch hinter dem Kirchturm steht ... Fritz, wie heißt er? Welcher Kirchturm ist es? ..." -- "Das ist der Wulkowsche, Herr Haupt¬ mann!" -- "... Also, das bißchen Abendrot, das da noch hinter dem Wulkowschen steht, wird ohnehin nicht lange mehr vorhalten. Dunkel wird's also doch, und von dem Hohenlohedenkmal, das ich mir übrigens gern einmal näher angesehen hätte (man muß so was immer auf dem Hinwege mitnehmen), kommt uns bei Tages¬ licht nichts mehr vor die Klinge. Das Denkmal liegt etwas ab vom Wege."
"Schade," sagte Rex.
"Ja, man kann es beinah' sagen. Ich für meine Person komme schließlich drüber hin, aber ein Mann wie Sie, Rex, sollte dergleichen mehr wallfahrtartig auffassen."
Zehntes Kapitel.
Während Woldemar und die Domina miteinander plauderten, erſt im Tete-a-Tete, dann in Gegenwart von Rentmeiſter Fix, ritten Rex und Czako (Fritz mit dem Leinpferd folgend) auf Cremmen zu. Das war noch eine tüchtige Strecke, gute drei Meilen. Aber trotzdem waren beide Reiter übereingekommen, nichts zu über¬ eilen und ſich's nach Möglichkeit bequem zu machen. „Es iſt am Ende gleichgültig, ob wir um acht oder um neun über den Cremmer Damm reiten. Das bißchen Abendrot, das da drüben noch hinter dem Kirchturm ſteht ... Fritz, wie heißt er? Welcher Kirchturm iſt es? ...“ — „Das iſt der Wulkowſche, Herr Haupt¬ mann!“ — „... Alſo, das bißchen Abendrot, das da noch hinter dem Wulkowſchen ſteht, wird ohnehin nicht lange mehr vorhalten. Dunkel wird's alſo doch, und von dem Hohenlohedenkmal, das ich mir übrigens gern einmal näher angeſehen hätte (man muß ſo was immer auf dem Hinwege mitnehmen), kommt uns bei Tages¬ licht nichts mehr vor die Klinge. Das Denkmal liegt etwas ab vom Wege.“
„Schade,“ ſagte Rex.
„Ja, man kann es beinah' ſagen. Ich für meine Perſon komme ſchließlich drüber hin, aber ein Mann wie Sie, Rex, ſollte dergleichen mehr wallfahrtartig auffaſſen.“
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0134"n="[127]"/><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Zehntes Kapitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Während Woldemar und die Domina miteinander<lb/>
plauderten, erſt im Tete-a-Tete, dann in Gegenwart<lb/>
von Rentmeiſter Fix, ritten Rex und Czako (Fritz mit<lb/>
dem Leinpferd folgend) auf Cremmen zu. Das war noch<lb/>
eine tüchtige Strecke, gute drei Meilen. Aber trotzdem<lb/>
waren beide Reiter übereingekommen, nichts zu über¬<lb/>
eilen und ſich's nach Möglichkeit bequem zu machen.<lb/>„Es iſt am Ende gleichgültig, ob wir um acht oder um<lb/>
neun über den Cremmer Damm reiten. Das bißchen<lb/>
Abendrot, das da drüben noch hinter dem Kirchturm<lb/>ſteht ... Fritz, wie heißt er? Welcher Kirchturm iſt<lb/>
es? ...“—„Das iſt der Wulkowſche, Herr Haupt¬<lb/>
mann!“—„... Alſo, das bißchen Abendrot, das da<lb/>
noch hinter dem Wulkowſchen ſteht, wird ohnehin nicht<lb/>
lange mehr vorhalten. Dunkel wird's alſo doch, und<lb/>
von dem Hohenlohedenkmal, das ich mir übrigens gern<lb/>
einmal näher angeſehen hätte (man muß ſo was immer<lb/>
auf dem Hinwege mitnehmen), kommt uns bei Tages¬<lb/>
licht nichts mehr vor die Klinge. Das Denkmal liegt<lb/>
etwas ab vom Wege.“</p><lb/><p>„Schade,“ſagte Rex.</p><lb/><p>„Ja, man kann es beinah' ſagen. Ich für meine<lb/>
Perſon komme ſchließlich drüber hin, aber ein Mann<lb/>
wie Sie, Rex, ſollte dergleichen mehr wallfahrtartig<lb/>
auffaſſen.“<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[127]/0134]
Zehntes Kapitel.
Während Woldemar und die Domina miteinander
plauderten, erſt im Tete-a-Tete, dann in Gegenwart
von Rentmeiſter Fix, ritten Rex und Czako (Fritz mit
dem Leinpferd folgend) auf Cremmen zu. Das war noch
eine tüchtige Strecke, gute drei Meilen. Aber trotzdem
waren beide Reiter übereingekommen, nichts zu über¬
eilen und ſich's nach Möglichkeit bequem zu machen.
„Es iſt am Ende gleichgültig, ob wir um acht oder um
neun über den Cremmer Damm reiten. Das bißchen
Abendrot, das da drüben noch hinter dem Kirchturm
ſteht ... Fritz, wie heißt er? Welcher Kirchturm iſt
es? ...“ — „Das iſt der Wulkowſche, Herr Haupt¬
mann!“ — „... Alſo, das bißchen Abendrot, das da
noch hinter dem Wulkowſchen ſteht, wird ohnehin nicht
lange mehr vorhalten. Dunkel wird's alſo doch, und
von dem Hohenlohedenkmal, das ich mir übrigens gern
einmal näher angeſehen hätte (man muß ſo was immer
auf dem Hinwege mitnehmen), kommt uns bei Tages¬
licht nichts mehr vor die Klinge. Das Denkmal liegt
etwas ab vom Wege.“
„Schade,“ ſagte Rex.
„Ja, man kann es beinah' ſagen. Ich für meine
Perſon komme ſchließlich drüber hin, aber ein Mann
wie Sie, Rex, ſollte dergleichen mehr wallfahrtartig
auffaſſen.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. [127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/134>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.