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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

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weiß, was Sie sagen wollen. Immer der alte Unsinn von Schlaf und Schlagfluß. Aber die Sache liegt einfach so: ,die meisten kriegen ihn von zu wenig.' Und wenn ich ihn denn schon kriegen soll, ich meine den Schlagfluß, so krieg' ich ihn lieber mit einem Rückblick auf glücklich ausgeruhte, als mit einem Rückblick auf fieberhaft abgehaspelte Stunden. Und das mit der Milch ist die Thorheit in der höchsten Potenz und eigentlich schon ein halbes Verbrechen. Unser Magen ist keine Molkerei, nicht einmal eine Selbelanger, und der civilisierte Mensch trinkt abends eine Tasse Thee; das erwärmt ihn und regt ihn an. Und dazu Brot und Fleisch. Oder doch etwas Tödter'schen Aufschnitt. Ohne das geht es nicht, und ich sag' Ihnen geradezu, ohne Tödter tödten Sie sich."

In diesem Wortspiele hatte der alte Geheimrat seine gute Laune wiedergefunden und setzte, während er des Kranken Hand nahm, um noch einmal seinen Puls zu fühlen, in freundlicherem Tone hinzu: "So viel also für die Zukunft und ins Allgemeine. Für den Augenblick aber erbitt' ich mir ein absolutes Stillliegen und immer bis hundert zählen und ein dickes Feder-Deckbett an Stelle dieser nichtssagenden Steppdecke. Denn Sie schleppen einen wahren Erkältungs-Riesen mit sich herum, einen siebenmal

weiß, was Sie sagen wollen. Immer der alte Unsinn von Schlaf und Schlagfluß. Aber die Sache liegt einfach so: ‚die meisten kriegen ihn von zu wenig.‘ Und wenn ich ihn denn schon kriegen soll, ich meine den Schlagfluß, so krieg’ ich ihn lieber mit einem Rückblick auf glücklich ausgeruhte, als mit einem Rückblick auf fieberhaft abgehaspelte Stunden. Und das mit der Milch ist die Thorheit in der höchsten Potenz und eigentlich schon ein halbes Verbrechen. Unser Magen ist keine Molkerei, nicht einmal eine Selbelanger, und der civilisierte Mensch trinkt abends eine Tasse Thee; das erwärmt ihn und regt ihn an. Und dazu Brot und Fleisch. Oder doch etwas Tödter’schen Aufschnitt. Ohne das geht es nicht, und ich sag’ Ihnen geradezu, ohne Tödter tödten Sie sich.“

In diesem Wortspiele hatte der alte Geheimrat seine gute Laune wiedergefunden und setzte, während er des Kranken Hand nahm, um noch einmal seinen Puls zu fühlen, in freundlicherem Tone hinzu: „So viel also für die Zukunft und ins Allgemeine. Für den Augenblick aber erbitt’ ich mir ein absolutes Stillliegen und immer bis hundert zählen und ein dickes Feder-Deckbett an Stelle dieser nichtssagenden Steppdecke. Denn Sie schleppen einen wahren Erkältungs-Riesen mit sich herum, einen siebenmal

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[34/0036] weiß, was Sie sagen wollen. Immer der alte Unsinn von Schlaf und Schlagfluß. Aber die Sache liegt einfach so: ‚die meisten kriegen ihn von zu wenig.‘ Und wenn ich ihn denn schon kriegen soll, ich meine den Schlagfluß, so krieg’ ich ihn lieber mit einem Rückblick auf glücklich ausgeruhte, als mit einem Rückblick auf fieberhaft abgehaspelte Stunden. Und das mit der Milch ist die Thorheit in der höchsten Potenz und eigentlich schon ein halbes Verbrechen. Unser Magen ist keine Molkerei, nicht einmal eine Selbelanger, und der civilisierte Mensch trinkt abends eine Tasse Thee; das erwärmt ihn und regt ihn an. Und dazu Brot und Fleisch. Oder doch etwas Tödter’schen Aufschnitt. Ohne das geht es nicht, und ich sag’ Ihnen geradezu, ohne Tödter tödten Sie sich.“ In diesem Wortspiele hatte der alte Geheimrat seine gute Laune wiedergefunden und setzte, während er des Kranken Hand nahm, um noch einmal seinen Puls zu fühlen, in freundlicherem Tone hinzu: „So viel also für die Zukunft und ins Allgemeine. Für den Augenblick aber erbitt’ ich mir ein absolutes Stillliegen und immer bis hundert zählen und ein dickes Feder-Deckbett an Stelle dieser nichtssagenden Steppdecke. Denn Sie schleppen einen wahren Erkältungs-Riesen mit sich herum, einen siebenmal

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

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  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
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  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/36>, abgerufen am 21.11.2024.