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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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"Liebe Tante, sprich, wovon du willst, nur nicht
davon. Das ist ein Wort für kleine Garnisonen. Wir
wissen, was wir zu thun haben. Dienst ist alles, und
Schneidigkeit ist bloß Renommisterei. Und das ist das,
was bei uns am niedrigsten steht."

"Gut, Woldemar; was du da zuletzt gesagt hast,
das gefällt mir. Und in diesem Punkte muß ich auch
deinen Vater loben. Er hat vieles, was mir nicht zu¬
sagt, aber darin ist er doch ein echter Stechlin. Und
du bist auch so. Und das hab ich immer gefunden,
alle die so sind, die schießen zuletzt doch den Vogel ab,
ganz besonders auch bei den Damen.

Dies "bei den Damen" war nicht ohne Absicht
gesprochen und schien auf das bis dahin vorsichtig ver¬
miedene Hauptthema hinüberführen zu sollen. Aber ehe
die Tante noch eine direkte Frage stellen konnte, wurde
der Rentmeister gemeldet, der ihr in diesem Augen¬
blicke sehr ungelegen kam. Die Domina wandte sich
denn auch in sichtlicher Verstimmung an Woldemar und
sagte: "Soll ich ihn fortschicken?"

"Es wird kaum gehen, liebe Tante."

"Nun denn."

Und gleich darnach trat Fix ein.


„Liebe Tante, ſprich, wovon du willſt, nur nicht
davon. Das iſt ein Wort für kleine Garniſonen. Wir
wiſſen, was wir zu thun haben. Dienſt iſt alles, und
Schneidigkeit iſt bloß Renommiſterei. Und das iſt das,
was bei uns am niedrigſten ſteht.“

„Gut, Woldemar; was du da zuletzt geſagt haſt,
das gefällt mir. Und in dieſem Punkte muß ich auch
deinen Vater loben. Er hat vieles, was mir nicht zu¬
ſagt, aber darin iſt er doch ein echter Stechlin. Und
du biſt auch ſo. Und das hab ich immer gefunden,
alle die ſo ſind, die ſchießen zuletzt doch den Vogel ab,
ganz beſonders auch bei den Damen.

Dies „bei den Damen“ war nicht ohne Abſicht
geſprochen und ſchien auf das bis dahin vorſichtig ver¬
miedene Hauptthema hinüberführen zu ſollen. Aber ehe
die Tante noch eine direkte Frage ſtellen konnte, wurde
der Rentmeiſter gemeldet, der ihr in dieſem Augen¬
blicke ſehr ungelegen kam. Die Domina wandte ſich
denn auch in ſichtlicher Verſtimmung an Woldemar und
ſagte: „Soll ich ihn fortſchicken?“

„Es wird kaum gehen, liebe Tante.“

„Nun denn.“

Und gleich darnach trat Fix ein.


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[126/0133] „Liebe Tante, ſprich, wovon du willſt, nur nicht davon. Das iſt ein Wort für kleine Garniſonen. Wir wiſſen, was wir zu thun haben. Dienſt iſt alles, und Schneidigkeit iſt bloß Renommiſterei. Und das iſt das, was bei uns am niedrigſten ſteht.“ „Gut, Woldemar; was du da zuletzt geſagt haſt, das gefällt mir. Und in dieſem Punkte muß ich auch deinen Vater loben. Er hat vieles, was mir nicht zu¬ ſagt, aber darin iſt er doch ein echter Stechlin. Und du biſt auch ſo. Und das hab ich immer gefunden, alle die ſo ſind, die ſchießen zuletzt doch den Vogel ab, ganz beſonders auch bei den Damen. Dies „bei den Damen“ war nicht ohne Abſicht geſprochen und ſchien auf das bis dahin vorſichtig ver¬ miedene Hauptthema hinüberführen zu ſollen. Aber ehe die Tante noch eine direkte Frage ſtellen konnte, wurde der Rentmeiſter gemeldet, der ihr in dieſem Augen¬ blicke ſehr ungelegen kam. Die Domina wandte ſich denn auch in ſichtlicher Verſtimmung an Woldemar und ſagte: „Soll ich ihn fortſchicken?“ „Es wird kaum gehen, liebe Tante.“ „Nun denn.“ Und gleich darnach trat Fix ein.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/133>, abgerufen am 27.11.2024.