Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.aufeinander getürmten Katarrh. Und der muß erst heraus. Ich kenne die Sommerfrischlinge." Diese letzten Worte waren eigentlich schon im Vorzimmer gesprochen worden, und Eveline, die dem alten Freunde die Hand drückte, frug ihn ängstlich mit ihren Augen. "Is nichts" beruhigte dieser. "Aber es war doch nötig ihm den Kopf zu waschen. Er wird sonst rückfällig." Und den dritten Tag danach saß der leidlich wieder hergestellte Rat in einem Polsterstuhl am Fenster, ein schottisches Reiseplaid um die Füße gewickelt. Es war immer noch ein Wetter zum Erbarmen. Eveline las ihm die Zeitung vor und sagte, während sie hinaus wies: "Ich denke, Hermann, wir lassen ein Feuer machen. Es ist doch nichts behaglicher, als ein warmer Ofen, und eine Lampe mit durchbrochenem Schirm und ein dampfender Theekessel und - Reisepläne für den nächsten Sommer." Er aber nickte nur und sagte: "wie Du willst," und bezeugte durch eine bedingungslose Nachgiebigkeit in diesem und jedem andern Stück, daß das "innere Düppel" einer starken Mannesseele gebrochen war. aufeinander getürmten Katarrh. Und der muß erst heraus. Ich kenne die Sommerfrischlinge.“ Diese letzten Worte waren eigentlich schon im Vorzimmer gesprochen worden, und Eveline, die dem alten Freunde die Hand drückte, frug ihn ängstlich mit ihren Augen. „Is nichts“ beruhigte dieser. „Aber es war doch nötig ihm den Kopf zu waschen. Er wird sonst rückfällig.“ Und den dritten Tag danach saß der leidlich wieder hergestellte Rat in einem Polsterstuhl am Fenster, ein schottisches Reiseplaid um die Füße gewickelt. Es war immer noch ein Wetter zum Erbarmen. Eveline las ihm die Zeitung vor und sagte, während sie hinaus wies: „Ich denke, Hermann, wir lassen ein Feuer machen. Es ist doch nichts behaglicher, als ein warmer Ofen, und eine Lampe mit durchbrochenem Schirm und ein dampfender Theekessel und – Reisepläne für den nächsten Sommer.“ Er aber nickte nur und sagte: „wie Du willst,“ und bezeugte durch eine bedingungslose Nachgiebigkeit in diesem und jedem andern Stück, daß das „innere Düppel“ einer starken Mannesseele gebrochen war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="35"/> aufeinander getürmten Katarrh. Und der muß erst heraus. Ich kenne die <hi rendition="#g">Sommerfrischlinge</hi>.“</p><lb/> <p>Diese letzten Worte waren eigentlich schon im Vorzimmer gesprochen worden, und Eveline, die dem alten Freunde die Hand drückte, frug ihn ängstlich mit ihren Augen. „Is nichts“ beruhigte dieser. „Aber es war doch nötig ihm den Kopf zu waschen. Er wird sonst rückfällig.“</p><lb/> <p>Und den dritten Tag danach saß der leidlich wieder hergestellte Rat in einem Polsterstuhl am Fenster, ein schottisches Reiseplaid um die Füße gewickelt. Es war immer noch ein Wetter zum Erbarmen. Eveline las ihm die Zeitung vor und sagte, während sie hinaus wies: „Ich denke, Hermann, wir lassen ein Feuer machen. Es ist doch nichts behaglicher, als ein warmer Ofen, und eine Lampe mit durchbrochenem Schirm und ein dampfender Theekessel und – Reisepläne für den nächsten Sommer.“</p><lb/> <p>Er aber nickte nur und sagte: „wie Du willst,“ und bezeugte durch eine bedingungslose Nachgiebigkeit in diesem und jedem andern Stück, daß das „innere Düppel“ einer starken Mannesseele gebrochen war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0037]
aufeinander getürmten Katarrh. Und der muß erst heraus. Ich kenne die Sommerfrischlinge.“
Diese letzten Worte waren eigentlich schon im Vorzimmer gesprochen worden, und Eveline, die dem alten Freunde die Hand drückte, frug ihn ängstlich mit ihren Augen. „Is nichts“ beruhigte dieser. „Aber es war doch nötig ihm den Kopf zu waschen. Er wird sonst rückfällig.“
Und den dritten Tag danach saß der leidlich wieder hergestellte Rat in einem Polsterstuhl am Fenster, ein schottisches Reiseplaid um die Füße gewickelt. Es war immer noch ein Wetter zum Erbarmen. Eveline las ihm die Zeitung vor und sagte, während sie hinaus wies: „Ich denke, Hermann, wir lassen ein Feuer machen. Es ist doch nichts behaglicher, als ein warmer Ofen, und eine Lampe mit durchbrochenem Schirm und ein dampfender Theekessel und – Reisepläne für den nächsten Sommer.“
Er aber nickte nur und sagte: „wie Du willst,“ und bezeugte durch eine bedingungslose Nachgiebigkeit in diesem und jedem andern Stück, daß das „innere Düppel“ einer starken Mannesseele gebrochen war.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/37>, abgerufen am 04.07.2024. |