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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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man wieder zusammen. Oder doch wenigstens mit einem
Herren gleichen Namens."

Czako schwieg und nickte nur, weil er Richtig¬
stellungen überhaupt nicht liebte; Woldemar aber, der
jedes Wort gehört und in Bezug auf solche Dinge klein¬
licher als sein Freund, der Hauptmann, dachte, wollte
durchaus Remedur schaffen und bat, das Fräulein darauf
aufmerksam machen zu dürfen, daß der Herr, der den
Vorzug habe, sie zu führen, nicht ein Herr von Baczko,
sondern ein Herr von Czako sei.

Die kleine Rundliche geriet in eine momentane Ver¬
legenheit, Czako selbst aber kam ihr mit großer Cour¬
toisie zu Hilfe.

"Lieber Stechlin," begann er, "ich beschwöre Sie
um sechsundsechzig Schock sächsische Schuhzwecken, kommen
Sie doch nicht mit solchen Kleinigkeiten, die man jetzt,
glaub' ich, Velleitäten nennt. Wenigstens habe ich das
Wort immer so übersetzt. Czako, Baczko, Baczko, Czako,
-- wie kann man davon so viel Aufhebens machen.
Name, wie Sie wissen, ist Schall und Rauch, siehe
Goethe, und Sie werden sich doch nicht in Widerspruch
mit dem bringen wollen. Dazu reicht es denn doch am
Ende nicht aus."

"Hihi."

"Außerdem, ein Mann wie Sie, der es trotz seines
Liberalismus fertig bringt, immer seinen Adel bis
wenigstens dritten Kreuzzug zurückzuführen, ein Mann
wie Sie sollte mir doch diese kleine Verwechslung ehr¬
lich gönnen. Denn dieser mir in den Schoß gefallene
,Baczko' ... Gott sei Dank, daß auch unsereinem noch
was in den Schoß fallen kann ..."

"Hihi."

"Denn dieser mir in den Schoß gefallene Baczko
ist doch einfach eine Rang- und Standeserhöhung, ein
richtiges Avancement. Die Baczkos reichen mindestens

man wieder zuſammen. Oder doch wenigſtens mit einem
Herren gleichen Namens.“

Czako ſchwieg und nickte nur, weil er Richtig¬
ſtellungen überhaupt nicht liebte; Woldemar aber, der
jedes Wort gehört und in Bezug auf ſolche Dinge klein¬
licher als ſein Freund, der Hauptmann, dachte, wollte
durchaus Remedur ſchaffen und bat, das Fräulein darauf
aufmerkſam machen zu dürfen, daß der Herr, der den
Vorzug habe, ſie zu führen, nicht ein Herr von Baczko,
ſondern ein Herr von Czako ſei.

Die kleine Rundliche geriet in eine momentane Ver¬
legenheit, Czako ſelbſt aber kam ihr mit großer Cour¬
toiſie zu Hilfe.

„Lieber Stechlin,“ begann er, „ich beſchwöre Sie
um ſechſundſechzig Schock ſächſiſche Schuhzwecken, kommen
Sie doch nicht mit ſolchen Kleinigkeiten, die man jetzt,
glaub' ich, Velleitäten nennt. Wenigſtens habe ich das
Wort immer ſo überſetzt. Czako, Baczko, Baczko, Czako,
— wie kann man davon ſo viel Aufhebens machen.
Name, wie Sie wiſſen, iſt Schall und Rauch, ſiehe
Goethe, und Sie werden ſich doch nicht in Widerſpruch
mit dem bringen wollen. Dazu reicht es denn doch am
Ende nicht aus.“

„Hihi.“

„Außerdem, ein Mann wie Sie, der es trotz ſeines
Liberalismus fertig bringt, immer ſeinen Adel bis
wenigſtens dritten Kreuzzug zurückzuführen, ein Mann
wie Sie ſollte mir doch dieſe kleine Verwechslung ehr¬
lich gönnen. Denn dieſer mir in den Schoß gefallene
‚Baczko‘ ... Gott ſei Dank, daß auch unſereinem noch
was in den Schoß fallen kann ...“

„Hihi.“

„Denn dieſer mir in den Schoß gefallene Baczko
iſt doch einfach eine Rang- und Standeserhöhung, ein
richtiges Avancement. Die Baczkos reichen mindeſtens

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[108/0115] man wieder zuſammen. Oder doch wenigſtens mit einem Herren gleichen Namens.“ Czako ſchwieg und nickte nur, weil er Richtig¬ ſtellungen überhaupt nicht liebte; Woldemar aber, der jedes Wort gehört und in Bezug auf ſolche Dinge klein¬ licher als ſein Freund, der Hauptmann, dachte, wollte durchaus Remedur ſchaffen und bat, das Fräulein darauf aufmerkſam machen zu dürfen, daß der Herr, der den Vorzug habe, ſie zu führen, nicht ein Herr von Baczko, ſondern ein Herr von Czako ſei. Die kleine Rundliche geriet in eine momentane Ver¬ legenheit, Czako ſelbſt aber kam ihr mit großer Cour¬ toiſie zu Hilfe. „Lieber Stechlin,“ begann er, „ich beſchwöre Sie um ſechſundſechzig Schock ſächſiſche Schuhzwecken, kommen Sie doch nicht mit ſolchen Kleinigkeiten, die man jetzt, glaub' ich, Velleitäten nennt. Wenigſtens habe ich das Wort immer ſo überſetzt. Czako, Baczko, Baczko, Czako, — wie kann man davon ſo viel Aufhebens machen. Name, wie Sie wiſſen, iſt Schall und Rauch, ſiehe Goethe, und Sie werden ſich doch nicht in Widerſpruch mit dem bringen wollen. Dazu reicht es denn doch am Ende nicht aus.“ „Hihi.“ „Außerdem, ein Mann wie Sie, der es trotz ſeines Liberalismus fertig bringt, immer ſeinen Adel bis wenigſtens dritten Kreuzzug zurückzuführen, ein Mann wie Sie ſollte mir doch dieſe kleine Verwechslung ehr¬ lich gönnen. Denn dieſer mir in den Schoß gefallene ‚Baczko‘ ... Gott ſei Dank, daß auch unſereinem noch was in den Schoß fallen kann ...“ „Hihi.“ „Denn dieſer mir in den Schoß gefallene Baczko iſt doch einfach eine Rang- und Standeserhöhung, ein richtiges Avancement. Die Baczkos reichen mindeſtens

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/115>, abgerufen am 22.11.2024.