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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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bis Huß oder Ziska, und wenn es vielleicht Ungarn
sind, bis auf die Hunyadis zurück, während der erste
wirkliche Czako noch keine zweihundert Jahre alt ist.
Und von diesem ersten wirklichen Czako stammen wir
doch natürlich ab. Erwägen Sie, bevor es nicht einen
wirklichen Czako gab, also einen steifen grauen Filz¬
hut mit Leder oder Blech beschlagen, eher kann es auch
keinen ,von Czako' gegeben haben; der Adel schreibt
sich immer von solchen Dingen seiner Umgebung oder
seines Metiers oder seiner Beschäftigung her. Wenn ich
wirklich noch mal Lust verspüren sollte, mich standes¬
gemäß zu verheiraten, so scheitre ich vielleicht an der
Jugendlichkeit meines Adels und werde mich dann dieser
Stunde wehmütig freundlich erinnern, die mich, wenn
auch nur durch eine Namensverwechslung, auf einen
kurzen Augenblick zu erhöhen trachtete."

Woldemar, seiner Philisterei sich bewußt werdend,
zog sich wieder zurück, während die Schmargendorf treu¬
herzig sagte: "Sie glauben also wirklich, Herr von ...
Herr Hauptmann ... daß Sie von einem Czako her¬
stammen?"

"So weit solch merkwürdiges Spiel der Natur über¬
haupt möglich ist, bin ich fest davon durchdrungen."

In diesem Moment, nach abermaliger Passierung
des Platzes mit der Glaskugel, erreichte das Paar die
Bank unter dem Pflaumenbaumzweige. Die Schmargen¬
dorf hatte schon lange vorher nach zwei großen, dicht
zusammensitzenden Pflaumen hinübergeblickt und sagte,
während sie jetzt ihre Hand danach ausstreckte: "Nun
wollen wir aber ein Vielliebchen essen, Herr Hauptmann;
wo, wie hier, zwei zusammensitzen, da ist immer ein
Vielliebchen."

"Eine Definition, der ich mich durchaus anschließe.
Aber, mein gnädigstes Fräulein, wenn ich vorschlagen
dürfte, mit dieser herrlichen Gabe Gottes doch lieber bis

bis Huß oder Ziska, und wenn es vielleicht Ungarn
ſind, bis auf die Hunyadis zurück, während der erſte
wirkliche Czako noch keine zweihundert Jahre alt iſt.
Und von dieſem erſten wirklichen Czako ſtammen wir
doch natürlich ab. Erwägen Sie, bevor es nicht einen
wirklichen Czako gab, alſo einen ſteifen grauen Filz¬
hut mit Leder oder Blech beſchlagen, eher kann es auch
keinen ‚von Czako‘ gegeben haben; der Adel ſchreibt
ſich immer von ſolchen Dingen ſeiner Umgebung oder
ſeines Metiers oder ſeiner Beſchäftigung her. Wenn ich
wirklich noch mal Luſt verſpüren ſollte, mich ſtandes¬
gemäß zu verheiraten, ſo ſcheitre ich vielleicht an der
Jugendlichkeit meines Adels und werde mich dann dieſer
Stunde wehmütig freundlich erinnern, die mich, wenn
auch nur durch eine Namensverwechslung, auf einen
kurzen Augenblick zu erhöhen trachtete.“

Woldemar, ſeiner Philiſterei ſich bewußt werdend,
zog ſich wieder zurück, während die Schmargendorf treu¬
herzig ſagte: „Sie glauben alſo wirklich, Herr von ...
Herr Hauptmann ... daß Sie von einem Czako her¬
ſtammen?“

„So weit ſolch merkwürdiges Spiel der Natur über¬
haupt möglich iſt, bin ich feſt davon durchdrungen.“

In dieſem Moment, nach abermaliger Paſſierung
des Platzes mit der Glaskugel, erreichte das Paar die
Bank unter dem Pflaumenbaumzweige. Die Schmargen¬
dorf hatte ſchon lange vorher nach zwei großen, dicht
zuſammenſitzenden Pflaumen hinübergeblickt und ſagte,
während ſie jetzt ihre Hand danach ausſtreckte: „Nun
wollen wir aber ein Vielliebchen eſſen, Herr Hauptmann;
wo, wie hier, zwei zuſammenſitzen, da iſt immer ein
Vielliebchen.“

„Eine Definition, der ich mich durchaus anſchließe.
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[109/0116] bis Huß oder Ziska, und wenn es vielleicht Ungarn ſind, bis auf die Hunyadis zurück, während der erſte wirkliche Czako noch keine zweihundert Jahre alt iſt. Und von dieſem erſten wirklichen Czako ſtammen wir doch natürlich ab. Erwägen Sie, bevor es nicht einen wirklichen Czako gab, alſo einen ſteifen grauen Filz¬ hut mit Leder oder Blech beſchlagen, eher kann es auch keinen ‚von Czako‘ gegeben haben; der Adel ſchreibt ſich immer von ſolchen Dingen ſeiner Umgebung oder ſeines Metiers oder ſeiner Beſchäftigung her. Wenn ich wirklich noch mal Luſt verſpüren ſollte, mich ſtandes¬ gemäß zu verheiraten, ſo ſcheitre ich vielleicht an der Jugendlichkeit meines Adels und werde mich dann dieſer Stunde wehmütig freundlich erinnern, die mich, wenn auch nur durch eine Namensverwechslung, auf einen kurzen Augenblick zu erhöhen trachtete.“ Woldemar, ſeiner Philiſterei ſich bewußt werdend, zog ſich wieder zurück, während die Schmargendorf treu¬ herzig ſagte: „Sie glauben alſo wirklich, Herr von ... Herr Hauptmann ... daß Sie von einem Czako her¬ ſtammen?“ „So weit ſolch merkwürdiges Spiel der Natur über¬ haupt möglich iſt, bin ich feſt davon durchdrungen.“ In dieſem Moment, nach abermaliger Paſſierung des Platzes mit der Glaskugel, erreichte das Paar die Bank unter dem Pflaumenbaumzweige. Die Schmargen¬ dorf hatte ſchon lange vorher nach zwei großen, dicht zuſammenſitzenden Pflaumen hinübergeblickt und ſagte, während ſie jetzt ihre Hand danach ausſtreckte: „Nun wollen wir aber ein Vielliebchen eſſen, Herr Hauptmann; wo, wie hier, zwei zuſammenſitzen, da iſt immer ein Vielliebchen.“ „Eine Definition, der ich mich durchaus anſchließe. Aber, mein gnädigſtes Fräulein, wenn ich vorſchlagen dürfte, mit dieſer herrlichen Gabe Gottes doch lieber bis

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/116>, abgerufen am 22.11.2024.